Thema der Woche

Stadt an den Fluss: Beispiel Düsseldorf

Gemeinderat und Stadtverwaltung informierten sich in Düsseldorf über ein äußerst erfolgreiches Tunnel- und Promenaden-Projekt

Was in Heidelberg noch eine städtebauliche Vision ist, gehört in Düsseldorf längst zum identitätsstiftenden Stadtbild und attraktiven Ausflugsziel für Gäste: die Stadt am Fluss. Wie es die nordrhein-westfälische Landesmetropole geschafft hat, ihre Stadt an den Rhein zurückzuführen, erfuhren kürzlich die Teilnehmer einer Exkursion von Gemeinderat und Stadtverwaltung unter Leitung von Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner.

Die Rheinuferpromenade in Düsseldorf
Stadt am Fluss live in Düsseldorf: die Rheinuferpromenade ist ein heiß begehrter Aufenthaltsort von Einheimischen und Gästen. (Foto: Stadt Heidelberg)

Düsseldorf hat es vor allem schnell geschafft, dazu mit großer politischer Einigkeit und einem städtebaulichen Ergebnis, das den Exkursionsteilnehmern so manchen Ausruf der Begeisterung entlockte. Der Grundsatzbeschluss zur Planung und zum Bau eines etwa zwei Kilometer langen Tunnels mit zwei übereinander gelegten Tunnelröhren fiel im Dezember 1987. Bereits am 15. März 1990 war der erste Spatenstich und im Dezember 1993 die Fertigstellung des Rhein-ufertunnels. Die Baukosten beliefen sich auf 291 Millionen Euro, davon trug das Land 85 Prozent.

„Mit dem Tunnel und der Rheinuferpromenade haben wir den Düsseldorfern ihre Stadt zurückgegeben“, sagte Düsseldorfs OB Joachim Erwin beim Empfang der Delegation im Rathaus. Dort, wo früher 55.000 Autos täglich eine lärmende und luftverschmutzende Barriere zwischen Altstadt und Fluss markierten, flanieren heute Einwohner und Gäste in Scharen. Auf einer Platanenallee mit 700 Bäumen genießen sie mediterranes Flair und ein faszinierendes Miteinander von Kunst, Kultur und Konsum. Denn Tunnel und Rheinuferpromenade waren ein Schlüsselprojekt für die Aufwertung der gesamten Stadt und schufen „Synergieeffekte für die Gastronomie, den Einzelhandel und die Kultur“, so Düsseldorfs Stadtplanungschef Richard Erben. Synergieeffekte, die durch eine Fülle von Begleit- und Folgeprojekten weiter aktiviert wurden.

Da wäre zum Beispiel die Umgestaltung von Teilen des alten Rheinhafens zum „Medienhafen“ zu nennen – heute ein Szeneviertel mit weltweit beachteter moderner Architektur, in dem vor allem Unternehmen der Werbe-,
Kultur- und Medienbranche ihren Sitz haben.

Und gab’s denn keine Proteste? Und keine technischen Probleme? – wollten die Heidelberger von den Düsseldorfern wissen. Technisch seien keine größeren Probleme aufgetreten – weder bei den Bohrungen, noch später bei der Belüftung oder bei Rheinüberflutungen, so Stadtplanungsleiter Richard Erben. Proteste habe es anfangs von Altstadt-Gastronomen gegeben; insgesamt jedoch sei das Projekt von einer breiten Mehrheit im Gemeinderat und in der Bevölkerung getragen worden.

„Die Basis für Düsseldorfs Erfolgsgeschichte ist seine offensive Wirtschaftsförderung“, konstatierte OB Erwin. Bei seinem Amtsantritt 1999 hatte die Stadt 1,6 Milliarden Euro Schulden. Heute ist sie schuldenfrei, verzeichnet steigende Einwohnerzahlen und tätigt weiter milliardenschwere Investitionen, aktuell in den Ausbau der U-Bahn.