Kultur und Freizeit

„Theater ist ein magischer Ort des Erlebens“

25 Jahre Taeter-Theater: Ein Interview mit dem Intendanten Wolfgang Graczol

1987 gründete Schauspieler Wolfgang Graczol in einer Industriehalle der alten Zigarrenfabrik Landfried an der Bergheimer Straße das Taeter-Theater. Hier stehen seither keine vollberuflichen und ausgebildeten Schauspieler, sondern die unterschiedlichsten Laien – Schüler, Studenten, Berufstätige und Rentner – auf der Bühne. Mit seiner Frau, der Bühnenbildnerin, Anne Steiner-Graczol, leitet Wolfgang Graczol das Theater und ist dabei zugleich Schauspieler, Regisseur, Dramaturg, Inspizient, Techniker, Bühnenarbeiter und Kartenabreißer.

„Es ist angerichtet“: Das Taeter-Theater lädt zum festlichen Mahl am 31. Januar und feiert sein 25. Jubiläum
„Es ist angerichtet“: Das Taeter-Theater lädt zum festlichen Mahl am 31. Januar und feiert sein 25. Jubiläum (Foto: M. Liedtke)

Herr Graczol, was war vor 25 Jahren Ihre Motivation, ein eigenes Theater in Heidelberg zu gründen?

Graczol: Als die institutionellen Theater begannen, alternatives Theater zu machen, verspürte ich den Drang zur Alternative: institutionelles Theater zu machen. Das bedeutete für mich, die Autoren ernst zu nehmen und deren Werke zum Klingen zu bringen. Das war und ist auch mit beherzten Laiendarstellern möglich.

Welche Inszenierung war in 25 Jahren die wichtigste für Sie?

Graczol: Faust, der Tragödie erster Teil von Johann Wolfgang von Goethe, aber auch andere Tragödien wie Tschechows Komödie „Die drei Schwestern“, Garcia Lorcas „Bernarda Albas Haus“ und Horvaths Volksstück „Geschichten aus dem Wiener Wald“, um nur ein paar zu nennen.

Warum sollen junge Leute heute ins Theater gehen?

Graczol: Weil Theater ein magischer Ort des Erlebens ist. Die Zuschauer werden für ein paar Stunden vom eigenen Schicksal abgelenkt und erkennen sich sehr bald wieder in den Schicksalen der Figuren. Auf diesem Weg der Teilnahme, des Mitleidens erfahren sie etwas über das Leben und über die tragische Existenz des Menschen überhaupt. Außerdem sind sie selbst Teil dieses Live-Erlebnisses und erzeugen durch ihre Anwesenheit ein Spannungsfeld zwischen Bühne und Zuschauerraum. Das gibt es nur im Theater. (eu)

Ein Fest!

Am 31. Januar 2012 jährt sich zum 25. Mal die Eröffnung des Taeter-Theaters in der Tabakfabrik Landfried. Das wird um 20 Uhr gefeiert mit einem Fest, szenischen Kostproben und einem festlichen Mahl. Der Eintritt für die Festveranstaltung, die am 3. und 4. Februar wiederholt wird, beträgt sechs Euro, das entspricht dem Eintrittspreis der Eröffnungspremiere vor 25 Jahren. Weitere Informationen zum Jubiläumsprogramm unter www.taeter-theater.de