Stimmen aus dem Gemeinderat

SPD

Karl Emer

Bericht zur Sozialen Lage: Kultur schaffen – Brücken bauen

Karl Emer

Seit drei Monaten liegt er auf dem Tisch und wird vielfach diskutiert: Der „Bericht zur Sozialen Lage in Heidelberg“, der erste Bericht dieser Art seit 20 Jahren (siehe http://ww1.heidelberg.de/buergerinfo, Gemeinderat am 20.12.07). Großen Dank dem Arbeitskreis aus Fachämtern und externen Mitgliedern aus sozialen Organisationen, Fachdiensten und Unternehmen! Die umfangreiche Datensammlung ist für uns eine erstklassige Grundlage, in den kommenden Monaten gemeinsam mit unserem Sozialbürgermeister Dr. Gerner nach richtigen Schritten und geeigneten Maßnahmen zu suchen, soziale Ausgrenzung abzubauen und ihr vorzubeugen. Denn obwohl unsere Stadtbevölkerung zu den reichsten der neun baden-württembergischen Großstädten zählt (wir haben nach Baden-Baden prozentual gleich viele Millionäre wie Stuttgart und Pforzheim), gibt es Viertel, in denen die Armut mit vielen Gesichtern regiert.

Die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft hängt ganz wesentlich von der Kraft der Städte ab. Sie vor allem müssen die ökonomischen und gesellschaftlichen Umwandlungen gestalten und Integrationsleistungen erbringen. Das gegenwärtige Bild ist widersprüchlich. Zum einen gewinnt die Stadt eine neue Attraktivität: Wissensarbeiter und Kulturschaffende – und mit ihnen boomende Wirtschaftszweige – siedeln sich bevorzugt in urbanen Quartieren an; berufstätige Eltern mit kleinen Kindern entdecken vermehrt die innerstädtische Lebensqualität und machen sich dort sesshaft, wenn sie bezahlbaren Wohnraum finden; Senioren schätzen die Stadt der kurzen Wege. Zum anderen verstärken sich vielerorts die Krisensymptome mit verarmten und benachteiligten Stadtquartieren.

Auch in Wachstumszentren wie der Metropolregion Rhein-Neckar driftet die Gesellschaft sozial auseinander. Gleichzeitig sind Städte ein Experimentierfeld für die kulturell vielfältige Gesellschaft mit allen Chancen und Konflikten, die darin angelegt sind. Hier wächst den drei Großstädten besondere Verantwortung für eine soziale Regionalpolitik zu. Wie muss Stadtpolitik sich erneuern, um den Herausforderungen gerecht zu werden? Wie kann die Handlungsfähigkeit der Stadtpolitik gestärkt werden? Welche Aufgaben haben Stadtregierungen in Zukunft, und welche Rolle kann die Stadtgesellschaft bei der Gestaltung ihres Gemeinwesens übernehmen? Wir laden Sie ein, mit uns diese Fragen zu erörtern!

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte zum Jugendstrafrecht mag die Aussage des amerikanischen Soziologen Richard Sennett hilfreich sein: „Wer von einer neuen sozialen Ordnung träumt, muss auch eine Kultur schaffen, die jenseits der Ungleichheit Brücken baut. Respekt muss man lernen, man kann keinem befehlen, einen anderen Menschen zu respektieren.“

Herzliche Einladung zum „Dampf ablassen – Kaffee trinken mit Ihren SPD-Stadträten“ am Samstag, 12.1., 11 bis 13 Uhr, Café Extrablatt, Hauptstraße 53. Mehr unter www.spd-fraktion-heidelberg.de