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CDU

Margret Dotter

Bis hierher – und weiter?!

Margret Dotter

Kürzlich berichtete OStD Dr. Alperowitz, Schulleiter des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums, im Kulturausschuss über den Hochbegabtenzug. Der Zug war zum Schuljahr 2007/08 am KFG eingerichtet worden und wird 2010 zum vierten Mal geeignete Schülerinnen und Schüler aufnehmen. Dr. Alperowitz sprach engagiert von der neuen Lernsituation im Hochbegabtenzug. Die Schule stellt für die Kinder einen Schutzraum dar, in dem sie sich geborgen fühlen. Die Lehrkräfte machen den Schülerinnen und Schülern in persönlichen Gesprächen immer wieder Mut und fördern ihre Neugierde. Offene Lernsituationen werden kreiert, in denen sich die Schüler/-innen ermutigt fühlen, Fragen zu stellen. Sie übernehmen Eigenverantwortung für ihr Lernen und gestalten den Unterricht mit, der sie begeistert – ohne dass Noten im Mittelpunkt stehen. Gut ausgebildete Lehrkräfte bringen das Know-how für den Zug mit. Er sprach von Herzensbildung („Ich muss nicht perfekt funktionieren“) und verwies auf gute Erfolge aus der bisherigen Arbeit. Dazu herzlichen Glückwunsch an Herrn Dr. Alperowitz und sein Team sowie an die Stadt und das Kultusministerium Baden-Württemberg, die diese Entwicklung ermöglicht haben.

Einerseits begeistert mich der Bericht, doch zugleich stimmt er mich traurig: Wunderbar ist, dass die Pädagogik der Zukunft in Heidelberg Einzug hält! Die Schule als Lebensraum, in dem Lust und Leistung kein Widerspruch sind, Kinder nicht beschämt werden und junge Menschen mit Neugierde und Kreativität fürs Leben lernen. Genau das ist die Botschaft der erfolgreichen PISA-Siegerschulen.

Traurig stimmt mich, dass sich dieser Wandel in der Schulpolitik nur im Hochbegabtenzug am KFG realisiert zu haben scheint. Wenn die Einrichtung des Zuges für die Erkenntnis einer Wende im pädagogischen Ansatz notwendig war, ist das in Ordnung und erfreulich. Aber: Bitte setzen wir uns dafür ein, dass diese Pädagogik an ALLEN Schulen und in allen Regelklassen realisiert wird. Davon profitieren nicht nur die Schüler/-innen, sondern auch die Lehrkräfte, die Familien und letztlich das Innovationsklima des Wissenschaftsstandorts Heidelberg. Um mit dem bekannten Bildungsjournalisten Reinhard Kahl zu sprechen: Wir brauchen „Schulen, die Kinder und Jugendliche hungrig machen und nicht satt. Schulen, die anziehende Orte geworden sind, und nicht müde oder überdrüssig machen.“