Stadt & Leute

Gutachten: Heidelberg braucht mehr Hotels

Zu diesem Ergebnis kommt das Europäische Institut für Tagungswirtschaft

Heidelberg verfügt derzeit nicht über eine ausreichende Bettenkapazität, um zukunftsfähig im Tourismusgeschäft zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt das Europäische Institut für Tagungswirtschaft GmbH, das im Auftrag des städtischen Amtes für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung die Hotelsituation in Heidelberg untersucht hat.

Gutachtenübergabe an OB Würzner
Gutachtenübergabe an OB Würzner mit (von links) Mike Neuhaus und Matthias Rohr vom Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA, Ulrich Jonas (2. von rechts) vom Amt für Wirtschaftsförderung und Joachim Hahn (rechts) vom Amt für Stadtentwicklung und Statistik. (Foto: Rothe)

Das Gutachten „Strategisches Leitbild zur Hotelsituation in Heidelberg 2008 bis 2015“ wurde am 9. September vom Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, Ulrich Jonas, in Anwesenheit von Vertretern des Deutschen Hotel- und Gaststättengewerbes an Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner übergeben. Die Studie war beauftragt worden, da die Nachfrage nach Hotelneubauten steigt und gleichzeitig die Kongress- und Tagungszahlen stagnierend bis rückläufig sind.

In seinem Gutachten hat das Europäische Institut für Tagungswirtschaft den Beherbergungsmarkt in Heidelberg mit anderen Städten verglichen und die touristischen Rahmenbedingungen erfasst. Heidelberg als klassisches Ziel des Städtetourismus hat im Vergleich zu anderen „Historic Highlights“ wie Mainz, Freiburg oder Potsdam die kürzeste durchschnittliche Aufenthaltsdauer (1,6 Nächte gegenüber beispielsweise 2,25 in Potsdam), die mit Abstand höchste Quote ausländischer Gäste, allerdings stagnierend, während Vergleichsstädte wachsen, und die wenigsten Kettenhotels mit wirtschaftlicher Größe.

Aus diesen Gründen sieht das Institut Handlungsbedarf. So seien Investitionen in die touristische Infrastruktur und begleitende Maßnahmen der touristischen Vermarktung ebenso erforderlich wie Nachbesserungen bei großen Kettenhotels. Derzeit verfügt die Stadt über 69 Hotels, wobei lediglich acht mehr als 100 Betten haben.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Heidelberg mittelfristig 700 bis 900 neue Betten benötigt, um vom Wachstum im internationalen Städtetourismus zu profitieren. Nach derzeitigen Schätzungen erzielt dieser Markt weltweit in den kommenden Jahren bis zu vier Prozent Zuwachs jährlich. Bezogen auf Heidelberg legt das Institut eine zurückhaltendere Schätzung von jährlich rund 1,6 Prozent zugrunde.

Auf dieser Basis sollte die Stadt Heidelberg, über die Erweiterung bestehender Hotels hinaus, bis 2015 den Bau von drei neuen Hotels initiieren, um das bestehende Angebot optimal zu ergänzen. Konkret wird ein 4-Sterne-Hotel für Kongress- und Tagungsreisende (in der Größenordnung bis zu 275 Zimmer), ein 2- bis 3-Sterne-Hotel mit speziellem Angebot für Busreisende und „Backpacker“ (bis zu 150 Zimmer) sowie ein 3-Sterne-Hotel für universitätsnahen Bedarf und das Klinikum mit bis zu 120 Zimmern empfohlen.

„Das Gutachten hat uns jetzt erstmals schwarz auf weiß belegt, dass wir handeln müssen, damit Heidelberg auch in Zukunft einen Spitzenplatz im weltweiten Städtetourismus einnimmt “, so der Oberbürgermeister. „Dank der Studie haben wir nun Handlungsempfehlungen in der Hand, mit denen wir in die politische Diskussion gehen können.“

Das Gutachten wird zunächst im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss am Donnerstag, 18. September, in nicht-öffentlicher Sitzung erörtert und schließlich im Gemeinderat am 25. September öffentlich diskutiert.