Die Stadtwerke-Seite
Mit dem Erdgas-Bus umweltfreundlich reisen
Busunternehmer testet Fahrzeuge
Seit 21. Dezember 2005 haben die Heidelberger Stadtwerke eine Erdgas-Zapfsäule an der kk-Tankstelle im Stadtteil Pfaffengrund. Erdgas als Kraftstoff ist jedoch nicht nur für Autos, sondern auch für Busse interessant. Mit Detlev F. Barbis, Geschäftsführer der BBK-Barbis Verkehrsleistungen GmbH, sprachen die Stadtwerke über die Nutzung von Biodiesel und Erdgas als Alternativen zu herkömmlichen Kraftstoffen.
Sie sind selbstständiger Busunternehmer?
Barbis: Wir sind ein mittelständiges Verkehrsunternehmen mit Sitz in Heidelberg. Mit 18 Mitarbeitern und 12 Omnibussen fahren wir hauptsächlich Linienverkehr. Einen Schwerpunkt haben wir auf den Linienfernverkehr gesetzt, einen zweiten auf die Entwicklung von Linienverkehren für den ÖPNV und für den Linienfernverkehr. So haben wir beispielsweise die tägliche Busverbindung von Heidelberg über Frankfurt, Kassel, Göttingen und Hannover nach Hamburg und zurück entwickelt und in die Eigenwirtschaftlichkeit geführt.
Was zeichnet Ihr Unternehmen aus?
Barbis: Alle unsere Linien werden ohne öffentliche Zuschüsse gefahren. Dies schaffen wir dank einer hohen Kundenfrequenz. Unsere Kunden schätzen wohl besonders die an ihre Wünsche angepassten Fahrzeiten, unser freundliches Personal und das hohes Maß an Sicherheit, das wir gewährleisten. Eine weitere Besonderheit unseres Unternehmens ist die Tatsache, dass wir bereits seit vielen Jahren darauf achten, durch den Einsatz von alternativen Energiequellen unseren Fuhrpark umweltschonend einzusetzen und fossile Brennstoffe einzusparen. So haben wir bereits seit 1994, als eines der ersten Verkehrsunternehmen in Deutschland, Biodiesel im Einsatz und waren an der Einrichtung einer Biodiesel-Tankstelle in Heidelberg beteiligt. Wir fahren momentan mit einem Mix aus Biodiesel und herkömmlichem Diesel und haben auch ein Fahrzeug im Versuch mit reinem Pflanzenöl.
Gibt es neue Entwicklungen im Energiebereich?
Barbis: Wir sind gemeinsam mit Institutionen, Universitäten und anderen Verkehrsbetrieben in einer Arbeitsgruppe engagiert, um die Entwicklung des Zündstrahlmotors voranzutreiben und zu verbessern. Wir sehen diesen Motor allerdings auch nur als Zwischenlösung bis in ein bis zwei Jahrzehnten die Brennstoffzelle ihre technische und wirtschaftliche Serienreife erreicht hat. Der Zündstrahlmotor fährt mit einem Diesel/Erdgasmix im Verhältnis 40 zu 60 und hat dadurch einerseits die Leistungsfähigkeit und Robustheit des Dieselmotors, andererseits jedoch auch die Umweltverträglichkeit des Gasmotors. Auch deshalb haben wir uns wieder mit engagiert, dass in Heidelberg mit Hilfe der Stadt und der Heidelberger Stadtwerkeeine Erdgastankstelle errichtet wird. Man kann heute an der KK-Tankstelle in der Eppelheimer Straßeauch bereits auf zwei Alternativen zu den herkömmlichen Kraftstoffen zurückgreifen: Biodiesel und Erdgas.
Welche Strecken befahren Sie mit Ihrer Fahrzeugflotte?
Barbis: Wir befahren unter anderem die Strecken Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen, Worms, Flughafen Hahn und zurück, Heidelberg, Karlsruhe, Baden Baden, Baden Airpark und zurück sowie Heidelberg, Baden Baden, Straßbourg, Baden Airpark und zurück.
Sie waren bei der Eröffnung der Heidelberger Erdgastankstelle mit dabei. Denken Sie über die Anschaffung eines Erdgasbusses nach?
Barbis: Unsere Busse fahren pro Monat zwischen 40.000 und 50.000 Kilometer, so dass zu den Überlegungen hinsichtlich Umweltfreundlichkeit, bei den ständig wachsenden Energiekosten für Dieselkraftstoff auch wirtschaftliche Interessen dazu beitragen, Alternativen zu der derzeitigen Antriebsart zu finden. Zum einen werden wir mit der bereits genannten Entwicklung „Zündstrahlmotor“ im April/Mai mit dem ersten Fahrzeug einen „Feldversuch Fernverkehr“ starten, zum anderen bereiten wir uns zurzeit auf diverse Projekte im ÖPNV vor, bei diesen selbstverständlich der Einsatz von Erdgas in Erwägung gezogen wird. Vor allem für die für Abgase besonders sensiblen Innenstadtbereiche wäre dies natürlich sehr interessant.
Wie wären die Anschaffungskosten im Vergleich zu einem normalen Bus?
Barbis: Die Anschaffungskosten liegen etwa 30.000 bis 40.000 Euro über dem Standardlinienbus.
Würden Sie bei Anschaffung eines Erdgasbusses finanziell unterstützt werden?
Barbis: Ja, zum Kauf von Erdgastechnologie im ÖPNV–Bereich gibt es von staatlicher Seite Zuschüsse bis zu 60% der Mehrkosten.
Haben Sie schon Vergleichswerte für den Energieverbrauch eines Busses auf Kurz- und Langstrecken mit Benzin und Erdgas?
Barbis: Vergleichswerte gibt es bisher leider nur im PKW-Bereich sowie im Kleinbusbereich. Wir werden im Februar für zwei Wochen auf einer Teilstrecke unseres Linienweges von Heidelberg nach Baden Baden einen Erdgasbus versuchsweise einsetzen, um Erkenntnisse über Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit zu erhalten.
Viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch, Herr Barbis.