Stadt & Leute

„Hier wird Geschichte geschrieben“

Grundsteinlegung für den Neubau der Hochschule für Jüdische Studien

Soviel Prominenz ist nicht alltäglich in Heidelberg: Eine Vielzahl bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft versammelte sich am vergangen Freitag in der Altstadt, um in der Hochschule für Jüdische Studien in der Landfriedstraße die Grundsteinlegung für den Neubau des Gebäudes durch Ministerpräsident Günther Oettinger zu feiern.

Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau der Hochschule für Jüdische Studien: (von links) Architekt Hansjörg Maier, Rektor Prof. Dr. Alfred Bodenheimer, Ministerpräsident Günther Oettinger und Prof. Dr. Salomon Korn, Vorsitzender des Kuratoriums der Hochschule. (Foto: Rothe)
Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau der Hochschule für Jüdische Studien: (von links) Architekt Hansjörg Maier, Rektor Prof. Dr. Alfred Bodenheimer, Ministerpräsident Günther Oettinger und Prof. Dr. Salomon Korn, Vorsitzender des Kuratoriums der Hochschule. (Foto: Rothe)

Zu den Gästen zählten neben Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und dem Rektor der Universität Heidelberg, Professor Dr. Bernd Eitel, die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, der Verleger Professor Dr. Hubert Burda, Deutsche Bank-Vorstandschef Josef Ackermann, Wissenschaftsminister Professor Dr. Peter Frankenberg, FDP-Generalsekretär Dirk Niebel und MLP-Gründer Manfred Lautenschläger.

Sichtlich begeistert von dem neuen Bauprojekt zeigte sich Charlotte Knobloch bei ihrem Grußwort. „Hier wird heute Geschichte geschrieben“, rief sie den Gästen und den zahlreichen Journalisten zu. „Von Heidelberg wird die Wissenschaft des Judentums in alle Welt hinausgetragen. Wer hätte nach den Schrecken des NS-Regimes gedacht, dass so etwas in Deutschland noch mal möglich würde?“. Ferner ging sie auf die Besuche von Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen Jahr ein. „Dies unterstreicht die Bedeutung der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg“, so Knobloch.

Ministerpräsident Günther Oettinger wertete den Neubau als klares Bekenntnis zum Standort Heidelberg. „Heidelberg hat sich gegen die anderen möglichen Standorte Frankfurt und Berlin durchgesetzt. Dies ist eine große Ehre für die Stadt“.

Darauf ging auch Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner ein. „Wir als Stadt tragen dazu bei, dass die Hochschule für Jüdische Studien hier eine Heimat hat. Unsere Freundschaft mit den Juden wird durch diese Einrichtung vertieft.“

Das neue Gebäude bietet erstmals in der Geschichte der Hochschule einen Ort, an dem Bibliothek, Hörsäle und koschere Mensa sowie die Büros der Dozenten und der Verwaltung unter einem Dach zusammengefasst sind. Bislang sind diese Bereiche an vier verschiedenen Standorten in der Heidelberger Altstadt untergebracht.

Zudem wird in Zukunft auch das Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland im Neubau untergebracht sein. Das Haus in der Landfriedstraße 12 wird sich an den bereits bestehenden Bau im Stil der Gründerzeit aus dem Jahr 1902 anschließen, in dem ein Teil der Hochschule für Jüdische Studien untergebracht ist. Das neu zu bebauende Grundstück besteht zum Teil aus einem ungenutzten, denkmalgeschützten Gewölbekeller aus dem 17. Jahrhundert. Dieser ist Teil des ehemaligen Turnierplatzes, der Mitte des 17.Jahrhunderts an dieser Stelle errichtet wurde und vermutlich als Festsaal gedient hat. Durch die Freilegung und Renovierung wird somit alte Bausubstanz in der Altstadt aufgewertet.

Die Baukosten sind mit 4,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Finanzierung des Baus wird zu je einem Drittel vom Bund, dem Land Baden-Württemberg und dem Zentralrat der Juden in Baden-Württemberg bereitgestellt. Die Bauherrschaft liegt beim Zentralrat der Juden in Deutschland sowie der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, geplanter Bezugstermin ist Herbst 2009. (mas)