Familienoffensive Heidelberg
„Wow-Effekt“ für Familienfreundlichkeit
Erstmalig veranstaltete die Stadt Heidelberg eine verwaltungsinterne Open Space-Konferenz zum Thema „Wir für Familien“
Am 28. Juli trafen sich etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung unter dem Motto „Marktplatz der Ideen – Wir für Familien“ zu einer ganztägigen Großgruppenkonferenz im Helmholtz-Gymnasium. Bei dieser Ideenbörse in der innovativen Veranstaltungsform des „Open Space“ wurden neue Ideen und Konzepte für eine noch bessere Verwaltungsarbeit zugunsten von Kindern und Familien in Heidelberg entwickelt.
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner begrüßte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus allen Ämtern und allen Hierarchie-Ebenen gekommen waren, mit einem sehr persönlichen Wortbeitrag. Heidelberg sei eine ausgesprochen attraktive Stadt mit einer hohen Lebensqualität – aber auch eine Stadt, in der zu wenige Familien leben würden.
Nur in 12.000 der gut 74.000 Heidelberger Haushalten gebe es Kinder. Ein Drittel der Kinder wiederum lebe nur mit einem Elternteil zusammen. Bei der von ihm initiierten Familienoffensive, so der OB, gehe es nicht nur um die klassische Familie mit kleinen Kindern, sondern um alle Formen von Familie. „Wir müssen uns auf die Hinterbeine stellen und all unsere Möglichkeiten nutzen, etwas positiv zu ändern für Familien. Auch wenn wir in vielen Bereichen bereits bundesweit die Nummer 1 sind: Es reicht noch nicht!“, betonte der OB. Er ermunterte seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich frei und offen in die Konferenz einzubringen. „Sie sind Botschafter einer familienfreundlichen Stadt. Mein innigster Wunsch an Sie ist, dass Sie innerhalb der Stadtverwaltung eine Bewegung, einen Wow-Effekt für ein familienfreundliches Heidelberg auslösen.“
Die Mitarbeiter/innen ließen sich nicht lange bitten. Engagiert brachten sie ihre Ideen zu Papier und ergriffen beherzt zum Mikrofon, um den Kolleginnen und Kollegen zu erläutern, welche Maßnahme für Familien vordringlich angepackt werden sollte. In Kleingruppen, die jederzeit offen für jede/n waren, wurden im Laufe des Tages die „Top 15-Themen“ für Familien herausgefiltert und mit ersten Maßnahmen unterlegt.
Alle Vorschläge werden bis nach den Sommerferien ausgewertet und in ein konkretes Handlungsprogramm fließen.
Myriam Feldhaus, Leiterin des Kinder- und Jugendamtes und Mit-Initiatorin der ersten städtischen Open Space-Konferenz zeigte sich sehr zufrieden mit dem Tag: „Mit dieser Konferenz sind wir einen ganz neuen Weg gegangen, der – zumindest in Baden-Württemberg – wohl so noch nie von einer Kommunalverwaltung gegangen wurde.“
Moderiert wurde die Konferenz von Roswitha Vesper und Holger Scholz von den „Kommunikationslotsen“, einer Agentur für Organisationsberatung und Coaching.
Die Top 15-Themen
- „Flexibilität und Familie“ – mit Vorschlägen für eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten für Mitarbeiter/innen der Verwaltung
- „One Stop Agency“ – mit Vorschlägen für verbesserte Informationen über die verschiedenen familienfreundlichen Angebote und Projekte der Stadtverwaltung
- „Betreuung von Kindern ab 12 Jahren und Angebote für Jugendliche“
- „Freiflächen und -plätze“
- „Radwegenetz“
- „Bezahlbare Wohnungen/Vermeidung von Ballungsräumen sozial schwacher Familien“
- „Kommunikation und Kompetenzen in Familien stärken“
- „Familie und Erziehung“
- „Sicheres Heidelberg für Kinder“
- „Vereinbarkeit von Pflege (der Eltern oder Großeltern) und Beruf“
- „Heidelberg ist für Familien zu teuer“ – mit Vorschlägen wie beispielsweise einer einkommensunabhängigen Familienkarte für alle Heidelberger Familien
- „Stadt als familienfreundlicher Arbeitgeber“
- „Freizeit mit Kindern/Räume für Familien“ – mit Vorschlägen für mehr Grünanlagen oder einem zentralen Spiel- und Erlebnisraum in der Stadt
- „Chancengleichheit und Qualitätsmanagement an Schulen“
- „Ein Herz für Familien in der Stadtverwaltung“ – mit Vorschlägen für Spielecken oder „Familienpaten“ in den städtischen Ämtern
Was ist Open Space?
Open Space (englisch für „geöffneter, offener oder auch weiter Raum“) ist eine Methode zur Strukturierung von Besprechungen und Konferenzen. Sie eignet sich für Gruppen von etwa 12 bis 2.000 Teilnehmern und kann von zwei Stunden bis zu drei Tage dauern.
Die Open Space-Methode wurde in den USA um 1985 von Harrison Owen „entdeckt“ und ist inzwischen weltweit verbreitet. Charakteristisch ist die inhaltliche und formale Offenheit: Open Space schafft einen Raum, in dem viele Menschen selbstorganisiert und selbstverantwortlich ihre Anliegen gemeinschaftlich bearbeiten können. Außer einem umfassenden großen Thema, sind keine einzelnen Themen vorgegeben. Jeder kann ein Anliegen, das ihm besonders am Herzen liegt, vorantreiben. So entsteht ein großer „Themen-Marktplatz“ auf dem sich die Teilnehmer zu Themengruppen zusammenschließen.
Die Übersetzung „Freiraum“-Methode weist darauf hin, dass man hier im Gegensatz zu bekannten Konferenzmodellen vor allem freien Raum vorfindet. Freien Raum, um sich gegenseitig zu treffen, sich zu bewegen, dorthin zu gehen, wo man etwas erfahren oder beitragen kann.
Ziel ist es, in kurzer Zeit mit einer großen Anzahl von Menschen zu einem umfassenden Thema eine Aufbruchsstimmung zu nutzen (oder zu erzeugen) und zu vertiefen. In dieser Aufbruchsstimmung werden wesentliche Teilthemen lösungsorientiert besprochen, damit daraus konkrete Projekte entstehen können. (hei/ck)