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Familienoffensive gestartet

Neues Finanzierungsmodell bei Kleinkindbetreuung: Stadt Heidelberg strebt Versorgungsquote von über 40 Prozent an

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner will Familien stärken und plant den Ausbau von Betreuungs- und Bildungsplätzen für Kleinkinder unter drei Jahren. Im Rahmen eines Pressegesprächs in der städtischen Kindertagesstätte Kanzleigasse gab er jetzt den Startschuss zur Kampagne „Kinderfreundliches Heidelberg“.

In der Kita Kanzleigasse stellte Dr. Eckart Würzner seine Familienoffensive vor. Die Kleinsten nahmen das Angebot dankend an und prüften die Betreuerqualitäten des Oberbürgermeisters. (Foto: Rothe)
In der Kita Kanzleigasse stellte Dr. Eckart Würzner seine Familienoffensive vor. Die Kleinsten nahmen das Angebot dankend an und prüften die Betreuerqualitäten des Oberbürgermeisters. (Foto: Rothe)

Damit stellte er gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Joachim Gerner und Myriam Feldhaus, Leiterin des städtischen Kinder- und Jugendamtes, das neue Heidelberger Kombimodell zur Förderung der Kleinkindbetreuung vor. Bis zum Jahr 2009 sollen in Heidelberg 600 neue Betreuungsplätzen für Kinder bis drei Jahre in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege entstehen. Dafür sind mittelfristig Investitionen von mehreren Millionen Euro vorgesehen. Der Oberbürgermeister wird dieses für Baden-Württemberg in solchem Umfang einmalige Modell Anfang März dem Gemeinderat präsentieren und in den Haushalt 2007/2008 einbringen.

„Schon vor meinem Amtsantritt als Oberbürgermeister habe ich mich für ein familienfreundliches Heidelberg stark gemacht. Nun geht es an die Umsetzung, denn der demografische Wandel macht auch vor Heidelberg nicht Halt. Wir möchten gerade jungen Familien ermöglichen, in Heidelberg zu bleiben beziehungsweise nach Heidelberg zu ziehen. Ein wesentlicher Standortfaktor dabei ist ein gutes Bildungs- und Betreuungsangebot in der Stadt“, so OB Dr. Würzner. „In einem ersten Schritt bauen wir – wenn der Gemeinderat dem Konzept zustimmt – unser Betreuungsangebot für Kleinkinder aus, weitere Schritte wie die Zusammenführung der Schulkindbetreuung an den Schulen (wodurch wieder neue Räume für die Kleinkindbetreuung auch in städtischen Einrichtungen entstehen), Schulsanierungen, der Ausbau von Ganztagsschulen, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und vieles mehr werden folgen.“

Mit dem Heidelberger Modell werden die Betreuungsplätze für Kinder unter vier Jahren in zwei Stufen ausgebaut:

Zum Kindergartenjahr 2007/2008 sind 300 neue Plätze (200 Plätze in Kindertageseinrichtungen und 100 Plätze in der Kindertagespflege) geplant, wodurch die Versorgungsquote von derzeit rund 25 Prozent auf 35,5 Prozent erhöht wird. Für das Kindergartenjahr 2008/2009 sind noch einmal 300 Plätze vorgesehen. Damit wird ein Versorgungsgrad von 44 Prozent erreicht. Schon heute nimmt Heidelberg einen Spitzenplatz ein – landesweit gibt es nur für neun Prozent der Kinder unter drei Jahren einen passenden Betreuungsplatz. In den westlichen Bundesländern können durchschnittlich 10 Prozent der Kleinen professionell betreut werden, im gesamten Bundesgebiet sind es 14 Prozent. Die östlichen Bundesländer liegen hier mit einer durchschnittlichen Versorgungsquote von 40 Prozent deutlich vorn.

Die neuen Betreuungsplätze für Kleinkinder sollen in Heidelberg vorwiegend in Einrichtungen der freien Träger und in der Kindertagespflege geschaffen werden. Tagespflege ist die Betreuung eines Kindes bei einer qualifizierten Tagesmutter über einen Zeitraum von länger als drei Monaten außer Haus und mehr als 15 Stunden die Woche. Die Tagesmütter sind fachlich geschult und erhalten demnächst in der ganzen Metropolregion nach erfolgreichem Schulungsabschluss einen Qualitätspass. So soll zukünftig auch im Bereich der Tagespflege ein qualifizierter Betreuungs- und Bildungsstandard gewährleistet werden.

Die Finanzierung erfolgt über ein so genanntes Kombimodell: zum einen sollen die städtischen Zuschüsse an die freien Träger deutlich angehoben werden. Zum anderen werden Eltern durch ein neues Gutscheinsystem, das auch für die Tagespflege gilt, unmittelbar entlastet. Die Eltern erhalten einen Gutschein über einen bestimmten monatlichen Betrag, der anteilig zur Finanzierung der Betreuung ihres Kindes in einer Einrichtung oder bei einer Tagesmutter beiträgt. Die genaue Ausgestaltung des Gutscheinmodells, ob einkommensabhängig gestaffelt oder mit festgelegten Zuschüssen für bestimmte Betreuungszeiten, werden die Haushaltsberatungen abschließend zeigen. Der Gemeinderat hat hier für 2007/2008 über ein Volumen von mehreren Millionen Euro zu entscheiden. (ck)