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stadtblatt  / 29. September 2021 2 MASTERPLAN IM NEUENHEIMER FELD Entwicklungsentwurf des Teams ASTOC Schaffung von räum- lichen Qualitäten und Orientierung durch die Quartiere und Freiräume D er Entwicklungsprozess des Masterplans über zweieinhalb Jahre hat es uns ermöglicht, die Be- dürfnisse aller Beteiligten (Nutzer, Politik, Bürgerschaft) zu berücksich- tigen. Auch wir als Planungsteam haben dabei kontinuierlich dazuge- lernt und diese Erkenntnisse und die konkretisierten Anforderungen der Konsolidierungsphase in unseren Entwurf eingearbeitet. Die Grund- struktur unserer Masterplanung – die Schaffung von Orientierung, räumlichen Qualitäten und hand- habbaren Entwicklungsbereichen, den Quartieren - hat sich dabei be- währt und konnte sich den geänder- ten Anforderungen anpassen, ohne ihre Struktur zu verlieren. Verkehrliche Erschließung durch kleinen Campusring mit Straßen- bahntrasse Die Neuorganisation der verkehrli- chen Erschließung ist eine wesent- liche Grundlage – nicht nur für den Campus, sondern die gesamte Stadt. Wir haben die vorgegebenen Er- schließungsvarianten auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit untersucht und sie im Zusammenspiel mit Städ- tebau, den Nutzeranforderungen und der Logistik fortgeschrieben. Die Führung einer Straßenbahntras- se auf der Straße „Im Neuenheimer Feld“ erfüllt die Anforderungen an die Erschließung am besten. Durch die Implementierung eines beste- henden Systems, das keine Neckar- querung erfordert, gelingt eine sehr gute Abdeckung durch den ÖPNV bei vergleichsweise geringen Baukosten. Naturräume werden geschont und eine einfache Orientierung und Ad- ressierung auf dem Campus erreicht. Die Straßenbahn befördert dabei eine große Anzahl an Fahrgästen, für die Feinverteilung und die „letzte Meile“ stehen Busse und die vielfältige Cam- pusflotte zur Verfügung. Der Bereich innerhalb des Campusrings bleibt weitestgehend autofrei, Parkplätze können von heute über 8.800 bis zum Jahr 2050 auf 7.100 reduziert werden. Flächeninanspruchnahme Die sichtbarste Veränderung ist das Freihalten des Gewanns Hühner- stein. Dies gelingt durch die Mög- lichkeit, Geschossfläche (ca. 3% der geforderten Gesamtfläche) in Unter- geschossen nachzuweisen, den Ver- zicht auf bislang enthaltene Flächen über die geforderten Zahlen hinaus und eine effizientere Ausnutzung des bestehenden Campus. Für die Nachverdichtung auf dem Campus wurden alle Baufelder so- wie Bedürfnisse der Nutzer unter- sucht und ein Regelwerk formuliert: 1. Priorisiert bebaut werden eben- erdige Parkplätze 2.Ergänzungen auf bestehenden Baufeldern. 3.Rückbau von Bausubstanz wird nur in Erwägung gezogen, wenn sich ein deutliches Plus an Nutz- fläche und Orientierung realisie- ren lässt. Erweiterung des Universitätsklinikums Die Erweiterung des Universitäts- klinikums stellt eine besondere Herausforderung dar. Die Außen- standorte Schlierbach und Rohr- bach sollen auf dem Neuenheimer Feld zusammengeführt werden. Um die klinikinternen Prozesse optimal organisieren zu können, bedarf es großer zusammenhängender Flä- chen in unmittelbarer Nähe der be- stehenden Einrichtungen. Der Standort nördlich der Kinder- klinik bietet mit direktem An- schluss an den Klinikring die not- wendigen Flächen. Durch eine Verlagerung des Stadions im Zuge der Klinikerweiterung entsteht im Zusammenspiel mit neuen Angebo- ten ein vielfältiger, moderner und kompakter Sportcampus. Bauliche Entwicklungen der Universität fin- den im Schwerpunkt im Nordos- ten und Südosten statt, wo große, untergenutzte Parkplatzflächen be- baut werden können. Das Klinikum prägt also künftig den Westen des Campus, die Universität den Osten zur Stadt. Hohe Qualität der Freiräume Durch diese Strategie werden trotz der Nachverdichtung im Bestand nur 2 Prozent zusätzliche Flächen versiegelt.Wichtige Biotop- und Na- turräume bleiben unberührt.Bäume, die nicht erhalten werden können, werden in doppelter Anzahl ersetzt. Die hohe Qualität der Freiräume ist dabei wesentlich, um einen Gegen- pol zur dichten Bebauung zu bieten, das Mikroklima zu steuern und die Frischluftversorgung sicherzustel- len. Großzügige Freiräume und We- geverbindungen binden die zentra- len Bereiche an und führen entlang belebter Erdgeschosse durch den Campus, kleine Treffpunkte entste- hen in den Quartieren. Die Neckar- und Feldpassagen sowie die grüne Klinikmitte bilden eine ablesbare und erlebbare Freiraumstruktur. Diese Grundstruktur war bereits in den vorangegangenen Phasen der Entwurfsmittelpunkt und wurde durch die Fortschreibung nochmals gestärkt. Flexibles Konzept Die im Prozess neu formulierten Anforderungen konnten in unseren Masterplan integriert werden, ohne dabei die zentralen Ideen aufzuge- ben. Dies zeigt, wie wichtig ein ro- bustes und flexibles Konzept als Vo- raussetzung für einen Masterplan ist, wenn dieser als Grundlage für die Entwicklungen der nächsten 30 Jahre herangezogen werden soll. Dies gilt auch im Sinne der schritt- weisen Umsetzung eines bis 2050 CO 2 -neutralen Standortes, welcher von der Stadtgesellschaft mitgetra- gen wird. Der Entwicklungsentwurf denkt das Neuenheimer Feld als Wissenslandschaft mit den Schwerpunkten Forschung, Universität und Klinikum weiter. Umgesetzt auf dem heutigen Campusareal, neu strukturiert durch Quartiere und zentrale Freiräume. ( Entwurf ASTOC) Team ASTOC Der Beitrag auf dieser Seite stammt von den Planungs- büros ASTOC Architects and Planners, RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitek- ten, Buro Happold, PTV Transport Consult, Teamplan und SSV Architekten.

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