Stimmen aus dem Gemeinderat
SPD
Thomas Krczal
Konversionsflächen
Die Wohnungsbaugenossenschaften sind neben der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GGH seit Jahrzehnten ein verlässlicher Garant dafür, dass im teuren Heidelberg noch vergleichsweise preiswerter Wohnraum insbesondere für Familien zur Verfügung steht. Daher kann die SPD-Fraktion die deutliche Kritik der Vertreter der Wohnungsbaugenossenschaften am Vorgehen von OB Würzner sehr gut nachvollziehen, nicht in die Entwicklung der US-Flächen in der Südstadt eingebunden zu werden. Würzner hatte zu unserer aller Überraschung erklärt, sich mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) nach dem Abzug der Amerikaner auf die „freihändige Vergabe“ der dortigen Wohnungen direkt an einzelne Kaufinteressenten geeinigt zu haben.
Dies hat insbesondere deshalb überrascht, weil im Rahmen der intensiven Öffentlichkeitsbeteiligung zum Konversionsprozess zurzeit städtebauliche Ziele und Entwicklungsstrategien erörtert werden und man sich schon fragen muss, wofür dieser ganze Prozess gut sein soll, wenn der OB bereits Fakten schafft. Für eine geordnete und zukunftsweisende städtebauliche Entwicklung und zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bedarf es Strategien unter Einbindung der Wohnungsbaugenossenschaften, privater Baugruppen, Interessenten für neue, z. B. generationenübergreifende Wohnformen und erfahrener örtlicher Bauträger. Die gezielte Vergabe an einzelne Interessenten kann hier nur ein Baustein unter vielen Möglichkeiten sein.
Der Konversionsprozess für die US-Flächen ist eine der größten städtebaulichen und wohnungspolitischen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Er birgt große Chancen, aber auch Risiken. Um diesen Prozess gut zu gestalten und gegenüber der BIMA ein starker Verhandlungspartner für unsere städtischen Interessen zu sein, bedarf es in Kommunikation und Strategie einer engen Abstimmung zwischen OB, Gemeinderat und aller am Konversionsprozess Beteiligter. Wir hoffen, dass der Oberbürgermeister diesen Weg wieder einschlägt.