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Drei junge Wilde ziehen ins Elefantenhaus

Im Tiergarten Heidelberg entsteht die erste Jungbullen-Wohngemeinschaft in einem deutschen Zoo

In etwa sieben bis acht Wochen werden im neuen Elefantenhaus des Heidelberger Zoos drei junge Elefantenbullen einziehen. Voi Nam (8 Jahre) aus Leipzig, Thai (5 Jahre) aus Hamburg und Tarak (4 1/2 Jahre) aus Hannover bilden dann die erste Elefanten-Jungbullengruppe in einem deutschen Zoo.

Voi Nam aus Leipzig (Foto: Zoo Leipzig), Thai aus Hamburg (Foto: Wilkens Tarak aus Hannover) (Mitte)
Voi Nam aus Leipzig (Foto: Zoo Leipzig), Thai aus Hamburg (Foto: Wilkens Tarak aus Hannover) (Mitte) (Foto: Zoo Hannover)

Während auf der Baustelle des Elefantenhauses noch eifrige Betriebsamkeit herrscht, sind die Pläne, wer in das neue Haus einziehen soll, bereits fix und fertig. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Asiatische Elefanten hat drei Jungbullen aus Deutschland als Gründungsmitglieder der ersten Jungbullen-WG auf deutschem Boden ausgewählt. Es sind:

  • Voi Nam, geboren am 05.04.2002 im Zoo Leipzig
  • Thai, geboren am 26.11.2004 im Tierpark Hagenbeck, Hamburg
  • Tarak, geboren am 28.10.2005 im Zoo Hannover

„Wir sind mit der Auswahl des EEP sehr zufrieden.“ freut sich Dr. Klaus Wünnemann, Direktor des Zoos Heidelberg. „Alle drei Tiere kommen aus guten Zuchtgruppen, haben genetisch einen hohen Wert für die Zucht und sind einfach tolle Tiere.“ In den letzten Wochen hat der Tiergarten Heidelberg mit den Zoos, in denen die drei Elefantenbullen geboren wurden, eine lange Liste von Punkten besprochen. Da spielen Impfungen und Lebenslauf, Organisation der Transporte, Einstellungsverträge, Besuche der Heidelberger Elefantenpfleger bei ihren zukünftigen Schützlingen und viele weitere Details eine wichtige Rolle.

Weil alle Tiere aus Deutschland stammen, sind die Transportzeiten und damit die Belas-
tungen für die Tiere gering. „Dass alle Elefanten seit ihrer Geburt die deutsche Sprache hören ist weniger entscheidend. Eher schon, dass sich die bisherigen und künftigen Pfleger der Elefantenbullen gut verständigen können.“ In Heidelberg werden die Tiere im geschützten Kontakt gehalten werden, das heißt die Pfleger befinden sich nie mit dem Tier im selben Raum. Alle Pflegevorgänge – wie Fußpflege – werden an einer speziellen Trainingswand durchgeführt. Dafür müssen die Heidelberger Elefantenpfleger genau wissen, wie bislang mit den Tieren gearbeitet und welche Kommandos verwendet wurden. In den nächsten Wochen werden Tierpfleger aus Heidelberg in Hannover, Hamburg und Leipzig all dies lernen und genau dokumentieren.

Die Jungbullengruppe ist sehr wichtig für die Zucht Asiatischer Elefanten in Europa, die seit einigen Jahren immer besser läuft. Heidelberg wird der Jungbullengruppe als Zwischenstation auf ihrem Weg zur Position des Zuchtbullen mit eigener Herde dienen. „Wir wollen die jungen Wilden intensiv betreuen und im geschützten Kontakt so trainieren, dass sie optimal auf ihre spätere Rolle vorbereitet sind. Wenn sie uns im Alter von ca. 13 Jahren verlassen werden, sollen sie ohne Probleme in die Zuchtgruppen integriert werden können“, schaut Dr. Wünnemann nach vorn. „Das bedeutet viel Arbeit, wird aber auch sehr spannend sein, denn es liegen noch sehr wenige Erfahrungen mit solchen Gruppen vor. Und auch für unsere Besucher wird die Beobachtung der jungen Elefantenbullen und ihrer Entwicklung sicher ein faszinierendes Erlebnis werden.“