Stadt & Leute

„Ergreifen Sie die ausgestreckte Hand!“

Stadt lud zum Sonderbranchentreffen Bauhandwerk – Großes Auftragsvolumen in den kommenden Jahren, große Offenheit für Vergabe an das örtliche Handwerk

Gute Nachrichten sind in der derzeitigen Wirtschaftskrise eher selten, aber beim Sonderbranchentreffen des Bauhandwerks am 13. Mai präsentierte die Gastgeberin Stadt Heidelberg gleich mehrere: 30 Millionen Euro wird die Stadt Heidelberg 2009 und 2010 in die Sanierung von Schulen investieren, weitere Millionen erwartet die Stadt für Bau- und Sanierungsmaßnahmen aus dem Konjunkturpaket II. Die besondere Botschaft: Bei den Auftragsvergaben würde die Stadt das örtliche Bauhandwerk gerne bestmöglich berücksichtigen.

Im Gespräch beim Sonderbranchentreffen (von links): Xenia Hirschfeld, Leiterin des Gebäudemanagements, Rolf Stroux, Leitender Baudirektor des Universitätsbauamtes, Ulrich Jonas, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung, Erster Bürgermeister Bernd Stadel und Margot Preisz, Kreishandwerksmeisterin. (Foto: Rothe)
Im Gespräch beim Sonderbranchentreffen (von links): Xenia Hirschfeld, Leiterin des Gebäudemanagements, Rolf Stroux, Leitender Baudirektor des Universitätsbauamtes, Ulrich Jonas, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung, Erster Bürgermeister Bernd Stadel und Margot Preisz, Kreishandwerksmeisterin. (Foto: Rothe)

Die etwa 100 Vertreter der örtlichen Handwerksbetriebe, die der städtischen Einladung in den Spiegelsaal des Prinz Carl gefolgt waren, hörten es gerne und beteiligten sich lebhaft und mit vielen Anregungen an der abschließenden Diskussion.

Nach der Begrüßung durch den Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung Ulrich Jonas wies Erster Bürgermeister Bernd Stadel auf die „übergroßen Zukunftschancen Heidelbergs“ hin, die auch Chancen für das örtliche Bauhandwerk seien. Ganz anders als in anderen Kommunen boome hier die Baubranche und die Stadt tue alles dafür, auch in den kommenden Jahren Investitionen zu tätigen und Aufträge zu sichern. Das Handwerk sei für den Wirtschaftsstandort Heidelberg von enormer Bedeutung. Es stelle Ausbildungs- und Arbeitsplätze bereit und sei ein wichtiger und verlässlicher Partner der Kommune, so Stadel.

Partner beispielsweise bei den Auftragsvergaben des städtischen Gebäudemanagements, zu denen in den vergangenen Jahren große Projekte wie das Sportzentrum West, die Realschule Kirchheim oder das Feuerwehrgerätehaus Handschuhsheim/Neuenheim gehörten. Amtsleiterin Xenia Hirschfeld ließ die „Highlights“ der Neubau- und Sanierungsmaßnahmen Revue passieren und zeigte, dass das Gebäudemanagement zwischen 1999 und 2008 pro Jahr Investitionen zwischen elf und 25 Millionen Euro getätigt habe. Durch Heidelbergs Schulsanierungsprogramm und die zu erwartenden Mittel aus dem Konjunkturpaket steigen die städtischen Investitionen 2009 auf 37,5 Millionen Euro an, 2010 auf 39,1 Millionen Euro. „Bewerben Sie sich um diese Aufträge“, appellierte Xenia Hirschfeld an das örtliche Bauhandwerk.

Ein Appell, der von Rolf Stroux, Leitender Baudirektor des Universitätsbauamtes, bekräftigt wurde. Das Universitätsbauamt betreue 350 Gebäude und jährliche Bau- und Sanierungsmaßnahmen in Höhe von 50 bis 60 Millionen Euro. In den nächsten zwei Jahren stehen gar Maßnahmen in Höhe von 70 bis 100 Millionen Euro an, unter anderem wegen des Neubaus der Universitäts-Frauenklinik.

„Ergreifen Sie die ausgestreckte Hand“, fasste Ulrich Jonas die präsentierten positiven Aussichten fürs örtliche Handwerk zusammen. „Wir wollen dieses große Bauvolumen stemmen und dies gerne mit Ihnen. Bewerben Sie sich gezielt und schließen Sie sich zusammen!“ Um das lokale Handwerk aktiv zu unterstützen und seine Chancen zu erhöhen, bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen zum Zuge zu kommen, hat die städtische Wirtschaftsförderung einiges in Bewegung gesetzt. Die vom Land Baden-Württemberg erhöhten Wertgrenzen bei Auftragsvergaben werden von der Stadt im Regelfall ebenso berücksichtigt wie die sachgerechte Aufteilung der Aufträge auf mittelstandsgerechte Teillose. Die Auftragsvergaben werden transparent im Internet unter www.
heidelberg.de/ausschreibungen vor Angebotsaufforderung veröffentlicht, so dass sich die Handwerksbetriebe gezielt auch auf beschränkte Ausschreibungen bewerben können. Bei der Wirtschaftsförderung ist außerdem eine Clearingstelle für Beschwerden eingerichtet worden, zudem gibt es konkrete Unterstützung für Marketingaktivitäten der Handwerksbetriebe.

Ulrich Jonas stellte zwei Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung vor, die sich ganz konkret um die Belange des Handwerks kümmern: Claudia Tuttlies und – als „Mittelstandslotse“ im Rahmen der jüngst ins Leben gerufenen Mittelstandsoffensive – Tobias Menzer.

Margot Preisz, Kreishandwerksmeisterin der Kreishandwerkerschaft Heidelberg, bedankte sich bei der Stadt und der Wirtschaftsförderung für die guten Nachrichten und die Veranstaltung. „Ich setze auf meine Handwerker“, so ihr Schlusswort.

Die Handwerker selbst zeigten sich zufrieden über „das neue Vorgehen der Stadt“ und „viele offene Gespräche mit dem Oberbürgermeister und der Wirtschaftsförderung“. Und sie hatten einige Wünsche und Anregungen mitgebracht. So möge die Stadt bei der Vergabe von Aufträgen noch stärker das örtliche Handwerk berücksichtigen, denn schließlich würden die Heidelberger Betriebe den Service vor Ort leisten und hier Gewerbesteuer zahlen. Faktoren wie das in Heidelberg höhere Lohnniveau sollten dem Heidelberger Handwerk bei Ausschreibungen nicht negativ angelastet werden. Vielmehr solle die Stadt stärker qualitative Gesichtspunkte, wie das Engagement der Betriebe bei der Ausbildung oder die Beteiligung an Projekten wie „nachhaltiges Wirtschaften“, positiv bei Ausschreibungen bewerten. Auch solle die Stadt dafür Sorge tragen, dass nach dem Auslaufen der Konjunkturprogramme genügend Aufträge für das örtliche Handwerk vorhanden seien. (hei)

Weitere Informationen

Amt für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung,