Stadt & Leute

Zum 100. von Hannah Arendt

Vier Veranstaltungen beschäftigen sich mit der „politischen Theoretikerin“, die vier Jahre in Heidelberg lebte

Im Gedenken an Hannah Arendt, die am 14. Oktober 2006 einhundert Jahre alt geworden wäre, hat das Gleichstellungsamt der Stadt Heidelberg mit der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg und dem Deutsch-Amerikanischen Institut vier Veranstaltungen vorbereitet, die sich mit dem Werk von Hannah Arendt beschäftigen.

Hannah Arendt
Hannah Arendt

Als Denken ohne Geländer bezeichnete Hannah Arendt (1906-1975) ihre Arbeit. Von 1925 bis 1929 studierte sie in Heidelberg Philosophie und promovierte bei Karl Jaspers. Nicht nur für Václav Havel gehört sie zu den wichtigsten Gelehrten überhaupt. In ihrer Botschaft an Bürger/innen demokratischer Gesellschaften fordert sie ein Handeln in Verantwortung für sich und für andere.

„Verstehen heißt“, schrieb sie einmal, „die Last, die unser Jahrhundert uns auferlegt hat, untersuchen und bewusst ertragen – und zwar in einer Weise, die weder deren Existenz leugnet noch sich unter deren Gewicht duckt. Kurz gesagt: Verstehen heißt, unvoreingenommen und aufmerksam der Wirklichkeit, wie immer sie ausschauen mag, ins Gesicht zu sehen und ihr zu widerstehen.“

Die ungarische Philosophin Agnes Heller, wie Arendt durch eine Diktatur zur Emigration gezwungen, fasste ihre Faszination in folgende Worte: „Hannah Arendt ist auch einer meiner Freunde im Denken. Weil sie der Versuchung widerstanden hat, ein System zu schaffen, weil sie alle ‚Ismen’ verabscheute, weil sie die Marginalität akzeptierte, ohne sich damit selbst weh zu tun oder zu verbittern. Weil sie in den Begriffen von Vergänglichkeit und Endlichkeit dachte. Weil sie unserem Zeitalter und unserem Wissen keine privilegierte Position in der sogenannten Geschichte zuordnete; weil sie sich ihrer Fehlbarkeit bewusst war; weil sie leidenschaftlich war, aber nie zornig; ... weil ihre Philosophie freundlich und einladend ist.“

Programm

• Mittwoch, 11. Oktober, 20 Uhr, DAI, Sofienstraße 12: Lesung mit Prof. Dr. Rainer M. Holm-Hadulla und Miriam Gruden, freie Schauspielerin: „Aus dem Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Karl Jaspers“.

• Dienstag, 17. Oktober, 20 Uhr, Buchhandlung Himmelheber, Theaterstraße 16: Vortrag von Dr. Susanne Himmelheber: „Wie Wetter ohne Schirm“ – Rahel Varnhagen, eine deutsche Jüdin aus der Romantik im Werk von Hannah Arendt.

• Mittwoch, 8. November, 20 Uhr, DAI, Sofienstraße 12: Vortrag von Mechthild und Dr. Andreas Hetzel: „Damit ein Anfang sei...“ – Hannah Arendt über Verzeihen und Versprechen.

• Freitag, 10. November, 20 Uhr, DAI, Sofienstraße 12: Vortrag und Lesung von Prof. Dr. Antonia Grunenberg: „Hannah Arendt und Martin Heidegger“.