Stimmen aus dem Gemeinderat

GAL-GRÜNE

Judith Marggraf

Zum Tod von Reinhold Zundel

Judith Marggraf

Reinhold Zundel war 24 lange Jahre als Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg eine imponierende Gestalt – im Guten wie im Schlechten. Niemand wird ihm jetzt, da er – mit 77 Jahren zu früh – gestorben ist, den Respekt versagen, seine politischen Wegbegleiter und Freunde wie seine politischen Gegner nicht. Viele von uns haben 1966 Reinhold Zundel gewählt – zum ersten und zum letzten Mal SPD, eine gewisse Enttäuschung folgte schnell. So ist es ja vielen aus unserer Generation gegangen.

In Reinhold Zundel hatte die rebellische Jugend einen entschiedenen Gegner. Vielleicht finden die Historiker ja einmal heraus, dass dies – der Streit mit den kommunalen Autoritäten – eine Besonderheit der 68er Studentenbewegung in Heidelberg gewesen ist. Aber das ist ja nicht die einzige, vielleicht auch nicht einmal die wichtigste Auseinandersetzung, die Reinhold Zundel in seiner Amtszeit zu bestehen hatte. Mit der Modernisierung der Städte, wie sie sich überall in diesem Vierteljahrhundert vollzog, entstanden unvermeidlich Auseinandersetzungen mit Teilen der Bürgerschaft über die Verkehrsführung, den Öffentlichen Nahverkehr, die Sanierung der Altstadt, die städtebauliche Gestaltung ganzer Quartiere.

Reinhold Zundel war ein starker Oberbürgermeister, der breite Zustimmung in der Stadt zu organisieren wusste, der aber auch oft genug polarisierte und Gegnerschaft herausforderte. Nicht in erster Linie bei dem Urteil über seine Person, wohl aber über die Zeit, wird man einige Fehlentwicklungen festhalten müssen, die lange Nachwirkungen haben, zum Beispiel was die Verkehrsführung oder was den Rückbau der Heidelberger Straßenbahn betrifft. Mit dem Einzug der GAL in den Gemeinderat hat er sich zunächst schon schwer getan, hat aber – so wie auch die GAL lernte und sich entwickelte – seine Position korrigiert – und, wenn uns nicht alles täuscht, den Wahlkampf von GAL und Grünen bei der letzten OB-Wahl mit vorsichtiger Sympathie verfolgt. Persönlichkeiten wie Reinhold Zundel werden unserer Stadt fehlen.

Dietrich Hildebrandt, Christoph Nestor, Dorothea Paschen