Stimmen aus dem Gemeinderat

SPD

Reiner Nimis

Wohnen im Umbruch

Reiner Nimis

Gesellschaftliche Entwicklungen, demografischer Wandel, sozioökonomische Veränderungen und technischer Fortschritt, aber auch politische Entscheidungen, beeinflussen immer stärker den Wohnungsmarkt. Klar erkennbar ist der Trend, weg von der „Normalfamilie“, hin zu einer Vielzahl von Lebensformen und -gemeinschaften. Der Anteil der Alleinerziehenden wird steigen, ebenso die Nachfrage nach Senioren-Wohnungen. Tendenziell werden diese Haushalte eher zu den einkommensschwächeren zählen. Deren Versorgung mit angemessenem Wohnraum wächst zu einer wichtigen sozialpolitischen Aufgabe heran.

Jeder fünfte Erwerbstätige wird künftig seine Arbeit zumindest teilweise von zu Hause erledigen. Dementsprechend wachsen die Anforderungen an Zuschnitt, Größe und Ausstattung der Wohnungen. Neue Ansprüche von Familien oder Senioren zur Verfügbarkeit medizinischer Anwendungen und sonstiger der Gesundheitsvorsorge und der Sicherheit dienender Möglichkeiten in der Wohnung entstehen. Ein ansprechendes Wohnumfeld, soziale Netzwerke, funktionierende „Wohnquartiere“ gewinnen an Bedeutung. Großwohnanlagen werden weniger nachgefragt. Die ökonomische Basis der Haushalte wird schmaler und besonders durch den Anstieg der Betriebs- und Heizkosten belastet. Energiesparendes Bauen und die Begrenzung der übrigen Betriebskosten sind deshalb dringend angesagt.

In den Neubaugebieten „Im Bieth“ und „Schollengewann“ und der „Bahnstadt“ will die Stadt solch modernen Ansprüchen Rechnung tragen. Das wird allerdings kaum „billig“ zu machen sein. Nicht weniger aufwendig wird es, wenn man daran geht, den Altwohnungsbestand energetisch zu sanieren.

Vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise und unsicherer Beschäftigungsverhältnisse, geplagt von Finanzierungsproblemen und Zukunftsängsten, wollen oder können private Bauherren das Abenteuer des Häuslebauens gar nicht erst anpacken.

Auch eine andere Entwicklung gewinnt an Bedeutung: Die Wohnungsnachfrage geht deutschlandweit zurück. In Heidelberg kommt hinzu, dass nach einem möglichen Abzug der amerikanischen Streitkräfte quasi zwei komplette Stadtteile, „Mark-Twain-Village“ und „Patrick-Henry-Village“ (sowie viele Wohnungen im privaten Bereich) für die Versorgung mit Wohnraum zur Verfügung stehen.

In dieser Gemengelage gilt es, richtige, gewiss auch mutige Entscheidungen zu treffen oder sie zumindest vorzubereiten. Das Modell „Wohnungsbaugenossenschaft“, das sich über Jahrzehnte hinweg als erfolgreich bei der Lösung von schwierigen Aufgaben in der Wohnungsversorgung erwiesen hat, könnte hier einen Weg aufzeigen.