Stadt & Leute
Alle sollen Werkrealschulen werden
Gemeinderat: Stadt soll für alle fünf Hauptschulen beim Regierungspräsidium Anträge auf Einrichtung als Werkrealschulen stellen
Der Gemeinderat hat am 17. November beschlossen, keine der fünf Heidelberger Hauptschulen zum Schuljahresbeginn 2010/2011 zu schließen. Das Gremium lehnte mehrheitlich den Vorschlag der Verwaltung ab, zu diesem Zeitpunkt die zwei Hauptschulzüge an der Heiligenbergschule in Handschuhsheim und der Waldparkschule auf dem Boxberg zu schließen und für die übrigen drei (Geschwister-Scholl-Schule in Kirchheim, Albert-Schweitzer-Schule im Pfaffengrund und die Internationale Gesamtschule Heidelberg (IGH) in der Südstadt) Anträge auf Einrichtung von Werkrealschulen neuen Typs beim Regierungspräsidium einzureichen.
Genehmigung sehr fraglich
Nun befürchtet die Stadtverwaltung, dass das Regierungspräsidium nur die Anträge für die IGH und Geschwister-Scholl-Schule genehmigt, den anderen aber den zukünftigen Status als Werkrealschule verweigert. „Die Anträge der Heiligenbergschule, der Waldparkschule und der Albert-Schweitzer-Schule auf Einrichtung einer Werkrealschule sind nicht genehmigungsfähig, da diese Schulen aus eigener Kraft die Kriterien für eine Werkrealschule neuen Typs nicht erfüllen“, machte Bürgermeister Dr. Joachim Gerner in der Sitzung deutlich. Er wies darauf hin, dass dann die Eltern voraussichtlich ihre Kinder auf die beiden Werkrealschulen schicken, die dann schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen würden. „Es wird von uns als Schulträger erwartet, dass wir ein klares Konzept mit Perspektive vorlegen“, befürchtet auch Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner eine Ablehnung der Anträge der drei Hauptschulen mit zu geringer Schülerzahl.
Der Verwaltungsvorschlag sah vor, den Prozess der vom Land initiierten Weiterentwicklung der Hauptschulen zu Werkrealschulen neuen Typs aktiv zu gestalten. Dazu hatte die Verwaltung ein schlüssiges Konzept vorgelegt. Unter Berücksichtigung aller wichtigen Faktoren wie der mittelfristigen Entwicklung der Schülerzahlen nach Herkunftsstadtteilen und der räumlichen Situation an den Schulen schlug die Verwaltung vor, neben der IGH auch die Geschwister-Scholl-Schule und die Albert-Schweitzer-Schule zu Werkrealschulen zu machen. Die Hauptschulzweige der Heiligenbergschule und der Waldparkschule sollten geschlossen werden.
Werkrealschulen sollen die Hauptschulen ablösen
Hintergrund ist das Gesetz des baden-württembergischen Landtages vom Juli 2009, das die Einführung sogenannter Werkrealschulen neuen Typs vorsieht, die mittelfristig die Hauptschulen ablösen sollen. Kern des Werkrealschulkonzepts sind die drei Wahlpflichtfächer Natur und Technik, Wirtschaft und Informatik, Gesundheit und Soziales in Klasse 8 bis 10 für eine bessere berufsbezogene Orientierung der Schüler. Diese werden allerdings lediglich in mindestens zweizügigen Werkrealschulen angeboten. In Heidelberg sind nur an der IGH und der Geschwister-Scholl-Schule die Schülerzahlen zurzeit für eine Zweizügigkeit entsprechend hoch. Die von der Verwaltung vorgeschlagene dritte Werkrealschule, die Albert-Schweitzer-Schule, hätte die notwendige Größe erreicht, wenn die beiden anderen Hauptschulen geschlossen worden wären. In Heidelberg sank die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die eine Hauptschule besuchen, von 991 Schüler/-innen im Schuljahr 2004/2005 auf gerade noch 575 im aktuellen Schuljahr 2009/2010.
Leicht gemacht hat sich der Gemeinderat seine Entscheidung nicht. Das Gremium diskutierte sehr ausführlich über die Zukunft der Heidelberger Hauptschulen und die Verbesserung der Chancen der Schüler/-innen auf einen Ausbildungsplatz. Alle Stadträtinnen und Stadträte lobten die pädagogische Arbeit an den fünf Heidelberger Hauptschulen. Der Gemeinderat hob auch die Schulbezirksgrenzen fürs kommende Schuljahr auf. Damit können Eltern ihre Kinder an jeder Hauptschule in Heidelberg anmelden. (neu)