Stimmen aus dem Gemeinderat

SPD

Werner Brants

Jugend ohne Werte?

Werner Brants

Jugendkriminalität, steigende Gewaltbereitschaft, Verrohung, verlorene Moralvorstellungen, Werteverlust, Alkoholexzesse, Zunahme von Aggressionen, Abbau von Hemmschwellen usw. usw., alles Schlagzeilen und Begriffe die in den letzten Wochen in der Presse vermehrt ihren Raum fanden. Härtere und schärfere Gesetze, deren strenge, unmittelbare Anwendung und Umsetzung, Verschärfung des Jugendstrafrechts bis hin zur Anwendung des Strafrechts auf Kinder, Abschiebung von jugendlichen Gewalt- bzw. Intensivtätern mit Migrationshintergrund, also Steigerung der Abschreckung ist das als dringlich notwendig bezeichnete Mittel, welches von verschiedenen maßgeblichen Stimmen in jüngster Zeit zur Lösung der Probleme genannt und angepriesen wurde. Ist die Lösung wirklich so einfach?

Tatsache ist, dass das Wegsperren von Tätern in der Regel eine zeitlich befristete Maßnahme darstellt und der Täter in der Haft oft erst den letzten Schliff erhält. Der Täter bei Tatausführung kaum damit rechnet, dass er jemals gefasst wird. Verschärfen wir nicht das Problem, wenn wir junge, straffällig geworden Menschen gleich wegsperren, um sie der gerechten Strafe zuzuführen? Welche Chancen haben sie im Knast, lernen sie dort die Grundsätze einer funktionierenden Gesellschaft kennen? Eher nicht, daher ist nach Alternativen zu suchen, die zwar aufwendiger erscheinen, aber deren Erfolgsausichten wesentlich vielversprechender sind. Kinder und Jugendliche können nur die Wertvorstellungen erleben und erlernen, die Ihnen von Familie und Gesellschaft vorgelebt und vorgezeigt werden. Film, Fernsehen und Videos zeigen vielfach völlig falsche Bilder einer „gerechten Welt“, mit tabulosen Gewaltdarstellungen, Helden, die Selbstjustiz üben, heldenhaft dargestellte Täter mit ausgeprägtem Ehrenkodex usw. Dem gilt es entgegenzusteuern! Neben der Familie ist die Allgemeinheit gefragt, Kindern und Jugendlichen Hilfestellungen und Angebote zu machen, damit sie ihren Platz in der Gesellschaft finden können.

In Heidelberg wurde bisher mit verstärkten Freizeitangeboten sehr gute Erfolge erzielt, unter aanderem mit

• Förderung von Vereinen und kulturellen Einrichtungen,

• Schulsozialarbeit, Kernzeitbetreuung, Tagesschulen,

• „Kommunaler Kriminalprävention“ (einer Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Polizei und Verbänden/Initiativen),

• Kooperativen zwischen Sportvereinen und Schulen.

Eine vollständige Aufzählung würde den Rahmen sprengen. Hinzu kam und kommt die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zur Schaffung von Ausbildungsplätzen, Angebote von sach- und fachkundigen Einrichtungen, die sich an straffällig gewordene Jugendliche richten, damit diese einen Weg zurück in die Gesellschaft finden können.

Wir sollten es uns nicht leisten, dass Kinder und Jugendliche in dieser Gesellschaft für sich selbst keine Chance sehen, sich im Stich gelassen fühlen und jedes Vertrauen verlieren. Es gibt noch viel zu tun in Heidelberg, wie u. a. der Bericht zur „Sozialen Lage in Heidelberg“ aufzeigte, wir werden uns nach besten Kräften dafür einsetzen. Abschließend sei jedoch darauf hingewiesen: Bei aller Diskussion um Jugendkriminalität und zunehmender Gewaltbereitschaft, nur ein geringer Anteil unserer Jugend wird bzw. ist kriminell auffällig, der überwiegende Teil besteht aus sehr selbstständig denkenden Menschen mit eigenen Vorstellungen, Wünschen und Hoffnungen, die dabei sind, ihren Weg im Leben zu finden und auch zu meistern. Für uns „Älteren“ nicht immer einfach (waren wir für unsere Eltern auch nicht), aber sie sind unsere Zukunft und sie werden diese gestalten.

(www.spd-fraktion-heidelberg.de)