Stadt & Leute

„Meine Bilanz ist ausgeglichen“

Roland Ernst zu Gast in der Reihe „Erlebte Geschichte – erzählt“– „Der kleine Ernst plötzlich mitten in Berlin...“

Mit Roland Ernst war erstmals ein Vertreter der Baubranche zu Gast in der Veranstaltungsreihe des Kulturamtes. Das von den Medien gezeichnete Image des „Baulöwen“ zog trotz des herrlichen Frühlingswetters zahlreiche interessierte Zuhörer an.

Roland Ernst im Gespräch mit Michael Buselmeier (Foto: Rothe)
Roland Ernst im Gespräch mit Michael Buselmeier (Foto: Rothe)

Um es gleich vorweg zu nehmen, hier saß kein Mann im Büßerhemd. Er habe Fehler gemacht, räumte Ernst ein, aber im Großen und Ganzen stehe er zu dem, was er gemacht habe: „Meine Bilanz ist ausgeglichen.“ Der Projektentwickler hat nach der Wende imposante Gebäude in Berlin gebaut: die Galeries Lafayette in der Friedrichstraße, die Hackischen Höfe in Berlin Mitte und die Friedrichstadt-Passagen.

Mit Großbauten in Leipzig und Dresden geriet die Ernst-Gruppe jedoch auf Grund der mangelnden Nachfrage in erhebliche Schwierigkeiten, die letztlich verschärft durch ein Strafverfahren wegen Bestechung im Jahr 2000 zur Insolvenz führten. „Wie die Entwicklung in den neuen Bundesländern war, konnte niemand ahnen, alle haben sich getäuscht: Politiker, Banker und Bauherren“, so Ernst. Er war damals von seinem Prinzip abgewichen, nur Objekte zu machen, die von vornherein vermietet waren. „Berlin braucht zwölf Millionen Quadratmeter Bürofläche, wurde damals hochgerechnet“, erinnert er sich „das waren falsche Zahlen.“

Roland Ernst ist 1936 in Heidelberg geboren und in Eschelbronn aufgewachsen, wo sein Vater eine Möbelfabrik besaß. Mit dem Zug besuchte er das Bunsengymnasium in der Kettengasse. Nach dem Abitur 1958 studierte er je drei Semester Jura und Betriebswirtschaft und widmete sich gleichzeitig dem Möbeleinzelhandel. „Zum Baugeschäft bin ich wie die Jungfrau zum Kind gekommen“, erinnert er sich heute. Mit 27 Jahren hatte er nach schwerer Krankheit begonnen Lagerhallen für Notreserven zunächst zu vermieten und dann in ganz Deutschland zu bauen.

Mit dem Bau von Vorratshallen wurde die Firma Roland Ernst groß. 1979 hatte er angefangen mit geschlossenen Immobilienfonds zu arbeiten und die Objekte wurden immer größer. „Was bedeutet Geld für Sie?“ fragte Michael Buselmeier. Roland Ernst antwortete: „Durch Dinge, die man gemacht hat, Anerkennung zu bekommen. Stellen Sie Sich vor: Der kleine Ernst plötzlich mitten in Berlin...“ und weiter: „Erfolg produziert neuen Erfolg.“ So funktionierte es jedenfalls eine ganze Zeit lang. Heute ist die Insolvenz weitgehend überwunden, die Firma in eine GmbH umgewandelt, der Sohn Chef der Projektentwicklungsgesellschaft und der Vater Geschäftsführer: „Solange das gesundheitlich geht, will ich auch noch was bewegen. Es ist sehr viel Geld auf dem Markt in Deutschland, nur an guten Projekten mangelt es“, sagt der heute 70-Jährige. (doh)