Stadt & Leute
Aus Hauptschulen sollen Werkrealschulen werden
Stadtverwaltung erarbeitet Vorschläge für die bestmögliche Weiterentwicklung der Heidelberger Schulen
Die klassischen Hauptschulen gehen in die letzte Runde: Am 30. Juli 2009 hat der baden-württembergische Landtag das Gesetz zur Einführung sogenannter Werkrealschulen neuen Typs beschlossen, die die Hauptschulen ablösen sollen. Auch für Heidelberg bedeutet das Veränderungen.
Künftig können Schülerinnen und Schüler nach fünf Jahren mit dem Hauptschulabschluss oder nach sechs Jahren mit der mittleren Reife abgehen. Bis zum 15. Dezember können Anträge für die Einrichtung neuer Werkrealschulen für das Schuljahr 2010/11 beim Kultusministerium abgegeben werden. Der Gemeinderat befasst sich mit dem Thema am 17. November.
Schulen neu aufstellen
Die Verwaltung hat bereits Vorschläge erarbeitet, um die beste Lösung für die Weiterentwicklung der Schulen in Heidelberg zu erreichen. Langfristig kann man sich zwei Standorte für die Werkrealschulen neuen Typs vorstellen. Denn Voraussetzung für deren Einrichtung ist die sogenannte „Zweizügigkeit“: Von jeder Klassenstufe muss es mindestens zwei Klassen geben.
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Seit Jahren ist die Zahl der Hauptschüler in Heidelberg rückläufig. Heidelberg ist landesweit die Stadt mit der geringsten Zahl an Hauptschülern aller Großstädte. Derzeit besuchen 595 Schüler eine Hauptschule. Wenn 2010 die Schulbezirke für die Hauptschulen aufgelöst werden und das Land für die neuen Werkrealschulen Zweizügigkeit voraussetzt, heißt das für uns, dass wir unsere Schulen neu aufstellen müssen. Dafür hat die Stadt in den vergangenen Wochen ein zukunftsfähiges Konzept entwickelt, das den Schulleitungen, der Gesamtlehrerkonferenz und dem Gesamtelternbeirat zusammen mit dem Staatlichen Schulamt vorgestellt wurde.“
Zwei Werkrealschulen neuen Typs für Heidelberg
Die derzeitige Planung sieht vor, dass die Geschwister-Scholl-Schule in Kirchheim und die Albert-Schweitzer-Schule im Pfaffengrund zu Werkrealschule neuen Typs werden. Beide Schulen verfügen über eine gute Anbindung im Nahverkehr.
- Die Geschwister-Scholl-Schule ist als einzige Hauptschule zweizügig. Seit der Einrichtung als Ganztagsschule wurde sie in den vergangenen Jahren zunächst erweitert und anschließend generalsaniert. Die Sanierung wird im Oktober 2009 abgeschlossen.
- Die Albert-Schweitzer-Schule ist bereits Werkrealschule, allerdings alten Typs. Die Schule wird gerade außen saniert und ist räumlich für eine Zweizügigkeit ausgestattet.
- Für die IGH gibt es, so dasRegierungspräsidium Karlsruhe, bisher keine Überlegungen zur Anpassung des Konzepts dieser Schule an das Werkrealschulkonzept des Landes.
Profilschärfung an der Heiligenberg- und Waldparkschule
Für die Heiligenberg- und die Waldparkschule, die nach diesem Modell ihren Hauptschulzweig abgeben würden, bestehen bereits konkrete Überlegungen, das pädagogische Profil der Schule weiterzuentwickeln und aufzuwerten.
Raum für Kooperationen
Für beide Schulen bietet sich eine engere Kooperation mit den Kindertagesstätten an; denkbar wäre etwa die Entwicklung eines bilingualen Angebots an der Grundschule. Durch frei werdende Räume könnte die Betreuung und die Essensversorgung verbessert werden. Das Angebot gemeinsamen Unterrichts für behinderte und nicht behinderte Kinder soll erhalten und weiterentwickelt werden.
An der Boxberger Waldparkschule könnte ein naturbezogenes und naturwissenschaftliches Profils entwickelt werden; die räumliche Nähe zum EMBL würde eine Kooperation ermöglichen. Die frei werdenden Räume böten zudem eine Zusammenarbeit mit der École française an, die in diesen Räumen untergebracht werden könnte und ebenfalls ein naturwissenschaftliches Profil besitzt.
Positive Entwicklung
Bürgermeister Dr. Joachim Gerner: „Der Beschluss des Landes zur Einführung von Werkrealschulen neuen Typs kurz vor den Sommerferien ist mit enormem Zeitdruck für die Verwaltung verbunden. Aber wir sehen es positiv: Innerhalb weniger Wochen haben wir es geschafft, ein Konzept zu entwickeln, das im Hauptschulbereich eine positive Entwicklung möglich macht und an den Standorten, die künftig ohne Hauptschule sein werden, gleichzeitig deutliche Verbesserungen und neue Möglichkeiten im Grundschulbereich eröffnet.“ (eu)