Stadt & Leute

Im Dunkeln sicher nach Hause

15 Jahre Frauen-Nachttaxi in Heidelberg – Über einen so langen Zeitraum ein bundesweit einmaliges Erfolgsprojekt

Rund 350.000 Mal nutzten Heidelberger Frauen und Mädchen inzwischen das Frauen-Nachttaxi, seit es am 1. Juli 1992 von der Arbeitsgemeinschaft der Heidelberger Frauenverbände und -gruppen durchgesetzt wurde. Zum Jubiläum sprach das STADTBLATT mit Dörthe Domzig, Leiterin des Amtes für Chancengleichheit, und Michael Käflein, Geschäftsführer der Heidelberger Funktaxi-Zentrale.

Eine Torte zum Jubiläum: (v. l.) Dörthe Domzig, Leiterin des Amtes für Chancengleichheit, Ellen Krause und Martina Weihrauch von der Arbeitsgemeinschaft der Heidelberger Frauenverbände und -gruppen (Foto: Rothe)
Eine Torte zum Jubiläum: (v. l.) Dörthe Domzig, Leiterin des Amtes für Chancengleichheit, Ellen Krause und Martina Weihrauch von der Arbeitsgemeinschaft der Heidelberger Frauenverbände und -gruppen (Foto: Rothe)

STADTBLATT: Was war der Hintergrund für die Forderung nach einem Frauen-Nachttaxi?

Dörthe Domzig: In Heidelberg soll der öffentliche Raum für alle da sein! Die von der Stadt Heidelberg in Auftrag gegebene Studie zum Sicherheitsempfinden von Frauen hat es sichtbar gemacht: Frauen rechnen offensichtlich mit der Möglichkeit unangenehmer, bedrohlicher oder auch gewalttätiger Konfrontationen mit Männern und sie stellen ihr Verhalten darauf ein. Wenn sie nicht wissen, wie sie sicher nach Hause kommen, verzichten mehr als die Hälfte der befragten Frauen lieber ganz aufs Weggehen. Dies trifft besonders auf die Altersgruppe der über 60-Jährigen zu. Aber auch junge Mädchen werden von ihren Eltern häufig noch zu besonderen Vorsichtsmaßnahmen erzogen, weil sexuelle Übergriffe befürchtet werden. Nur ein geringer Anteil der Frauen, nämlich 12,5 Prozent, haben in der Studie angegeben, sich sicher zu fühlen.

STADTBLATT: Wieviele Frauen und Mädchen haben dieses Angebot bisher genutzt?

Michael Käflein: In den vergangenen 15 Jahren nutzten die Heidelbergerinnen das Angebot rund 350.000 Mal! Seitdem gibt es den Vertrag zwischen der Stadt Heidelberg und unserer Taxi-Zentrale.

STADTBLATT: Können alle Frauen, die sich in Heidelberg aufhalten, das Frauen-Nachttaxi nutzen?

Käflein: Weil dieses Projekt durch Heidelberger Steuergelder und durch die Taxi-Zentrale subventioniert wird, dürfen nur Frauen und Mädchen mit Hauptwohnung in Heidelberg fahren.

STADTBLATT: Die Taxi-Zentrale profitiert also nicht nur, sondern beteiligt sich sogar an den Kosten. Warum?

Käflein: Abgesehen davon, dass uns die Sicherheit der Heidelbergerinnen als Dienstleis-tungsunternehmen schon von Berufs wegen wichtig ist, hat das Ganze natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Wenn die Menschen immer weniger im Geldbeutel haben, verzichten sie eher aufs Weggehen. Und da bringt das Frauen-Nachttaxi verlässliche Einnahmen, die wollen wir uns erhalten.

STADTBLATT: Was müssen Heidelbergerinnen tun, um Frauen-Nachttaxi zu fahren?

Domzig: Sie müssen vorab für sechs Euro einen Frauen-Nachttaxi-Fahrschein kaufen. Den gibt es in allen Bürgerämtern. Mit diesem Fahrschein können Heidelbergerinnen ab 14 Jahren das Frauen-Nachttaxi von 22 Uhr bis 6 Uhr innerhalb der Stadtgrenzen nutzen, Frauen ab 60 können bereits ab 20 Uhr fahren. Das funktioniert sowohl per Anruf bei der Taxi-Zentrale als auch per Zusteigen am Halteplatz.

STADTBLATT: Gelten die Fahrscheine auch für Sammelfahrten?

Käflein: Selbstverständlich! Mit einem Fahrschein können bis zu vier Personen in die ungefähr gleiche Fahrtrichtung fahren.

STADTBLATT: 15 Jahre Frauen-Nachttaxi ist eine beträchtliche Zeit, gibt es das in der Bundesrepublik noch mal?

Domzig: Das ist bundesweit einmalig, nach unseren Recherchen besteht sonst kein Frauen-Nachttaxi-Modell über eine so lange Zeit.

Frauen-Nachttaxi-Fahrscheine zu gewinnen 

15 Wochen lang können Heidelbergerinnen Frauen-Nachttaxi-Freifahrscheine gewinnen. Jede 15. E-Mail, die bis zum 24. Oktober 2007 an frauennachttaxi@heidelberg.de Geburtstagsglückwünsche richtet und zwei Fragen beantwortet, gewinnt einen Fahrschein. Dabei interessiert, ob die Schreiberin das Frauen-Nachttaxi regelmäßig oder nur gelegentlich nutzt und zu welchem Anlass. Infos dazu auch beim Amt für Chancengleichheit, Telefon 06221 58-15520, www.heidelberg.de/frauennachttaxi und bei der Funktaxi-Zentrale Heidelberg, Telefon 06221 302030.