Stadt & Leute

„Erlebniseinkauf mit Charme und Flair“

Innenstadtforum Einzelhandel legt Empfehlungen zur Stärkung des Einzelhandels in der Heidelberger Innenstadt vor

Erfolgreiches Ende eines intensiven Beteiligungs- und Dialog-Prozesses: Das Innenstadtforum Einzelhandel kam am 12. Juni zu seiner vierten und letzten Sitzung im Rathaus zusammen und verständigte sich auf einen umfangreichen Katalog an Empfehlungen zur Attraktivitätssteigerung des innerstädtischen Einzelhandels.

Mitglieder des Innenstadtforums Einzelhandel übergeben ihre Empfehlungen dem Oberbürgermeister. (Foto: Rothe)
Mitglieder des Innenstadtforums Einzelhandel übergeben ihre Empfehlungen dem Oberbürgermeister. (Foto: Rothe)

Vertreter des Innenstadtforums, des Moderatorenteams und der Verwaltung überreichten die Empfehlungen am 13. Juni an Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner. Sie sind eine wichtige Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat, der sich am 23. Juli mit ihnen befasst. Vorher werden sie am 10. Juli im Bezirksbeirat Altstadt und Bergheim und am 15. Juli im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss beraten.

OB Würzner bedankte sich bei den Teilnehmern des Forums für die äußerst engagierte und konstruktive Arbeit der vergangenen Monate. Das Forum sei eingerichtet worden, um alle Interessengruppen am Prozess zu beteiligen und ihr Meinungsbild einzuholen, bevor die Politik die Entscheidungen fällt. Würzner betonte: „Mir ist es wichtig, dass auch die kritischen Stimmen gehört werden. Ich selbst habe kein Interesse an einem bestimmten Standort, aber großes Interesse an einer konkreten Perspektive.“

Qualitative und quantitative Verbesserung des Angebotes

Und konkrete Perspektiven hat das Forum erarbeitet. In vier Sitzungen von Januar bis Juni und auf einer Exkursion nach Maastricht am 15. März wurde diskutiert und zusammengetragen, mit welchen Strategien und Maßnahmen der innerstädtische Einzelhandel gestärkt und aufgewertet werden könnte. Zunächst wurde ein von allen Teilnehmern „unterschriebenes“ Oberziel definiert: Stärkung des innerstädtischen Einzelhandels und Weiterentwicklung der Angebotsstruktur zur Verbesserung der Kaufkraftbindung aus der Stadt und dem Umland unter Berücksichtigung der innerstädtischen Nutzungsvielfalt. Anschließend verständigte man sich im Forum auf qualitative Ziele und Begleitmaßnahmen und machte Vorschläge für eine optimierte Branchenprofilierung. Mehrheitlich wurde festgestellt, dass eine qualitative und quantitative Verbesserung des Angebotes nur über Flächenerweiterungen erreicht werden kann.

Standort-Favorit Theaterstraße

Grundsätzliches Ziel sollte aus Sicht des Innenstadtforums Einzelhandel sein, die heutige 1a-Lage zu stärken. Hierfür wird empfohlen, nach dem sogenannten „Knochenprinzip“ das Einzelhandelsangebot an den Polen der heutigen 1a-Lage in Verbindung mit einer Aufwertung des öffentlichen Raumes auszubauen. Welche Standorte für solche potenziellen Erweiterungen in Frage kämen, wurde in der dritten Sitzung des Forums konkretisiert. „Eine Entwicklung sollte vor dem Hintergrund der Flächenmobilisierung an mehreren Standorten ansetzen“, heißt es dazu in den Empfehlungen. Priorität hat laut Forum eine Entwicklung im östlichen Bereich der 1a-Lage Hauptstraße, konkret die Theaterstraße. Hier könne man sich die Ansiedlung eines Einzelhandelsmagneten vorstellen, bei gleichzeitiger Verbesserung der Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes.

Als alternative Entwicklungsoption oder als Alternativstandort für zu verlagernde Funktionen (Kinos, universitäre Nutzungen, kulturelle Angebote) wurde der Standort Krahnengasse gewertet. Im Bereich des Bismarckplatzes sieht das Forum die Notwendigkeit, weitere Impulse zu setzen für ein modernes und konkurrenzfähiges Einzelhandelsangebot und zur Stärkung des öffentlichen Raumes. Vorrangig sollte das Postgebäude in Erwägung gezogen werden, was Synergieeffekte auf die Plöck und ihre Seitenstraßen nach sich ziehen könnte. Überhaupt solle bei der räumlichen Entwicklung die „Knochenstruktur“ – die Hauptstraße unter Einbeziehung der Seitenstraßen – besondere Beachtung finden.

Ergebnisoffener Prozess

Die Empfehlungen des Einzelhandelsforums – nach einer Ideensammlung der Mitglieder mit „Altes neu entdecken: Erlebniseinkauf mit Charme und Flair“ überschrieben – dokumentieren den Verlauf der Sitzungen und der Diskussionen. Da das Forum bewusst als ergebnisoffener Prozess angelegt war, sind alle Positionen der Forumsteilnehmer aufgenommen worden und in die Empfehlungen eingeflossen – auch die Meinungen und Anregungen, die von der Mehrheitsmeinung des Forums abweichen.

Somit ist es in beispielhafter Weise gelungen, die unterschiedlichen Positionen und Erwartungen der verschiedenen Interessengruppen transparent zu machen und in den Prozess zu integrieren. Der Anfang der Woche von den „Bürgern für Heidelberg“ und der „Initiative für eine lebenswerte Altstadt“ verkündete „Austritt“ aus dem Forum wurde von den übrigen Forumsmitgliedern bedauert. Gleichzeitig wurde jedoch betont, dass dies den erfolgreichen Verlauf des Forums nicht beeinträchtigt habe.

Die Forumssitzungen wurden von einem externen Moderatorenteam geleitet. Die Kosten für den gesamten Beteiligungsprozess belaufen sich auf circa 50.000 Euro.

Die Empfehlungen des Innenstadtforums sind nachzulesen unter www.heidelberg.de.

Info zum Forum

Das Innenstadtforum Einzelhandel hatte die Aufgabe, bis zum Sommer 2008 eine konkrete Empfehlung an den Gemeinderat zu erarbeiten, wie der innerstädtische Einzelhandel gestärkt werden kann. Teilnehmer des Forums waren Vertreter der Gemeinderats, der Bezirksbeiräte Altstadt und Bergheim, der Stadtteilvereine Altstadt und Bergheim, des Vereins Bürger für Heidelberg, der Initiative Lebenswerte Altstadt, der Verbände und Organisationen der Wirtschaft und des Einzelhandels, der Architektenkammer Heidelberg, des Verbandes der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer Heidelberg und Umgebung e.V. sowie des Beirats zur Gesamtanlagenschutzsatzung. (di)