Kultur
Theater im Klassenzimmer
Kinder- und Jugendtheater Zwinger 3 spielt „Meine Mutter Medea“ in Schulen
Raus aus dem Theater, rein in die Klassenzimmer: Mit der Produktion „Meine Mutter Medea“ hat der Zwinger 3 seit Ende September ein weiteres „Klassenzimmerstück“ für Jugendliche ab 13 auf dem Spielplan.
45 Minuten, exakt eine Schulstunde lang, dauert das Stück, das die beiden Schauspieler Marianne Kittel und Cédric Pintarelli direkt im Klassenzimmer spielen. Im Anschluss gibt es ein Nachgespräch mit der Theaterpädagogin und den Schauspielern. Das Stück ist als Auftragsarbeit im Rahmen des Projekts „Young Europe“ der European Theatre Convention (ETC) entstanden und wurde zeitgleich in Heidelberg und Genf inszeniert. Der preisgekrönte junge Autor Holger Schober hat den klassischen Medea-Stoff benutzt, um die erschreckend aktuelle Geschichte von Medeas Kindern zu erzählen und damit den Fokus auf die Themen „Fremdsein und Migration“ zu richten.
In Schobers Stück sitzen die Neuen, die mit den komischen Namen, vor der Klasse und sollen sich vorstellen. Das Mädchen, Eriopis, cool und arrogant, und Polyxenos, ihr Bruder, schüchtern und unsicher, offenbaren in ihrem Streitgespräch viel mehr von sich, als sie ursprünglich vorhatten. Eigentlich wollten sie nicht auffallen, denn sie sind Flüchtlinge. Obwohl sie Königskinder und ihre Eltern Berühmtheiten sind, haben sie kein dauerhaftes Zuhause, kein stabiles Familienleben, keine Freunde. Eriopis und Polyxenos haben einen Helden zum Vater, der nie Zeit für sie hat und lieber in der Fremde eine neue Familie gründet. Medea ist daran zerbrochen und hat das Schlimmste getan, was eine Mutter tun kann: Ihre Kinder zu töten.
Die Entwicklung des Stückes und die Proben wurden durch Schüler der Waldparkschule, der Heiligenbergschule und des Hölderlingymnasiums engagiert begleitet. „Ich bin wie sie, wie Eriopis, genauso laut und ausgeflippt!“, bekannte eine Schülerin. Und ein Schüler schlussfolgerte: „Polyxenos hat es im Leben bestimmt schwerer als seine Schwester – er ist viel leiser.“ Im März steht der Austausch mit dem „Partnertheater“, der Comédie de Gèneve, auf dem Programm, das die französische Medea-Variante nach Heidelberg bringt.
Zwinger 3-Leiterin Annette Büschelberger: „Ziel des Projektes Young Europe ist, die Begegnung zwischen jungen Theatermachern und Schülern zu intensivieren, Schule und Theater enger zu verknüpfen und den internationalen Austausch zu fördern. Die Nachfrage nach unserer Medea-Produktion zeigt, dass es in den Schulen einen Bedarf nach einem solchen Austausch gibt.“
Das Stück ist für alle Schultypen ab Klasse 7 buchbar. Kontakt: Zwinger 3, Claudia Villinger, Telefon 06221 58-35460, E-Mail: claudia.villinger@heidelberg.de. Infos auch unter www.theater.heidelberg.de. (eu)