Thema der Woche

„Stadtteilrahmenpläne weisen Wege in die Zukunft“

Fragen an Oberbürgermeisterin Beate Weber zur Wirkung der Stadtteilrahmenplanung

1992 entschied Oberbürgermeisterin Beate Weber, für alle Stadtteile Stadtteilrahmenpläne zu erstellen. Das STADTBLATT befragte sie nach den Auswirkungen der stadtteilbezogenen Rahmenplanung.

Der Jugendtreff Ziegelhausen(linkes Gebäude),ein zentrales Anliegen des Stadtteilrahmenplans Ziegelhausen
Der Jugendtreff Ziegelhausen(linkes Gebäude, rechts schließt sich das Textilmuseum Max Berk an) ein zentrales Anliegen des Stadtteilrahmenplans Ziegelhausen, wurde verwirklicht. (Foto: Rothe)

Was bringen die Stadtteilrahmenpläne für die Menschen in den Stadtteilen?

Beate Weber: Als ich 1992 entschieden habe, für alle 14 Heidelberger Stadtteile Stadtteilrahmenpläne erstellen zu lassen, hatte ich die intensive Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Altstadt im Rahmen der Sanierungsplanungen vor Augen. Diese für alle Bereiche notwendige, vorbildliche Debatte über die Frage, wie man unter Berücksichtigung der vielen funktionalen Erfordernisse noch mehr Lebensqualität im eigenen Stadtteil erreicht, sollte in allen Stadtteilen geführt werden. Klar war von Anfang an, dass ein intensiver Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern geführt werden muss. Wer am Ort wohnt und arbeitet, weiß am besten, wie der eigene Stadtteil, in dem man sich wohlfühlt, aussehen soll. Mit Hilfe vieler Beteiligter ist dies trotz teilweise kontroverser Meinungen gelungen. Die Stadtteilrahmenpläne weisen Wege in die Zukunft und sind eine Planungs- und Entscheidungsgrundlage, um die mich viele Kolleginnen und Kollegen in anderen Großstädten beneiden.

Die Stadtteilrahmenpläne haben keine rechtliche Bindung. Werden ihre Ziele von der Realität nicht ausgehebelt?

Beate Weber: Im Sinne einer integrierten Stadtentwicklung überträgt und konkretisiert die Stadtteilrahmenplanung die Ziele und Leitlinien des Heidelberger Stadtentwicklungsplans auf Stadtteilebene. Die Stadtteilrahmenpläne sind vorausschauender, konzeptioneller Natur. Sie geben Entwicklungslinien vor und machen Vorschläge für Maßnahmen. In diesem Sinne werden sie auch vom Gemeinderat als Selbstbindung beschlossen. Planung muss aber ein offener Prozess sein, der neue Entwicklungen und Erfahrungen aufnimmt und sich an Veränderungen anpasst. Genauso ist die Rahmenplanung angelegt.

Das war mir immer wichtig, denn diese Flexibilität ist ein großer Vorteil. Der Gemeinderat und die Verwaltung, aber auch die Bürgerschaft bekommen mit den Rahmenplänen ein Ziel- und Bewertungsraster an die Hand. Damit wird es möglich zu beurteilen, ob einzelne Maßnahmen in die richtige Richtung gehen oder ob sie den gemeinsam vereinbarten Zielen widersprechen.

Was kommt jetzt, nachdem alle Stadtteile ihren Stadtteilrahmenplan haben?

Beate Weber: Der Gemeinderat hat bei der Fortschreibung des Stadtentwicklungsplanes Heidelberg 2015 unter dem Aspekt der demographischen Entwicklung und dem dazu gehörenden Maßnahmenprogramm die Richtung vorgegeben. Heidelberg will eine familienfreundliche Stadt sein. Die Rahmenbedingungen dazu müssen zuallererst in den Stadtteilen hergestellt und weiterentwickelt werden. Daher hat er die Verwaltung beauftragt, kontinuierliche „Stadtteilkonferenzen“ durchzuführen. Ein zentrales Thema dabei wird die Anpassung der Infrastruktur und die Gestaltung des öffentlichen Raumes sein. Dies erfordert den intensiven Dialog mit den „Expertinnen und Experten vor Ort“. Freuen würde es mich daher, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft aktiv an der Gestaltung ihres Quartiers beteiligen. Nur wer sich in seinem Stadtteil wohl fühlt, wird ganz Heidelberg als lebenswerte Stadt empfinden.