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Margret Dotter

Vätermonate beim Elterngeld: Sinn oder Unsinn?

Margret Dotter

Bundeskanzlerin Merkel und Bundesfamilienministerin von der Leyen planen eine Korrektur der Familienpolitik. Dabei stößt in der Bevölkerung das ab 2007 vorgesehene Elterngeld auf breite Zustimmung. Der Vorschlag, Elterngeld nur dann 12 Monate auszuzahlen, wenn sowohl Vater als auch Mutter mindestens zwei Monate zuhause bleiben, hat hingegen heftige Debatten ausgelöst.

Gegner sehen in der Neuregelung einen Eingriff in die Entscheidungsfreiheit der Familie. Der Staat müsse außen vor bleiben, wenn zuhause die Eltern ihren Erziehungsurlaub unter sich aufteilen. Viele Männer sehen es als ein Ding der Unmöglichkeit, so lange ihrem Arbeitsplatz fern zu bleiben. Zudem sei es von der Politik ein unsinniges Unterfangen, die biologisch vorgegebene Rollenverteilung ändern zu wollen.

Was wäre aber, wenn eine partnerschaftliche Teilung der Erziehung doch Vorteile brächte? Ein Nachdenken darüber lohnt sich. Interessant sind die Erfahrungen aus einem Land mit der weltweit großzügigsten Sozialregelung für Eltern. Bereits seit 1995 sind 60 Tage des Erziehungsurlaubs zwingend an jedes Elternteil gebunden, die sogenannten „Papamonate“. Zwei Monate dem Arbeitsplatz fernzubleiben muss dort nicht heißen, den Anschluss zu verpassen. In der Regel werden individuelle Lösungen vereinbart und die Vätermonate über einen längeren Zeitraum gestreckt. Die Botschaft aus Schweden lautet: Nicht nur Frauen profitieren von den Vätermonaten, sondern auch Männer, Kinder, Arbeitgeber und die ganze Gesellschaft. Väter, die den Erziehungsurlaub ganz den Müttern überlassen, sind in Schweden seltene Ausnahme. Bei vielen schwedischen Firmen gilt die Inanspruchnahme der „Vätermonate“ sogar als positives Auswahlkriterium bei der Einstellung. Immer mehr Arbeitgeber sehen ein, dass es einiges zu gewinnen gibt: Männer, die zeitweise die volle Verantwortung für ihre Kinder übernehmen, sind weniger stressempfindlich und steigern sowohl ihr Einfühlungsvermögen als auch ihre Fähigkeit, gleichzeitig mehrere Aufgaben zu erledigen. Aber am allerwichtigsten: Diese Männer sind ausgeglichener und zufriedener, weil sie ihr Arbeits- und ihr Familienleben in Einklang bringen können und das wirkt sich auch auf die Unternehmen positiv aus.

Es gibt Großunternehmen in Schweden, die sogar noch weiter gehen: Ericsson hat das Elterngeld von 80 auf 90 % des Monatsgehalts erhöht, ABB hat die Einkommensbegrenzung aufgehoben und Folksam bezahlt 150 % des Monatsgehalts als Einmalbetrag an Väter, die einen zusätzlichen dritten Monat Erziehungsurlaub nehmen. Viele Männer meinen, sie seien am Arbeitsplatz unabkömmlich, obwohl es eigentlich für jede Arbeit Stellvertreter gibt... Gibt es Stellvertreter auch für die Rolle des Vaters? Ich glaube nicht.




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