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„Die Partnerschaft wird Bestand haben“

Interview mit Bautzens Oberbürgermeister Christian Schramm

Christian Schramm ist seit 1990 Oberbürgermeister von Bautzen, er unterschrieb auch schon den Partnerschaftsvertrag im Sommer 1991. Nun kommt er zur Feier von 20 Jahren Wiedervereinigung nach Heidelberg. Zu den Beziehungen zwischen Heidelberg und Bautzen gab er dem stadtblatt Auskunft.

OB Christian Schramm unterzeichnete im September 1991 den Partnerschaftsvertrag und trug sich damals auch ins Goldene Buch der Stadt Heidelberg ein. Im Hintergrund die damalige Oberbürgermeisterin Beate Weber.
OB Christian Schramm unterzeichnete im September 1991 den Partnerschaftsvertrag und trug sich damals auch ins Goldene Buch der Stadt Heidelberg ein. Im Hintergrund die damalige Oberbürgermeisterin Beate Weber. (Foto: Pfeifer)


Herr Schramm, erinnern Sie sich noch, wie der Kontakt mit Heidelberg zustande kam?

Christian Schramm: Ich erinnere mich an einen Reiseveranstalter, der im Auftrag der Stadt eigentlich in Dresden nach einer Partnerschaft suchte. Dort verwies man ihn nach Bautzen. Auf der Fahrt zum ersten Gegenbesuch im Januar 1990 hatten wir auch noch einen leichten Unfall auf der Autobahn. Solche Anekdoten hat es viele gegeben. Sie bleiben ebenso als sympathische Erinnerungen vorhanden, wie die großartigen Begegnungen und Hilfeleistungen, die wir in der langen Zeit erleben durften.

Die ersten Jahre der Partnerschaft waren auch geprägt von der Unterstützung Heidelbergs beim Start Bautzens in eine neue Zeit. Was ist aus Ihrer heutigen Sicht besonders fruchtbar gewesen?

Schramm: Unterstützung hat es auf vielen Ebenen gegeben. Der Gehörlosenverein, der Kreissportbund oder der Kunstverein beispielsweise suchten und fanden sehr schnell engen Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern aus Heidelberg. Symbolisch steht heute auf der Bautzener Heringstraße das Heidelberghaus. Es gehörte zu den ersten Gebäuden der maroden Bautzener Innenstadt, das saniert werden konnte – mit Unterstützung der Heidelberger, die sogar Dachziegel mit einem Lastkraftwagen an die Spree brachten.

Ein besonderes Dankeschön muss ich auch noch für die Aufbauleistung der Bautzener Stadtverwaltung loswerden. Gerhard Wagner hat uns dabei sehr unterstützt. Die Liste ließe sich fortsetzen. Ich erinnere nur an das Hochwasser Anfang August, wo die Heidelberger Feuerwehr sofort nach Bautzen kam, um zu helfen. Es blieb also mehr als kommunale Hilfe – es blieb eine Partnerschaft, eine Freundschaft.

Schon immer stehen die Begegnungen der Menschen im Mittelpunkt der Partnerschaft. Wie hat sich dieser Austausch in 20 Jahren entwickelt?

Schramm: Die Partnerschaft wird besonders auf dem sportlichen Sektor deutlich. Der Sportkreis Heidelberg und der Kreissportbund Bautzen pflegen seit 20 Jahren sehr intensive Beziehungen, und das fördert natürlich den Austausch besonders unter jungen Menschen. Doch auch aus der Arbeit des Freundeskreises Heidelberg und des Städtepartnerschaftsvereins Bautzen haben sich sehr viele Freundschaften entwickelt, die bis heute Bestand haben.

Sie waren schon einige Male in Heidelberg. Was schätzen Sie an der Stadt und ihren Bewohnern und was sagen Sie einem Heidelberger, der Sie fragt, ob sich ein Besuch in Bautzen lohnen würde?

Schramm: Bei den Heidelbergern hat mich immer die Verbindung zwischen Gemütlichkeit, Intellekt und der Lage im Neckartal fasziniert. Die Menschen in Ihrer Stadt zeigen sich sehr weltoffen, das findet man selten. Einen Besuch in Bautzen kann ich natürlich jedem empfehlen. Uns wird oft bestätigt, dass wir wirtschaftlich, kulturell und städtebaulich eine sehr nachhaltige Entwicklung vollzogen haben. Das war uns nicht zuletzt auch mit der Hilfe aus Heidelberg möglich. Ich möchte alle Heidelberger einladen, sich selbst ein Bild von der Leistung der Menschen hier zu machen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Partnerschaft?

Schramm: Aus meiner Sicht wird die Partnerschaft Bestand haben. Sie wird sich in der nächsten Zeit aber an neuen Themen orientieren. Waren es vor 20 Jahren noch die Unterschiede, sind es jetzt die gemeinsamen Problemstellungen, die wir in einer Art kommunaler Familie miteinander gestalten und lösen müssen. Ich meine damit Dinge wie den Klimaschutz oder das Kommunalrecht. Auf dem privaten Sektor wünsche und hoffe ich, dass die vielen Kontakte und Freundschaften zwischen den Bürgerinnen und Bürgern beider Städte zukünftig Bestand haben werden und noch mehr junge Menschen zueinander bringen. (neu)

Mehr zur Partnerstadt unter www.bautzen.de.