Kultur
Die Römer und das Licht
„Lychnologie“: Altertumswissenschaftler aus 19 Nationen tagten in Heidelberg
Vor fast zwei Jahrhunderten hat der durch die Romantik bekannte Heidelberger Archäologe und Altphilologe Professor Friedrich Creuzer den Ausdruck „Lychnologie“ für die Erforschung von Lampen und Beleuchtung geprägt. So war es durchaus passend, dass die Internationale Lychnologie-Gesellschaft (ILA) ihren dritten internationalen Kongress vom 21. bis 26. September an der Universität Heidelberg, der Geburtsstadt der Lychnologie, veranstaltete.
Die Vertreter der Lychnologie, heute ein Spezialgebiet der Archäologie, beschäftigen sich mit der Erforschung künstlicher Leuchtmittel vom Altertum bis in die frühe Neuzeit.
Ausschlaggebend für die Wahl Heidelbergs als Tagungsort waren die überaus reichen Bestände des Kurpfälzischen Museums, das mit an die 800 Öllampen des 1. und 2. nachchristlichen Jahrhunderts eine ungewöhnlich große Zahl an gut erhaltenen Beleuchtungskörpern aufweisen kann. Der Heidelberger Archäologe und langjährige Mitarbeiter des Kurpfälzischen Museums Dr. Andreas Hensen konnte an Hand der in Heidelberg gefundenen Lampen feststellen, dass ein Phänomen unserer Zeit, nämlich Probleme in der Rohstoffversorgung und die Suche nach alternativen Energiequellen, bereits die Römer beschäftigte. Zur Kongresseröffnung in der Aula der Alten Universität stellte er seine interessanten Forschungsergebnisse in einem Vortrag „Römische Lampen aus Heidelberg – Indikatoren einer Energiekrise“ vor.
Zwischen 100 und 170 nach Christus hatten die spanischen Olivenölproduzenten ihre italienische Konkurrenz zunehmend unter Druck gesetzt und schließlich zur Aufgabe ihrer Plantagen gezwungen. Folgen der Monopolstellung der Provinz Hispania auf dem Olivenölmarkt waren eine allmähliche Verteuerung und Verknappung der Importe in die nördlichen Absatzgebiete. Die verstärkte Produktion und der Handel mit Ölen aus einheimischem Anbau konnte diese ökonomische Entwicklung offensichtlich nicht kompensieren. Die Reaktion war einerseits ein sparsamerer Verbrauch von Lampenöl, andererseits ein Umsteigen auf alternative Energieträger. In der großen Nekropole von Heidelberg-Neuenheim sind wohl auch für diese Zeitspanne Öllampen nachgewiesen. Allerdings weisen zahlreiche Stücke keine Rußspuren auf, was auf eine sehr kurze Brenndauer schließen lässt. Gleichzeitig erfreuten sich miniaturhaft kleine „Energiesparlampen“ zunehmender Beliebtheit. Daneben wurden in unseren Breiten auch vermehrt Öle aus einheimischen Nutzpflanzen wie Hasel- und Walnüssen, Buch-eckern und Lein genutzt. Alternativ verwendete man Kerzen oder Tiegel, in denen meist aus Rinderfett gewonnener Talg verbrannt wurde.
Der Eröffnungsveranstaltung folgten in den nächsten vier Tagen mehr als 50 Vorträge, die das Thema aus allen Regionen des römischen Imperiums „beleuchteten“.