Stadt & Leute

Mehr als „Google Earth“

Heidelberger Stadtinformationen in drei Dimensionen – Enge Kooperation mit dem Vermessungsamt – Von Peter Saueressig

Seit „Google Earth“ sind dreidimensionale Stadt- und Landschaftsmodelle bei vielen Internetnutzern sehr beliebt geworden – wenn es zum Beispiel darum geht, einen virtuellen Flug über die Heimatstadt zu unternehmen.

Screenshot: Blick von der Bahnstadt in Richtung Hauptbahnhof  und Print Media Academy (Bild: Zipf/GDI-3D)
Screenshot: Blick von der Bahnstadt in Richtung Hauptbahnhof und Print Media Academy (Bild: Zipf/GDI-3D)

Dass Geodaten jedoch mehr Nutzen bieten, wies Prof. Dr. Alexander Zipf (Uni Bonn) jetzt in einem Vortrag beim EML-Kolloquium im Studio der Villa Bosch nach. Der Professor für Kartographie hat mit seinem Team eine 3D-Geodateninfrastruktur entwickelt, die es ermöglicht, diese Daten zu verwalten, zu analysieren und zu visualisieren. Das Projekt wird von der Klaus Tschira Stiftung gefördert.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen sind die Entwicklungen von Alexander Zipf und seinem Team offen zugänglich, weil sie nach dem Standard OGC (Open Geospatial Consortium) geschrieben sind. „Dadurch ist es möglich, die Inhalte auch der Öffentlichkeit über das Internet interaktiv zur Verfügung zu stellen“, so Professor Zipf. Dafür war man bisher vor allem auf Speziallösungen weniger Hersteller angewiesen.

Ein erstes interaktiv nutzbares 3D-Informationssystem liegt für die Stadt Heidelberg vor. Das hat einen biografischen Hintergrund: Der Geograph Alexander Zipf promovierte bei Prof. Peter Meusburger in Heidelberg und war dort auch einige Jahre Mitarbeiter des European Media Laboratory (EML). Er hat seit dieser Zeit intensiv mit städtischen Ämtern zusammengearbeitet.

Das Heidelberger Modell hat Zipf in enger Kooperation mit dem Vermessungsamt Heidelberg erstellt. Das System enthält zur Zeit den vollständigen Gebäudebestand Heidelbergs mit rund 40.000 Gebäuden, ein genaues Geländemodell, Landnutzung, Luftbilder, Straßennamen, Haltestellen, Parkplätze und vieles mehr. Das System wurde weiterentwickelt und auf deutlich größere Datenmengen angewendet, zum Beispiel auf die mehr als sechs Millionen Gebäude in Nordrhein-Westfalen. Sogar für ganz Deutschland wurde inzwischen ein Geländemodell erstellt. „Die Datenmenge ist so hoch, dass ein einziger PC dafür mehr als 50 Tage rechnen müsste, um das Modell auf dem Bildschirm darzustellen“, stellt der Geograph fest. „Mit Computer-Clustern und Grid-Computing geht es zum Glück etwas schneller.“

Das 3D-System von Alexander Zipf erlaubt es grundsätzlich auch, die Daten zur Raum- und Stadtplanung einzusetzen, weil der Nutzer die Regeln und Darstellungsoptionen selbst anpassen kann. Derzeit sprechen die Wissenschaftler mit dem Heidelberger Vermessungsamt darüber, wie eine solche Lösung für Heidelberg umgesetzt werden kann.

Das Projekt für Heidelberg ist unter www.heidelberg-3d.de erreichbar.