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Stadtwerke Heidelberg atomkraftfrei bis 2017
Am 29. Juli stellten Rudolf Irmscher, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg, und Michael Teigeler, Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Energie, im Umweltausschuss der Stadt vor, wie der Strommix des Unternehmens bis zum Jahr 2017 atomkraftfrei werden soll – fünf Jahre vor dem Termin, den sich die Bundesregierung für den Atomausstieg gesetzt hat. Damit antworteten sie auf eine Anfrage der Fraktionsgemeinschaft Grüne/ generation hd anlässlich der Ereignisse in Japan Anfang des Jahres.
„Wir sind bereits seit längeren auf dem Weg“, betonte Rudolf Irmscher: „Nicht erst seit Fukushima.“ Eine Basis ist das Klimaschutzkonzept des Unternehmens, entwickelt im Jahr 2008; inzwischen ist es in die Energiekonzeption 2020 gemündet und legt den Fahrplan für die nächsten Jahre fest.
Schon heute haben die Stadtwerke Heidelberg einen Anteil von 43 Prozent erneuerbarer Energien in ihrem Strommix; damit liegen sie weit über den 17 Prozent, den der bundesdeutsche Mix vorweisen kann. Nun geht es darum, den Anteil der regenerativen Energien weiter zu erhöhen. Da die Stadtwerke Heidelberg bisher nur wenig Strom selbst erzeugen, steht damit auch der Ausbau eigener Erzeugungskapazitäten an. Insgesamt beruht die Strategie die Stadtwerke Heidelberg auf vier Säulen:
Der weitere Ausbau dezentraler Anlagen nach dem Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG). In den letzten Jahren sind in und um Heidelberg 35 Fotovoltaikanlagen und 15 Blockheizkraftwerke, davon sechs mit Bio- oder Klärgas betrieben, entstanden. Künftig wollen die Stadtwerke Heidelberg diese kleinen Kraftzentralen auf Basis der hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) weiter ausbauen. Außerdem prüfen sie, welche Möglichkeiten es gibt, EEG-Anlagen zu finanzieren. Dabei sind auch Modelle zur Beteiligung der Bürger vorstellbar.
Notwendig sind aber auch größere Anlagen, die den Energiemix durch Eigenerzeugung aus regenerativen Energien verändern. Zeitlich am nächsten vor der Umsetzung steht ein Holz-Heizkraftwerk. Baustart ist noch dieses Jahres, und Ende des Jahres 2012/Anfang 2013 soll das Kraftwerk auf dem Werksgelände im Pfaffengrund umweltfreundlich Fernwärme und Strom produzieren: 80.000 Megawattstunden Wärme und 24.000 Megawattstunden Strom jährlich.
Als weiteren größeren Baustein prüfen die Stadtwerke Heidelberg außerdem die Geothermie. Auch hier soll neben Wärme Strom entstehen. Das Fernwärmenetz in Heidelberg stellt das Rückgrat für die Nutzung der Erdwärme dar. Erste seismische Prüfungen wurden schon durchgeführt; jetzt plant das Unternehmen die Prüfung des Untergrunds in drei Dimensionen, um Sicherheit bei den nächsten Schritten haben.
Gleichzeitig wird sich der Anteil des EEG-Ökostroms am bundesdeutschen Strommix erhöhen, so dass der Ökostromanteil an der Strombeschaffung in den nächsten Jahren sukzessive steigt. Damit verringert sich das Delta des Graustroms – meist Strom aus Kohle und Atomkraft – immer weiter.
Um die verbleibende Lücke zu schließen, ist eine weitere Alternative gefragt: Denn mit dem geplanten Holz-Heizkraftwerk ist das Potenzial an verfügbaren Holz-Ressourcen in der Region weitgehend ausgeschöpft, und für Solaranlagen ist der Platz in Heidelberg begrenzt. Daher prüfen die Stadtwerke Heidelberg Erzeugungsanlagen auf Gasbasis mit Kraft-Wärme-Kopplung. Diese Anlagen sind sehr flexibel zu führen und ermöglichen es so, erneuerbare Energien, die je nach Wetterlage unregelmäßig erzeugt werden, effektiv in die Energiesysteme zu integrieren. Wie das Vorgehen genau aussieht, wird davon abhängen, wie sich die politischen Instrumente zur Förderung von dezentralen Erzeugungsanlagen entwickeln.
„Auf Basis unserer vier Säulen für den Umbau können wir, eine sichere Finanzierung vorausgesetzt, atomenergiefreien und CO2-reduzierten Strombezug ab dem Jahr 2017 realisieren“ resümiert Michael Teigeler.
Wenn es im Jahr 2017 soweit ist, wird voraussichtlich ein Viertel des Stroms, den die Stadtwerke Heidelberg verteilen, aus gasbetriebenen KWK-Anlagen kommen und drei Viertel aus vor Ort produzierten oder zugekauften erneuerbaren Energien.