Kultur

Wie Kinder Kunst sehen

Kurpfälzisches Museum feiert 25 Jahre Malstube − Gespräch mit Museumspädagogin Angelika Dirscherl

Seit einem Vierteljahrhundert ist sie die beliebteste Museumswerkstatt Heidelbergs: die Malstube im Kurpfälzischen Museum. Hier zeichnet, modelliert und bastelt die Künstlerin und Museumspädagogin Angelika Dirscherl seit 25 Jahren mit Kindern und Jugendlichen. Jetzt feiert das „Kurpfälzische“ das Museumspädagogik-Jubiläum mit gleich zwei Ausstellungen: „Kinderstube“ und „jugendzimmer“.

Angelika Dirscherl mit Kindern im Kurpfälzischen Museum (Foto: KMH)
Angelika Dirscherl mit Kindern im Kurpfälzischen Museum (Foto: KMH)

Kinderstube

In der Ausstellung „Kinderstube“, die bis 8. November zu sehen ist, können Besucher beispielhaft sehen, wie in der Museumswerkstatt Malstube in den vergangenen Jahren gearbeitet wurde und wird: Wie sehen junge Besucher Kunstwerke oder archäologische Fundstücke? Was hat das alles mit uns heute zu tun? Mit welchen Mitteln arbeiten Künstler von früher und heute? Und wie kann man sich dann mit Kindern, wenn sich alle mit diesen Mitteln vertraut gemacht haben, auf vielfältige Weise mit Kunst und Geschichte beschäftigen, etwas lernen und auch noch viel Freude dabei haben? Mit einer „Ausstellung in der Ausstellung“ soll dieses Prinzip sichtbar werden.

Jugendzimmer

In der Ausstellung „jugendzimmer“ zeigen Jugendliche zwischen 13 und 24 Jahren ihre Rezeption der Kunstwerke des Museums, und was aus ihren eigenen Ideen werden kann. In dem seit sieben Jahren bestehenden Workshop „ZAP“ (Zeichnen – Ansehen – Probieren) am Mittwochabend arbeiten sie in den verschiedensten Techniken. In Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Kunstverein können dort die aktuellsten Erscheinungen der Kunstszene mit den breitgefächerten Sammlungen des Museums in Zusammenhang gebracht werden. Zur Ausstellung gibt es Workshops mit Künstlern, Musik und Malaktionen.

Eröffnet werden die Ausstellungen am Sonntag, 28. Juni, um 15 Uhr im Kurpfälzischen Museum.

Drei Fragen an Angelika Dirscherl

Warum ist Museumspädagogik notwendig?

Dirscherl: In der Auseinandersetzung mit Kunst steckt ein entscheidendes Potential für die individuelle Entwicklung. Kunstbetrachtung regt Denkprozesse an. Sie fördert die Wahrnehmung und bereichert unsere Sicht auf die Welt. Künstlerische Arbeitsweisen praktisch und konkret nachzuvollziehen, gibt Impulse für den Lebensalltag, stärkt kreative, soziale und ethische Kompetenzen. Deshalb versuchen wir mit unseren Kunstwerken und unserer vielfältigen Sammlung Kontakt zum Leben möglichst vieler Menschen zu bekommen.

Ist der Umgang der Kinder mit Kunst heute anders als vor 25 Jahren?

Dirscherl: Kinder sind anspruchsvoll. Sie möchten sich von Originalen anregen, nicht mit billigen Kopien abspeisen lassen, die Museumspädagogen müssen freundliche, kompetente und authentische, den Kindern zugewandte Leute sein. Die Kinder spüren das sofort, das hat sich in einem Vierteljahrhundert nicht geändert, und im KMH legen wir besonderen Wert darauf. Heute ist oft nicht mehr ganz so viel Geduld da, oft soll ein Bild einfach mal „fertig“ sein. Hier ergeben sich aber die schönsten Ansätze zu Gesprächen über Formen und Inhalte der Kunst.

Was lernen Sie von der Arbeit mit Kindern über Kunst?

Dirscherl: Kinder gehen meistens unvoreingenommen auf ein Kunstwerk zu. Ältere Besucher können oft Wunderbares erzählen, haben aus ihren oft vielfältigen Erfahrungen etwas zu bieten. Im Museum ist es mir mit unseren Sammlungen und den vielen, so unterschiedlichen Besuchern nie langweilig geworden. Das freudige „Was machen wir heute“ ist mir ein Ansporn für ein lebendiges Museum, nicht lockerlassen, nachfragen, dranbleiben an einem Thema oder sich vorurteilsfrei mit etwas ganz Unbekanntem, Neuem zu beschäftigen. eu