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Starthilfe beim ABC

An der Volkshochschule Heidelberg (vhs) lernen Migrantinnen und Migranten das lateinische Alphabet, Lesen und Schreiben

Reden und verstehen können, Schreiben und Lesen beherrschen sind Voraussetzungen für die Integration. Wer als Migrantin oder Migrant das lateinische Alphabet nicht beherrscht, kann daher Alphabetisierungskurse besuchen. Ende Juni nahmen sieben Teilnehmer eines solchen Kurses an der Volkshochschule das vhs-Zeugnis für ihren erfolgreichen Abschluss entgegen.

Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg, Leiterin der Heidelberger Volkshochschule (stehend rechts), überzeugte sich persönlich von den Lese- und Schreibfähigkeiten der Kursteilnehmer/innen. (Foto: Rothe)
Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg, Leiterin der Heidelberger Volkshochschule (stehend rechts), überzeugte sich persönlich von den Lese- und Schreibfähigkeiten der Kursteilnehmer/innen. (Foto: Rothe)

An der vhs Heidelberg lief dieser Alphabetisierungskurs über zwei Jahre mit neun Modulen à 100 Unterrichtseinheiten. Die Teilnehmer/innen hatten kaum Vorkenntnisse im Lesen und Schreiben, und deswegen erhielten sie über die Ausländerbehörde der Stadt Heidelberg die Berechtigung, an einem solchen Kurs teilzunehmen.

Teils noch nie in der Schule

Jeder Stadt und jedem Kreis überlässt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ein Kontingent an Scheinen für die Teilnahme an einem Alphabetisierungskurs. In den meisten Fällen trägt das Bundesamt auch die Kosten. Teils beherrschen die Teilnehmer/innen nur die eigene Schriftsprache, teils sind es echte Analphabeten, die in ihrem Heimatland nie die Schule besuchten und weder lesen noch schreiben können.

900 Stunden Deutsch büffeln

Vier bis fünf Kurse pro Jahr mit jeweils rund zehn Teilnehmer/innen bietet die Volkshochschule an. 900 Stunden büffelten Menschen aus Vietnam, Polen, Türkei, Brasilien, Afghanistan die deutsche Sprache. Am Ende überreichten Eva-Maria Meyer-Dammann, Leiterin der Abteilung Sprachen der Heidelberger Volkshochschule, und die Dozentin des Kurses, Sabine Rehder, den sieben erfolgreichen und strahlenden Teilnehmer/innen des Kurses ihr vhs-Zeugnis und als Anerkennung eine Rose.

„Sie blühen richtig auf“

Vor den zahlreichen Gästen, unter anderem war Hartmut Michel, Regionalkoordinator beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge angereist, präsentierten einige Kursabsolventen ihr Können. „Sie blühen richtig auf“, bestätigte Eva-Maria Meyer-Dammann. Die Teilnehmer/innen seien so begeistert bei der Sache gewesen, dass sie sogar in den Ferien den Kurs besuchen wollten und überhaupt nicht verstehen würden, dass viele Kinder nicht gern in die Schule gingen, so die Leiterin der Abteilung Sprachen der vhs.

Chance auf Arbeit

Nun haben die erfolgreichen Kurs-Teilnehmer/innen, sechs von ihnen leben in Heidelberg, erstmals eine echte Chance zur Integration. Mit etwas Glück finden sie auch einen Arbeitsplatz. Eva-Maria Meyer-Dammann sieht auch den Vorbildcharakter, den die erfolgreichen Absolventen für andere Migrantinnen und Migranten haben: Man kann dieses Ziel erreichen – wenn es auch für Erwachsene ein harter und langer Weg ist.

Mehr zu den Angeboten der Volkshochschule gibt es unter www.vhs-hd.de, ausführliche Informationen zum Integrations-Engagement der Stadt Heidelberg unter www.heidelberg.de/integration. (neu)