Stadt & Leute
Ein Verlag und 23 Gesichter
Friedrich-Ebert-Gedenkstätte zeigt eine Ausstellung über den 125-jährigen Verlag J.H.W. Dietz Nachf.
Im Jahre 1881 gründete Johann Heinrich Wilhelm Dietz in Stuttgart den Verlag J.H.W. Dietz. Als „Verlag J.H.W. Dietz Nachf.“ blickte er 2006 auf sein 125-jähriges Bestehen zurück. Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn nahm das zum Anlass, eine Ausstellung über den Verlag Dietz zusammenzustellen. Die ist jetzt bis 7. September in der Heidelberger Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte zu sehen.
Dass sich die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung dieses Sujets annahm, hat einen Grund: Gilt doch der Verlag J.H.W. Dietz Nachf. als traditionsreichster sozialdemokratischer Verlag.
Die Ausstellung zeigt mit 24 Bannern und 13 Vitrinen anhand zahlreicher seltener Exponate die Entwicklung des Unternehmens. Dessen Geschichte spiegelt ein Stück wichtiger und bewegter deutscher Geschichte wider: von der Zeit der Sozialistengesetze und des späten Kaiserreichs über die Weimarer Republik bis in die Gegenwart. Schwerpunkte der Ausstellung sind die Bestseller des Verlags (angefangen bei August Bebels „Frau und Sozialismus“), die Produktion zum Thema Arbeiterleben und Arbeiterkultur sowie die Bedeutung des Verlags im antifaschistischen Kampf.
Von den Nationalsozialisten wurde der Verlag verboten, der Verlagsname eingezogen und aus allen Registern gelöscht. Ein Akt, der erst 1957 wieder rückgängig gemacht wurde. Auf der anderen Seite versuchte nach dem Krieg die SED, den Namen Dietz-Verlag für sich zu besetzen. Heute ist der Verlag J.H.W. Dietz Nachf. ein angesehenes Haus für das politische Buch, und die Ausstellung darüber ist sehenswert für Bücherfreunde und Geschichtsinteressierte gleichermaßen.
„Ein Verlag zeigt sein Gesicht. 125 Jahre Verlag J.H.W. Dietz Nachf.“ ist der Titel, unter dem die Ebert-Gedenkstätte die Ausstellung in der Pfaffengasse 18 präsentiert. Das Ausstellungsplakat zeigt allerdings 23 Gesichter von Persönlichkeiten, die irgendwann einmal in dem Verlag publizierten; darunter gut und weniger gut bekannte.
Hierin liegt die Herausforderung für die Ausstellungsbesucher/innen: Wer in der Lage ist, allen 23 abgebildeten Persönlichkeiten die richtigen Namen zuzuordnen – was, wenn man sich in der Ausstellung aufmerksam umschaut, nicht unlösbar ist –, kann interessante Buchpreise (darunter die umfassende Ebert-Biografie von Walter Mühlhausen) gewinnen.
Die Ebert-Gedenkstätte ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, geöffnet. Der Eintritt ist frei. (br.)