Stadt & Leute

Die Justiz unter einem Dach vereint

Klares Bekenntnis des Landes zum Justizzentrum Heidelberg – PPP-Pilotprojekt mit der Züblin Development GmbH – Baupläne vorgestellt

Ein klares Bekenntnis zum Justizzentrum Heidelberg und ein Entgegenkommen des Landes bei der Architektur des Gebäudes waren die zentralen Botschaften einer Informationsveranstaltung, die am 3. März im Landgericht stattfand.

Das frühere Finanzamt. Hier soll das neue Justizzentrum entstehen.
Das frühere Finanzamt, ein Fall für die Abrissbirne. Hier soll das neue Justizzentrum entstehen. (Foto: Stadt Heidelberg)

Finanzminister Gerhard Stratt-
haus und Justizminister Prof. Dr. Ulrich Goll stellten dem Gemeinderat, dem Bezirksbeirat und der Bürgerinitiative „Lebendige Bahnhofstraße“ das geplante Behördenzentrum vor, das auf dem Gelände des ehemaligen Finanzamtes entstehen soll.

„Es geht hier um ein wichtiges Projekt nicht nur für das Land Baden-Württemberg, sondern auch für die Stadt Heidelberg. Dass die Landesregierung bei der Vorstellung der Planungen gleich mit zwei Ministern vertreten ist, zeigt, welch hohen Stellenwert das Land dem Projekt beimisst“, sagte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner bei der Begrüßung.

Das Behördenzentrum ist ein Public-Private-Partnership (PPP)-Pilotprojekt des Landes mit der Züblin Development GmbH. Züblin erwirbt das Areal Kurfürsten-Anlage 15-23 mit den bestehenden Gebäuden, in denen derzeit das Landgericht, das Amtsgericht und die Staatsanwaltschaft untergebracht sind. Zunächst wird das leerstehende ehemalige Finanzamtsgebäude abgerissen, um auf diesem Grundstücksteil einen Neubau für die Justizbehörden zu errichten. Nach dem Umzug der Justiz in den Neubau sollen in zwei weiteren Baublöcken Büros, Wohnungen und Geschäfte entsprechend dem Ergebnis des städtebaulichen Ideenwettbewerbs aus dem Jahre 2005 entstehen.

Damit im Behördenzentrum alle Justizbehörden unter einem Dach vereint werden können, muss der geplante Baukörper größer als das ehemalige Finanzamt werden und über sechs Geschosse verfügen. Entsprechend dem städtebaulichen Entwurf von Franz Pesch, der als Sieger aus dem Ideenwettbewerb hervorging, soll die Bahnhofstraße ausgehend von ihrem östlichen Ende künftig durchgängig eine Breite von 18 Metern erhalten. Die neuen Fassaden in der Bahnhofstraße würden entsprechend weiter nach Süden vorspringen. Insbesondere gegen die Zahl von sechs Geschossen und den Rückbau der überbreiten Bahnhofstraße, der mit einem Verlust von Bäumen verbunden wäre, gab es Kritik aus dem Stadtteil. Bezirksbeiräte und Bürgerinitiative formulierten ihre Einwände und Anregungen.

Beide Minister sehen jedoch keine Alternativen zur vorgestellten Planung, wenn die Justizbehörden im Zentrum Heidelbergs verbleiben sollen. Die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen in den Gebäuden könnten im Interesse der über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht länger toleriert werden. Allerdings signalisierten das Land und die Firma Züblin, dass man der Kritik gegen die Architektur entgegenkommen wolle. So sollen Fassade und sechstes Geschoss des Behördenzentrums mehr Leichtigkeit und Transparenz bekommen. Entsprechend präsentierte Züblin-Geschäftsführer Thomas Hohwieler einen neuen Entwurf mit einem verglasten und gegenüber den darunter liegenden leicht zurückspringenden sechsten Geschoss. Neu geplant ist außerdem, die Höhe der beiden benachbarten Baublöcke zur Bahnhofstraße hin auf vier Geschosse zu reduzieren.

„Für uns ist ganz wichtig, dass die Justiz in einem Gebäude untergebracht wird, deshalb brauchen wir das sechste Geschoss, sonst wäre es wirtschaftlich nicht mehr tragbar“, betonte Finanzminister Stratthaus. „Es wäre schade, wenn ein wirklich gutes PPP-Projekt scheitern würde“, so Stratthaus weiter.

„Ich werde nie etwas anderes anstreben als eine gemeinsame Unterbringung“, unterstrich auch Justizminister Dr. Goll und verwies auf seine „Fürsorgepflicht für die Menschen, die hier arbeiten“.

Gewollte Urbanität

Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg sieht die Planung des Landes weitgehend im Einklang mit dem Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs. „Ich habe die Sorge, wenn dieses Projekt nicht realisiert wird, dass die Baukörper so liegen bleiben – das wäre die schlechteste aller Lösungen“, warnte der Baubürgermeister vor den Folgen des „Alles so lassen, wie es ist“.

„Wir sollten die Chance nutzen, die in dieser Bebauung liegt“, so das Fazit von Oberbürgermeister Dr. Würzner. „Wir haben Urbanität gewollt und sollten sie jetzt an dieser Stelle auch realisieren.“

Beratung in den Gremien

Der Entwurf des Bebauungsplans geht nun zur Beratung in die gemeinderätlichen Gremien. Anfang April steht er auf der Tagesordnung des Bezirksbeirates Weststadt/Südstadt, der Bauausschuss folgt am 8. April. Am 29. April soll die Entscheidung im Gemeinderat fallen.  (rie)