Stadt & Leute

„Die sozialen Errungenschaften sichern“

STADTBLATT-Interview mit GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski – „Die GGH wird nach wie vor dämpfend auf die Preise am Wohnungsmarkt einwirken“

Mit großer Mehrheit hat der Gemeinderat am 29. März die „Strategie 2015“ der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) beschlossen. Damit bestätigte das Gremium die Bestrebungen der GGH-Geschäftsführung, das städtische Wohnungsunternehmen wirtschaftlich so zu positionieren, dass es seinen wohnungspolitischen Aufgaben ohne Zuschüsse der Stadt nachkommen kann. STADTBLATT-Redakteur Dr. Bert-Olaf Rieck sprach mit GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski über die „Strategie 2015“.

Peter Bresinski (Foto: privat)
Peter Bresinski (Foto: privat)

STADTBLATT: Herr Bresinski, bei „GGH“ denkt man an Sozialwohnungen, Wohnberechtigungsscheine und niedrige Mieten. Wird das auch in Zukunft so bleiben?

Peter Bresinski: Im Prinzip ja, wobei die klassische „Sozialwohnung“ in Zukunft einem differenzierten Angebot an Wohnungen für unterschiedliche Nachfragegruppen weichen wird. Die Mehrheit der GGH-Wohnungen wird mit maximal 5,50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche und Monat weiterhin sehr günstig sein, der restliche Bestand wird im Laufe der kommenden Jahre in ein mittleres Preissegment entwickelt. Hier besteht die größte Nachfrage. Die GGH wird nach wie vor dämpfend auf die Preise am Wohnungsmarkt einwirken. Aber wir brauchen eine Qualität, die auch angenommen wird.

STADTBLATT: Mit der Sanierung des historischen Palais Nebel und dem Verkauf der Wohnungen in bester Altstadt-Lage am Rathaus wurde ein ganz neuer Kundenkreis angesprochen. Sind solche Projekte Teil der „Strategie 2015“?

Bresinski: Ja, denn solche Projekte unterstützen wirtschaftlich die Erfüllung unserer Hauptaufgabe, nämlich die Bereitstellung von preiswertem Wohnraum. Das Palais Nebel war jedoch in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderes Projekt, was sich so schnell sicher nicht wiederholt.

STADTBLATT: Die GGH ist in letzter Zeit mit ihren Abrissplänen in die Schlagzeilen geraten, insbesondere mit der Handschuhsheimer „Blauen Heimat“, aber auch Objekten in anderen Stadtteilen. Wie viel vom derzeitigen Wohnungsbestand wird bis 2015 und darüber hinaus der Abrissbirne zum Opfer fallen?

Bresinski: Es gibt nun leider einmal Wohnungen, die sich wirtschaftlich nicht mehr dauerhaft am Markt halten lassen. Eine Abrissdiskussion führen wir aber nur dort, wo der äußere Anschein der Gebäude, deren Architektur oder stadtbildprägender Charakter für die Bürger eine besondere Wertigkeit hat. Ich gehe davon aus, dass sich alle Beteiligten in den jeweiligen Stadtteilen frei von Ideologien mit den Sachargumenten auseinandersetzen werden und wir einen breiten gesellschaftlichen Konsens erzielen. Wir werden uns dabei über gut 200 Wohnungen unterhalten, die über mehrere Stadtteile verteilt sind. Nach heutigem Dafürhalten gilt dies auch über 2015 hinaus.

STADTBLATT: Und was wird aus der „Blauen Heimat“?

Bresinski: Die Abrisspläne sind zurückgestellt. Wir werden zunächst versuchen, die Wohnungen mit einfachsten Mitteln wieder an den Markt zu bringen. Man wird dabei keine Wunderdinge erwarten können. Um aber allen Unkenrufen direkt vorzubeugen: Das wird nicht die Abkehr von der sozialen Verantwortung für diese Wohnanlage bedeuten.

STADTBLATT: Auch die Nachverdichtung ist ein „heißes Eisen“, wie die Beethovenstraße gezeigt hat. Gibt es weitere Planungen, vorhandene Grundstücke intensiver zu nutzen?

Bresinski: Ja, die gibt es. Dabei geht es jedoch nicht stets um Nachverdichtung, sondern meist um den qualitätvollen Ersatz überkommener Strukturen.

STADTBLATT: Die „Strategie 2015“ spricht auch die Themen „familiengerechter Wohnraum“ und „seniorengerechte Wohnungen“ an. Wie wird das umgesetzt?

Bresinski: Dies lässt sich nur mit substanziellen Eingriffen im Bestand oder mit Neubau erreichen. Gerade die tendenzielle Abkehr von einzelfallbezogenen Modernisierungen gibt uns hierfür die notwendige Flexibilität. Unser Ersatzneubau Im Dörning 9 im Pfaffengrund ist bereits das erste Beispiel für eine hervorragende Umsetzung beider Aspekte. Ein vollkommen barrierefreies Erdgeschoss und größere Wohnungen als vorher zeichnen diese Baumaßnahme aus.

STADTBLATT: Die GGH im Jahre 2015 – ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen?

Bresinski: Wenn Sie damit effizientes und wirtschaftliches Agieren meinen, dann ja. Wenn Sie allerdings alleiniges Streben nach Gewinnmaximierung meinen, dann selbstverständlich nein. Denn: Die Strategie der GGH ist ja gerade darauf ausgerichtet, die sozialen Errungenschaften der Vergangenheit zu sichern und weiter fortführen zu können. Das geht aber nur, wenn das Unternehmen dauerhaft gesund bleibt, wofür wirtschaftliches Handeln unerlässlich ist. Dabei ist und bleibt die GGH ein kommunales Wohnungsunternehmen. Auch über das Jahr 2015 hinaus.