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Perspektive für junge Arbeitslose

Azubi-Fonds: Im aktuellen Ausbildungsjahr konnten die Heidelberger Dienste 41 junge Menschen in Ausbildung bringen

Melanie Hornung ist 24 Jahre alt, hat Realschulabschluss und ist Absagen gewöhnt. 60 Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz hat sie verschickt, alle erfolglos. Den Grund für die Absagen glaubt sie zu kennen: Als alleinerziehende Mutter einer dreijährigen Tochter ist sie für viele Betriebe ein Risiko, wegen des Kindes könnte sie häufiger fehlen. Da gab ihr die Beraterin der Arbeitsagentur den Tipp, sich bei den Heidelberger Diensten zu melden.

Sabrina Kratz neben Bäckermeister Mike Müller und Sabine Pohrt von den Heidelberger Diensten.
Sabrina Kratz profitierte vom Azubi-Fonds, sie lernt Fachkraft im Nahrungsmittelhandwerk in der Bäckerei Müller. Neben ihr Meister Mike Müller und Sabine Pohrt (r.) von den Heidelberger Diensten. (Foto: Rothe)

Heute macht Melanie Hornung eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfin bei der Kanzlei Schönung. Ihr und 40 anderen jungen Menschen mit Problemen, einen Ausbildungsplatz zu finden, verschaffte der 2002 ins Leben gerufene Azubi-Fonds eine berufliche Perspektive.

Trägerin des Fonds ist die Heidelberger Dienste gGmbH, ein gemeinnütziges Unternehmen der Stadt Heidelberg. Es kooperiert seit Jahren bei geförderten Ausbildungsmaßnahmen mit lokalen Handwerksbetrieben, Unternehmen, öffentlicher Verwaltung, Kammern und Gewerkschaften, um jungen Menschen mit „Vermittlungshemmnissen“ einen Ausbildungsplatz anzubieten. Gefördert werden vorrangig alleinerziehende Mütter sowie junge Eltern, Jugendliche mit schwachen Schulnoten, mit abgebrochener Erstausbildung, ältere junge Erwachsene, deren Schulabschluss schon länger zurückliegt und Jugendliche im Berufsvorbereitungsjahr.

Drei Vertragspartner kommen beim Azubi-Fonds zusammen: der/die Auszubildende, die Heidelberger Dienste und der Ausbildungsbetrieb. Zwischen den Heidelberger Diensten und dem Auszubildenden wird ein Ausbildungsvertrag geschlossen, die praktische Ausbildung erfolgt im jeweiligen Betrieb.

Die Heidelberger Dienste übernehmen die – durch die Förderer getragene − Ausbildungsvergütung, die Kosten für Nachhilfe und die Betreuung der Azubis. Der Ausbildungsbetrieb übernimmt den fachlichen Teil der Ausbildung, Kosten für Lehrgänge, Prüfungen, Arbeitskleidung sowie sonstige Materialien.

Von 41 Ausbildungsplätzen 2006 werden zwölf von der Stadt Heidelberg finanziert, das Jobcenter Heidelberg übernimmt die übrigen 29. Die 25 jungen Frauen und 16 jungen Männer absolvieren seit September 2006 ihre Ausbildung unter anderem als Fachangestellte für Bürokommunikation, Rechtsanwaltsfachangestellte, Einzelhandelskauffrau/-mann, Bäckereifachverkäuferin, Fachkraft für Systemgastronomie, pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin, zahnmedizinische Fachangestellte, Tierpflegerin, Anlagenmechaniker, KFZ-Mechatroniker, Fahrradmonteur, Friseur/in, Floristin, Gestalterin für visuelles Marketing, Landschaftsgärtner, Drucker oder Krankenpflegehelferin.

„Gerade die kleinen Firmen übernehmen soziale Verantwortung“, lobte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner die Bereitschaft von Betrieben, jungen Menschen eine Perspektive zu eröffnen. Er betonte bei der Vorstellung des Azubi-Projekts, wie wichtig es sei, dass „wir uns um alle Jugendlichen bemühen, damit sie einen Ausbildungsplatz bekommen“. Bei Melanie Hornung hat das geklappt und in ihrer kurzen Ansprache zeigte sie sich erleichtert darüber, dass die Heidelberger Dienste sie erfolgreich vermitteln konnten. (hö/neu)