Thema der Woche
Gläserne Einblicke, grüne Ausblicke
Robuste Materialien wie Holz, Stahl, Glas und Beton prägen die neue Gregor-Mendel-Realschule
Kompakt und doch luftig, funktional, aber nicht kühl: Der Neubau der Gregor-Mendel-Realschule besticht durch klare Kanten, viel Licht und die konsequente Öffnung der Klassenräume hin zum Grün der Umgebung.
Durch großzügige Glasfronten fällt viel Licht in den zweigeschossigen Flachbau. Der Atrium-Charakter des offenen, begrünten Innenhofs lockert die kühle und kompakte Kubusform auf und nimmt dem Gebäude die Strenge.
Das Atrium
Architekt Michael Weindel aus Waldbronn, der im Jahr 2002 mit seiner Idee des „Atriumhauses“ aus dem Architektenwettbewerb der Stadt Heidelberg als Sieger hervorging, über seinen Entwurf: „In den ersten Diskussionen nach der Besichtigung des Bauortes hatten wir uns bereits für ein ‚Hofhaus‘ als sinnvolle Reaktion auf die städtebauliche Situation und die funktionalen Anforderungen entschieden.“
Warum ausgerechnet für diesen eher kantigen und von außen oft abweisend wirkenden Archetyp der Architekturgeschichte? Weindel: „Das mit seinen langen und ruhigen Flanken außen groß wirkende Haus positioniert sich ganz selbstverständlich im angenehm, aber baulich unbestimmt wirkenden durchgrünten Umfeld zwischen den Sportflächen im Norden und dem Wohnquartier von Kirchheim im Süden.“
Die „schulische Mitte“
Die Klassenräume im Obergeschoss sind an den Außenseiten des Gebäudes, mit Blick auf die Landschaft, angeordnet, während die Treppen und Flure als belebende Elemente am begrünten Innenhof liegen und die Kommunikation fördern sollen.
Das Herz der Schule, die sogenannte „Schulische Mitte“, bilden der Innenhof und die Eingangshalle im Erdgeschoss, die, gekoppelt mit dem Musiksaal, auch als Aula genutzt werden kann. Hier befinden sich außerdem Aufenthalts-, Kiosk- und Hausmeisterraum als zentrale Anlaufstellen. Im Erdgeschoss sind zudem die Fachklassen der Bereiche Naturwissenschaften, Musik und Technik untergebracht.
Barrierefreie Zugänge
Da der Neubau im Harbigweg 24 nicht direkt an den Kirchheimer Ortskern angebunden ist, hat die Schule durch den Innenhof-Charakter ihr eigenes Zentrum erhalten. Gleichzeitig öffnet sich beim südlichen Gebäudeflügel der innere Atriumbereich teilweise zum Stadtteil Kirchheim hin; diese Öffnung fungiert auch als Haupt-Zugangsbereich der Eingangshalle über den Innenhof. Alle Zugänge zur Schule sind barrierefrei angelegt.
Das teilunterkellerte Gebäude ist ein Stahlbetonskelettbau mit massiven Wänden und Decken und extensiv begrüntem Massivdach, das für ein stabiles, ausgewogenes Raumklima sorgt. Robuste Materialien wie Holz, Stahl, Glas und Beton prägen das Schulhaus. Die großzügigen Verglasungen ermöglichen die ausgiebige Nutzung von Tageslicht und Wärme; der außen angebrachte Sonnenschutz schützt vor Überhitzung.
Das Wasser versickert
Das Flachdach wird durch die Begrünung zeitverzögert entwässert und das Wasser teilweise zurückgehalten, das restliche Regenwasser versickert über offene Mulden auf dem Gelände. Sämtliche befestigten Flächen sind – mit Ausnahme der 100 Quadratmeter großen Basketballspielfläche – mit wasserdurchlässigem Dränagepflaster hergestellt, so dass auf diesen Flächen bis zu 50 Prozent des anfallenden Regenwassers direkt durch das Pflaster versickern. Das restliche Wasser wird zusammen mit der Dachentwässerung in Entwässerungsmulden eingeleitet und kann dort vollständig versickern.
Auf diese Weise wird das gesamte Oberflächenwasser dem Grundwasser wieder zugeführt und das öffentliche Kanalnetz entlastet.
Das Schulgebäude ist an drei Seiten dicht mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Im Osten bildet eine Obstbaumreihe die Grundstücksgrenze und schirmt die Schulanlage zur Straße hin ab. Der Hauptzugang liegt im Süden an der Verlängerung der Königsberger Straße. Hier befinden sich Fahrradständer, Bushaltestelle und Feuerwehrzufahrt. Ein Parkplatz westlich der Schule ist über einen Fußweg im Schulhofbereich gut zu erreichen.
Aktiv- und Ruhe-Zonen
Mit dem Erdaushub wurden an der südlichen Grundstücksgrenze Hügel und Wälle modelliert, die die Freifläche strukturieren und unterschiedlich genutzt werden können. So gibt es ein Forum mit Sitzstufen für den Unterricht im Freien, Aktiv-Zonen mit Basketballspielbereich, Tischtennisplatten, Karussell, Kletterwand, Sitzzaun und Baumstämmen zum Turnen und Balancieren sowie Ruhe-Zonen mit geschützten Sitzecken zum Reden, Essen und Beobachten. Platz für Schulprojekte ist an der Ostseite der Schule, wo ein Schulgarten, eine Trockenmauer oder ein Teich angelegt werden könnten. Für die auf der Nordseite des Gebäudes liegenden Werkräume gibt es Freiflächen, die den Unterricht draußen ermöglichen. (cba)