Kultur

„Nur die Literatur interessiert mich“

Ralph Dutli zu Gast bei Michael Buselmeiers „Erlebte Geschichte – erzählt“

Der Lyriker, Essayist und Übersetzer Ralph Dutli war im Rahmen der Heidelberger Literaturtage im historischen Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz zu Gast. Im Gespräch mit Michael Buselmeier erzählte er aus seinem Leben in Paris, Zürich und Heidelberg.

Ralf Dutli (Foto: Rothe)
Ralf Dutli (Foto: Rothe)

„Es geht immer um die Sprache. Ich kann nur das, denn mir fehlt eine Gehirnhälfte“, so der Autor schmunzelnd, der 2006 den Johann-Heinrich-Voss-Preis für Übersetzung der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung erhielt. Ralph Dutli wurde 1954 in Schaffhausen geboren, als „Halb-Italiener“, wie er sagte, denn ein Teil seiner Vorfahren war aus Italien ausgewandert. Dieses Gen der Emigration habe er geerbt: „Ich wollte immer auswandern, ich hatte die Koffer im Kopf schon gepackt“, so Ralph Dutli, der zunächst in Zürich Romanistik und Russistik studierte und schon bald seine Affinität zu dem russischen Dichter Ossip Mandelstam entdeckte.

„Mandelstam begleitete mich zeitlebens, ich verfolgte ihn“, brachte er die Verbindung zu dem russischen Dichter, der in den 1930er Jahren unter Repressionen im Zuge der Säuberungen Stalins zu leiden hatte, auf den Punkt. Auf Grund eines kritischen Gedichtes über den Diktator wurde er 1935 verhaftet und starb 1938 in der Verbannung. Ralph Dutli ist Herausgeber der zehnbändigen Ossip-Mandelstam-Gesamtausgabe im Ammann Verlag Zürich, die 1984 begonnen wurde und mit dem letzten Band im Jahr 2000 endete. Auch seine Dissertation behandelt Mandelstam. Als er jedoch zum Schreiben und Recherchieren für die Arbeit in den 1980er Jahren nach Russland reisen wollte, wurde ihm von den russischen Behörden das Stipendium gestrichen und die Einreise verwehrt. „Bis zu Gorbatschows Präsidentschaft war das ein rotes Tuch“, so Dutli. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, weiter auf Mandelstams Spuren zu bleiben und die Doktorarbeit in Paris zu beenden.

1994 kam er nach Heidelberg, wo er momentan an einem Buch mit Gedichten und Essays über das „weiße Gold“ Salz schreibt. Seine letzten Arbeiten waren ein Gedichtband „Novalis im Weinberg“ (Ammann Verlag, 2005) und ein Essayband „Nichts als Wunder“ (Ammann Verlag, 2007). Dutli sagt über seine eigenen Werke: „In jedem meiner Gedichtbände gibt es humorvolle Dinge“.

Jahrzehnte zuvor hatte er noch singend in der Pariser Metro sein erstes Geld verdient, heute ist er einer der bedeutendsten in Heidelberg lebenden Schriftsteller und Übersetzer.