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Wie behinderte Jugendliche in den Beruf finden

Sonderschulrektor Winfried Monz zu Übergangschancen auf den Arbeitsmarkt

Wie kann es gelingen, dass Jugendliche mit Behinderung den Weg auf den ersten Arbeitsmarkt finden? Das Regionale Bildungsbüro Heidelberg widmet sich seit geraumer Zeit dieser Frage und agiert als Vernetzer zwischen Schulen und Arbeitgebern in Heidelberg. Ein wichtiger Kooperationspartner ist die Graf-von-Galen-Schule im Pfaffengrund. Ein stadtblatt-Gespräch mit Sonderschulrektor Winfried Monz.

Unterstützt Jugendliche mit Behinderung beim Übergang in den Beruf: Sonderschulrektor Winfried Monz
Unterstützt Jugendliche mit Behinderung beim Übergang in den Beruf: Sonderschulrektor Winfried Monz (Foto: Dorn)

Herr Monz, wie kann der Übergang von jungen Menschen mit Behinderung in den Beruf gelingen?

Winfried Monz: Ob junge Menschen mit Behinderung den Übergang von der Schule in den Beruf schaffen, hängt in hohem Maße auch von der Akzeptanz und dem Interesse der professionellen Partner, also den Betrieben, dem Integrationsfachdienst und der Agentur für Arbeit und natürlich auch der Öffentlichkeit ab. Die Graf-von-Galen-Schule widmet sich seit über zehn Jahren sowohl der inneren Schulentwicklung insbesondere der Berufsschulstufe, als auch dem Auf- und Ausbau eines tragfähigen Netzwerkes, um für einen beachtlichen Teil der Schülerinnen und Schüler den Weg auf den ersten Arbeitsmarkt solide vorzubereiten und zu ermöglichen – sofern die Schüler dies wünschen. Zielsetzung der Graf-von-Galen-Schule ist es, den Schülern durch Erfahrungs-, Praktikums- und Reflexionsangebote Entscheidungsspielräume zu eröffnen, die ihnen und ihren Fähigkeiten entsprechen, und die Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt ebenso einschließen wie Arbeitsplätze in besonderen Formen wie etwa der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen.

Wie sind die Chancen von Jugendlichen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt?

Monz: Ausgangspunkt aller Aktivitäten im Übergang von der Schule in den Beruf sind die Schüler selbst. Diese erreichen heute Kompetenzen, die ihnen vor einigen Jahrzehnten kaum zugetraut worden wären. Vielleicht war es daher nur eine Frage der Zeit, dass die jungen Leute selbst ihren Wunsch nach Arbeitsmöglichkeiten auf dem ersten Arbeitsmarkt gegenüber ihren Eltern und Lehrkräften artikulieren. Schule muss diese Äußerungen aufnehmen. Wir gehen inzwischen davon aus, dass Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt dauerhaft für ein Viertel bis ein Drittel der Schüler möglich und von diesen gewünscht sind.

Woran arbeiten Sie konkret, um den Übergang von behinderten Jugendlichen in den Beruf zu verbessern?

Monz: Die Graf-von-Galen-Schule entwickelt ihre Konzeption weiter und bereitet zurzeit die Einrichtung einer „Berufsvorbereitenden Einrichtung (BVE)“ vor. Zudem wurden in diesem Schuljahr mit Unterstützung und Moderation des Regionalen Bildungsbüros Heidelberg, die Kontakte zu den beruflichen Schulen der Stadt intensiviert, diese Aktivitäten haben bereits zu ersten konkreten gemeinsamen Aktivitäten geführt.

Symposion Inklusion

„Inklusion – Herausforderungen für die (Stadt-)Gesellschaft“ ist der Titel eines Symposiums, das die SRH Hochschule Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Stadt Heidelberg und dem Beirat von Menschen mit Behinderungen am Freitag, 29. Juni 2012, veranstaltet. Das Symposium stellt sich ausgewählten Fragen dazu, wie sich die Gesellschaft, das Bildungswesen, die Arbeitswelt nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch die Bundesrepublik Deutschland fit machen kann, damit Menschen mit Behinderung und Nichtbehinderung gleichwertig leben, lernen und arbeiten können. Neben Vorträgen von Bürgermeister Dr. Joachim Gerner und Prof. Dr. Peter Baumeister von der SRH Hochschule Heidelberg, gibt es auch Beispiele aus der Praxis wie Inklusion im Kindergarten „Pusteblume“ oder Inklusion im Freizeitbereich am Beispiel des neuen Heidelberger Theaters. Programminfos online unter www.fh-heidelberg.de.

Was ist Inklusion?

Das Wort Inklusion kommt aus dem Lateinischen (inclusio – Einschluss) und bedeutet Einbeziehung, eingeschlossen sein, dazugehören. Inklusion geht von einer vielfältigen Gesellschaft aus, in der niemand ausgeschlossen wird. Menschen mit Behinderung werden von Anfang an wahrgenommen, anerkannt und selbstverständlich angenommen.  (eu)

Weitere Informationen unter www.heidelberg.de/inklusion