Kultur

Spiel mit optischen Illusionen

Sechs junge Künstler fordern die Trägheit unserer Augen und Gehirne heraus

„Man sieht nur, was man kennt“ sagt das Sprichwort. Es deutet darauf hin, das Auge und Gehirn lernfähig sind und beim Beurteilen und Einordnen der Wahrnehmungen auf einen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

(von rechts) Lewin Quehl,  Johan Holten, Leiter des Heidelberger Kunstvereins, Christian Anderson, Pauline Kraneis, Joachim Grommek und Clemens Krauss in der Halle des Kunstvereins
Spielen mit der Wahrnehmung des Betrachters: (v.r.) Lewin Quehl, Johan Holten, Leiter des Heidelberger Kunstvereins, Christian Anderson, Pauline Kraneis, Joachim Grommek, Clemens Krauss in der Halle des Kunstvereins. Foto: Rothe

„Ob ich das sehe“ ist deshalb Titel und Thema der neuen Ausstellung im Heidelberger Kunstverein. In der Gruppenausstellung zeigen sechs junge Künstlerinnen und Künstler Arbeiten, die mit optischen Illusionen spielen. Allen ausgestellten Arbeiten ist gemeinsam, dass sie dem Betrachter die Unzulänglichkeit menschlichen Sehens beweisen und zugleich zu einer bewussten Wahrnehmung auffordern. „Die Ausstellung soll vor Augen führen, wie wir gelernt haben zu sehen“, sagte Kunstvereinsleiter Johan Holten.

Christian Schwarzwald fasst in seiner großen Wandzeichnung, die den Titel „Drüben“ trägt, mehrere Perspektiven eines fast gleichen Objekts – eines Aussichtsturms – auf einer Fläche zusammen. Allerdings lassen sich die Zeichnungen nicht zu einem gemeinsamen Bildraum zusammensetzen. Joachim Grommek hat im Eingangsbereich der Halle vermeintlich leere Sockel aufgestellt, die ihre Exponate noch zu erwarten scheinen. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die freigebliebenen Flächen auf den Sockeln als kreisrunde bemalte Oberflächen.

Der Maler und Performancekünstler Clemens Krauss heftete Halbreliefs aus Öl und Silicon an die Wand am Treppenaufgang, die einen imaginären Raum hinter der Wand suggerieren. Im Zentrum der Arbeit von Lewin Quehl steht die Beschäftigung mit der Wahrnehmung von Raum. Mit Gips formte er eine Falte an der Wand und macht diese zu einem raumgreifenden Objekt.

Pauline Kraneis wiederum schafft großformatige Bleistiftzeichnungen, indem sie ungewöhnliche Ausschnitte eines gemusterten Teppichs zeichnet. Das Muster wird zum Vexierbild und das Auge des Betrachters muss entscheiden, ob es die Luftaufnahme einer Landschaft sieht oder sich in den Mustern des Teppichs verliert. Christian Anderson nennt seine Installation „Soft Drink Stand“. Ein Text darüber, wie ein Limonadenstand in seine Moleküle zerfällt, wird auf eine Wand projiziert. Er erscheint aber auch, wie durch sie hindurchleuchtend, auf der Rückseite der Wand. Eine optische Täuschung?

Die Ausstellung ist bis zum 15. April im Heidelberger Kunstverein, Hauptstraße 97, jeweils Dienstag bis Freitag von 12 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 19 Uhr zu sehen.  (doh)