Kultur

Romantiker, Professor und Volksbildner

Eine Ausstellung über Aloys Schreiber aus Anlass des Jubiläums „200 Jahre Wunderhorn“

Romantiker und Professor, Hofhistoriograph und „Zizerone“, unermüdlicher Publizist und leidenschaftlicher Akteur im Heidelberger Romantikstreit. Zu Ehren von Aloys Schreiber (1761-1841) zeigen der Heidelberger Geschichtsverein und das Kulturamt der Stadt Heidelberg eine Ausstellung im Universitätsmuseum.

Ein Kupferstich von Aloys Schreiber
Aloys Schreiber Repro: Kulturamt

1804 bis 1808 erlebte die Romantik in Heidelberg mit dem Dichterkreis um Clemens Brentano und Achim von Arnim oder dem „eleusischen Bund“ Joseph von Eichendorffs ihre Blütezeit. Dies zeigen zahlreiche Veranstaltungen des Heidelberger Romantikjahres 2006. Aloys Schreiber (geboren 1761 in Bühl, gestorben 1841 in Baden-Baden) gehört zu den eher unbekannten Protagonisten der Heidelberger Romantik.

Aloys Schreiber lehrte von 1805 bis 1813 Ästhetik an der Ruprecht-Karls-Universität. Hier arbeitete er mit den jungen Romantikern Achim von Arnim und Clemens Brentano zusammen und sammelte Lieder für den zweiten Band von „Des Knaben Wunderhorn“. 1806 bis 1808 gab er die „Badische Wochenschrift“ im Verlag Mohr und Zimmer heraus. Freundschaftlich verbunden war er mit dem Dichter Johann Peter Hebel, mit dem Philologen Johann Heinrich Voß und dessen Sohn Heinrich Voß sowie mit dem badischen Baumeister Friedrich Weinbrenner.

Eine Vitrine mit romantischen Ansichten und Objekten aus dem Besitz des Kurpfälzischen Museums erläutert das Wirken des Geisteswissenschaftlers Aloys Schreiber, der im Verlauf des „Heidelberger Romantikerstreits“ (dieser wogte heftig zwischen den romantischen Dichtern und Wissenschaftlern einerseits und Johann Heinrich Voß andererseits) eindeutig Position für die „Klassizisten“, also für die „Voß-Partei“, bezog.

Der Blick auf sein Wirken in allen Bereichen der Kunst und auf das literarische Werk ermöglichen es, neue Facetten und Aspekte der kulturellen Aufbruchsstimmung um 1800 zu entdecken. Neben einer kaum übersehbaren Menge an Publikationen verfasste Aloys Schreiber, lange vor seinem berühmten Kollegen Karl Baedeker, eine beachtliche Zahl von Reisehandbüchern. 1813 berief ihn der Großherzog als Hofhistoriograph nach Karlsruhe. Seinen Ruhestand verbrachte Aloys Schreiber ab 1826 in seiner Heimat Baden-Baden, „Zizerone von dort“ hatte ihn Brentano schon 1806 genannt.

Die Ausstellung führt ein in das vielfältige Wirken von Aloys Schreiber. Sie zeigt seine Tätigkeit als Ästhetikprofessor ebenso wie sein Schaffen als Literat und Dichter, als Sammler von Sagen und Bräuchen oder als Volksbildner. Zudem lotet die Ausstellung Schreibers Standpunkt im Romantikstreit um 1808 aus und präsentiert Werke aus seiner Kupferstichsammlung. Sie ist im Universitätsmuseum, Grabengasse 1, bis zum 16. Juli, dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr zu sehen.