Thema der Woche

Zum elften Mal: Literatur im Zelt

11. Heidelberger Literaturtage präsentieren vom 18. bis 21. Mai nationale und internationale Autoren im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz

Eines steht fest: Fußball wird kein Thema sein. Obwohl es das in der Vergangenheit auch schon mal war bei den Heidelberger Literaturtagen. Aber auch so spielen sich in diesem Jahr zweifellos wieder nationale und internationale Autoren, Verleger und Literaturliebhaber im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz in gewohnter Manier die Bälle zu.

Ab Donnerstag, 18. Mai, ist das Amsterdamer Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz wieder Treffpunkt für Autoren, Verleger und Literaturliebhaber. Der Kartenvorverkauf für die 15 Veranstaltungen läuft. (Foto: AG Literaturtage)
Ab Donnerstag, 18. Mai, ist das Amsterdamer Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz wieder Treffpunkt für Autoren, Verleger und Literaturliebhaber. Der Kartenvorverkauf für die 15 Veranstaltungen läuft. (Foto: AG Literaturtage)

Auch 2006 noch gilt, womit die Arbeitsgemeinschaft Heidelberger Literaturtage 1994 angetreten war: „Erheben wir die Stimme gegen das Dauergeräusch der Unterhaltungsmaschinen, gegen Kitsch und Kommerz“. Mit 15 nationalen und internationalen Gästen, mit Lesungen, Gesprächen und Informationen unter dem gelb-roten Dach des über 100 Jahre alten Amsterdamer Spiegelzeltes wollen die Veranstalter wieder ein Literaturfest ohne Eventcharakter bieten. Garanten dafür sind:

Irene Dische. Sie macht am Donnerstag, 18. Mai, um 20.30 Uhr direkt nach der offiziellen Eröffnung mit Oberbürgermeisterin Beate Weber und Staatssekretär Michael Sieber den Anfang. Die gebürtige New Yorkerin liest aus ihrem Familienroman „Großmama packt aus“, in dem sie vom turbulenten Leben ihrer 96-jährigen Großmutter erzählt, die 1891 in einer schlesischen Kleinstadt geboren wurde und 1987 in New Jersey starb.

Freitag, 19. Mai

Märchen von Außenseitern und Randgruppen präsentiert tags darauf die Märchen- und Sagenforscherin Sigrid Früh. Neuer Partner im Team der Heidelberger Literaturtage ist das städtische Kinder- und Jugendtheater zwinger 3. Für acht bis 13-jährige Nachwuchsschriftsteller/innen bietet hier die Heidelberger Autorin Andrea Liebers eine zweitägige Schreibwerkstatt an. Die literarischen Ergebnisse sind am Sonntag, 21. Mai, um 14 Uhr im Spiegelzelt zu hören. Als Woody Allen der jungen französischen Literatur gilt Martin Page. Er liest aus seinem Roman „An Weltuntergänge gewöhnt man sich“, in dem er von Elias, dem jungen, viel zu netten Filmproduzenten berichtet, der vom Fortgang seines Lebens einigermaßen kalt erwischt wird. Marie-Luise Scherer, bekannt als langjährige Spiegel-Autorin, präsentiert ihren Reportageband „Der Akkordeonspieler“. Sie führt ihre Leser darin unter anderem in ein kriminelles und glamouröses Paris der achtziger und in ein verschwundenes Westdeutschland der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Bachmann-Preisträgerin Inka Parei liest im Spiegelzelt aus ihrem mit Spannung erwarteten zweiten Roman „Was Dunkelheit war“, in dem sie vom Leben und Sterben eines Postbeamten erzählt und sich vom deutschen Herbst 1977 in die deutsche Vergangenheit aufmacht. Carl Weissner, Freund und Übersetzer Charles Bukowskis, hat eine Auswahl von Briefen des Schriftstellers ins Deutsche übersetzt und als Buch veröffentlicht. Weissner rehabilitiert darin den als Trunkenbold Verhöhnten Bukowski und zeigt ihn als gebildeten Mann und exzellenten Kenner der Literaturgeschichte.

Samstag, 20. Mai

200 Schriftstellerinnen und Schriftsteller hat Michael Buselmeier aus Anlass des 200. Geburtstages der Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ eingeladen, nach deren Aktualität zu fragen. Die „Anthologie zur Romantik heute“ stellt Buselmeier am Samstagnachmittag vor. Die französische Journalistin und Duras-Biografin Laure Adler, frühere Kulturbeauftragte des Elysées unter François Mitterand, ist mit ihrer neuesten Biografie über Hannah Arendt zu Gast. Kultautor Wolf Wondratschek, im Literaturbetrieb lange Zeit als provokativer Grenzgänger, Macho und Rockpoet bekannt, präsentiert sich verändert: Sein Erzählband „Saint Tropez und andere Erzählungen“ geht „Schicksalen von Menschen nach, die durch unerhörte Begebenheiten aus der Bahn gekippt werden“, so die Ankündigung des Verlages. Einer der renommiertesten Jazzmusiker Bulgariens, Nikolai Ivanov, ist mit einem Solo-Jazzkonzert am Samstagabend im Spiegelzelt zu Gast. Ivanov wagt die Synthese von östlicher und westlicher Musik, mit Jazzelementen, Minimalismus, neuem elektronischen Sound, Ethno-Musik, Improvisation und bulgarischer Volksmusik.

Sonntag, 21. Mai

Besuch aus Heidelbergs französischer Partnerstadt Montpellier steht am Sonntag auf dem Programm. Régine Detambel liest aus ihrem neuesten Roman „Pandémonium“. In der Reihe „Erlebte Geschichte – erzählt“ interviewt Michael Buselmeier den Literaturwissenschaftler, Übersetzter und Herausgeber Dr. Peter Staengle, der unter anderem das Heidelberger Institut für Textkritik ins Leben gerufen hat. Aspekte-Preisträger John von Düffel liest im Spiegelzelt aus „Hotel Angst“. Er erzählt darin die Geschichte eines Sohnes, der in einem einst mondänen Badeort an der Riviera nach dem Tod des Vaters nicht nur seine eigenen Erinnerungen wiederfindet, sondern auch die Träume seines Vaters. Den Schlusspunkt der 11. Literaturtage setzt Peter Stamm. In seinem Erzählband „In fremden Gärten“ geht es um Menschen, die in Einsamkeit leben, um die Sehnsucht nach Nähe.

Die Literaturtage werden unter anderem von der Stadt Heidelberg und dem Land Baden-Württemberg unterstützt. Programminfos unter www.heidelberger-literaturtage.de. (eu)