Stadt & Leute

„Jede Menge neue Lieder im Gepäck“

Eindrücke von einer Chorreise durch Südafrika über Lesotho und Swaziland bis nach Heidelberg bei Johannesburg

Die 43 Sängerinnen und Sänger von Mokolé, einem Afrika-Chor der Musik- und Singschule Heidelberg, sind zurück von ihrer gut zweiwöchigen Rundreise durch Südafrika. „Jetzt haben wir nicht nur viel zu erzählen, sondern auch jede Menge neue Lieder im Gepäck“, sagt Chorleiterin Eva Buckman begeistert.

Mokolé mit dem Chor St. Maries in Hlane/Swaziland
Singen verbindet: Mokolé mit dem Chor St. Maries in Hlane/Swaziland

In dem noch immer von der Apartheid gezeichneten Südafrika, aber auch in Lesotho und Swaziland, trafen sie schwarzafrikanische Chöre zu Workshops und zum gemeinsamen Singen. Die Freundlichkeit der Menschen war ebenso überwältigend wie ihre Armut. Erste Station war Soweto, ein Township von Johannesburg, wo die Sängerinnen und Sänger den Imilonji-Chor, den berühmtesten Chor Südafrikas, trafen.

Wichtiger Eindruck in Soweto war der Besuch des Hector Petersen Museums, gewidmet den Schülern und Studenten, die bei den Aufständen1976 erschossen wurden, nachdem die Regierung angeordnet hatte, dass alle Prüfungen ab sofort in Afrikaans abzulegen seien. Bewegend auch der Besuch der größten katholischen Kirche Sowetos, Regina Mundi, die als Fluchtburg und Treffpunkt der ANC-Führer diente.

Erst 13 Jahre sind seit der Aufhebung der Apartheid vergangen, seit 1994 mit den ersten freien Wahlen, bei denen auch Schwarze zugelassen waren, Nelson Mandela zum Präsidenten gewählt wurde. Kaum zu sagen, ob die unterschiedlichen Kulturen inzwischen Berührungspunkte haben, geschweige denn, sich auf gleicher Augenhöhe begegnen. Nur langsam erwacht das Selbstbewusstsein der Schwarzen und viele Weiße fürchten die Veränderung. Aber alle freuen sich auf die Fußballweltmeisterschaft 2010, es wird viel gebaut und jeder hofft auf seine Weise davon zu profitieren.

Stundenlange Busfahrten durch das weite Land, vorbei an riesigen Weideflächen, kleinen Siedlungen, winkenden Kindern und vielen freundlichen Gesichtern. Das gemeinsame Singen schafft immer wieder Brücken, zeigt Anerkennung der schwarzafrikanischen Kultur, stärkt das Selbstbewusstsein, zumal die Weißen so zarte Stimmen haben im Vergleich zu dem gewaltigen Stimmvolumen der Schwarzen (was beide Seiten lachend registrieren).

Ein Besuch auch in Esitjeni, einem Dorf in Swaziland, in dem viele Aidswaisen leben. Sie werden vom Verein „Voices for Africa“ und durch Spendengelder, die bei den Chorkonzerten von Mokosané, Mokolé und Mokoni gesammelt werden, unterstützt, damit alle Kinder täglich wenigstens eine warme Mahlzeit bekommen.

Letzte Station ist Heidelberg bei Johannesburg, wo inzwischen der Container mit gespendeten Instrumenten der Musik- und Singschule Heidelberg/Deutschland angekommen ist. Die offizielle Übergabe der Instrumente erfolgt im Rahmen der Begrüßungsfeier im Rathaus mit Bürgermeisterin Busi Modisakeng: „101 Instrumente, es ist eine Herausforderung für uns, sie alle zu benutzen“, sagt sie gerührt. Alle werden registriert und markiert zum Zeichen für die Beziehung dieser beiden Städte gleichen Namens. Sie hofft, dass die Beziehungen bestehen bleiben und sie den neuen Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner bald kennen lernt.

Drei Abende und zwei Tage füllen Konzerte von Kinder- und Jugendchören, Auftritte von jugendlichen Zulu-Tanzgruppen, Gumboot-Dancers und Modern-Dance-Formationen. „Heidelberg ist eine Stadt voller Talente, hier seid ihr richtig“, sagte Manqoba Ntombela, Leiter eines Jugend-Kulturzentrums in Ratanda, dem Township der Schwarzen von Heidelberg in Südafrika. doh