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Spektakulärer Zufallsfund

Über vier Meter hohe römische „Jupitergigantensäule“ in ehemaligem Brunnen gefunden

Ein zentnerschwerer Zufallsfund gelang den Archäologen des Kurpfälzischen Museums im ehemals römischen Neuenheim: In einem einstigen Brunnen konnte eine komplette, über vier Meter hohe sogenannte „Jupitergigantensäule“ aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus zu Tage gefördert werden.

Grabungsleiter Einhard Kemmet und Dr. Renate Ludwig mit dem kunstvoll behauenen Viergötterstein. (Foto: Rothe)
Grabungsleiter Einhard Kemmet und Dr. Renate Ludwig mit dem kunstvoll behauenen Viergötterstein. (Foto: Rothe)

„Weit über die Region hinaus ist dieser Fund in seiner Vollständigkeit und Qualität archäologisch einzigartig“, sagte Dr. Renate Ludwig, Leiterin der Archäologischen Abteilung des Kurpfälzischen Museums. Seit 1838 das große Mitrasrelief gefunden wurde, hat der Heidelberger Boden kein derartig bedeutendes römisches Denkmal mehr freigegeben.

Planetengötter

Die feine bildhauerische Arbeit wird bei der Betrachtung des „Viergöttersteins“ deutlich, der die Juno, Merkur, Minerva und Herkules zeigt. Über der Abbildung der Götter befindet sich ein kleinerer rechteckiger Sockel, der auf drei Seiten mit den Büsten der Planetengötter verziert ist: Sol (Sonntag), Luna (Montag) und Mars (Dienstag). Die vierte Seite trägt die Inschrift, die sich an J(upiter) O(ptimus) M(aximus) richtet und in der zweiten Reihe den Namen des Stifters nennt.

Darüber erhebt sich die schuppenverzierte Säule, deren Kapitell mit den Köpfen der vier Jahreszeiten durch ein hoch in den Himmel erhobenes, vollplastisches Kultbild bekrönt wird. Dieses zeigt Jupiter, die oberste Gottheit der Römer (Kopf und Oberkörper sind die einzigen Fehlstellen), der zu Pferd über einen am Boden liegenden Giganten hinwegsetzt.

Mehr als drei Monate hatte das Kurpfälzische Museum im Auftrag der Archäologischen Denkmalpflege Karlsruhe in der ehemals römischen Siedlung von Neuenheim Grabungen durchgeführt. Bei der Bergung der zentnerschweren Fundstücke leistete das Tiefbauamt der Stadt Heidelberg und die Wohnungsbaugesellschaft Stern aus Walldorf wertvolle Hilfe mit Personal und schwerem Gerät.

Grabungsleiter Einhard Kemmet vom Kurpfälzischen Museum dankte insbesondere den studentischen Grabungshelfern für ihr ehrenamtliches Engagement. Mit größter Sorgfalt legten sie die siebenteilige „Jupitergigantensäule“ frei.

Ausgestellt ab Mai 2008

Der Öffentlichkeit will das Kurpfälzische Museum den Jahrhundertfund im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des städtischen Museums im Mai 2008 präsentieren. Bis dahin werden alle Teile der Säule sorgfältig gereinigt und konservatorisch behandelt. (doh)