Stadt & Leute

Wechsel in der Pfaffengasse

Dr. Walter Mühlhausen übernimmt die Geschäftsführung der Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Ulrich Graf, seit 1989 Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, tritt mit Ablauf dieses Monats in den Ruhestand. Nachfolger des 65-jährigen Politikwissenschaftlers wird dessen bisheriger Stellvertreter Dr. Walter Mühlhausen (51).

In Vertretung des erkrankten Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums, Dr. Henning Scherf, verabschiedete Professor Hartmut Soell den langjährigen Geschäftsführer im Rahmen des traditionellen Neujahrsempfangs in der Ebert-Gedenkstätte. Wie Soell würdigten auch der Vorsitzende des Stiftungsvorstands Jan Hoesch, Bürgermeister Dr. Joachim Gerner und Dr. Dieter Dowe von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn die Verdienste Grafs.

Unter dessen Leitung entwickelte sich das Heidelberger Ebert-Haus zur meistbesuchten Politiker-Gedenkstätte in Deutschland mit rund 60.000 Besuchern im Jahr. Bürgermeister Dr. Gerner nannte es eine Bereicherung des Heidelberger Kulturlebens und dankte auch im Namen des Gemeinderats für die Zusammenarbeit zwischen Stiftung, Gedenkstätte und Stadt.

In die Amtszeit Grafs fiel die räumliche Erweiterung der 1986 in der Trägerschaft einer Bundesstiftung eröffneten Gedenkstätte im Geburtshaus Friedrich Eberts in der Pfaffengasse 18. Im vergangenen Jahr wurde die Dauerausstellung über Leben und Wirken des ersten deutschen Reichspräsidenten neu gestaltet und auf den neuesten museumstechnischen Stand gebracht. Zu den Besuchern der Gedenkstätte während der Ära Graf gehörten unter anderem die Bundespräsidenten Roman Herzog, Johannes Rau und Horst Köhler sowie die Nobelpreisträger Willy Brandt und Günter Grass.

Im Ruhestand will sich Ulrich Graf verstärkt seinen Ehrenämtern widmen. Er gehört dem Kreisvorstand der Arbeiterwohlfahrt und dem Vorstand des Vereins Alt-Heidelberg an und ist in der von Hans-Jochen Vogel gegründeten Vereinigung „Gegen Vergessen – für Demokratie“ aktiv. Außerdem engagiert er sich für Landarbeiterkinder in Peru, dem Heimatland seiner Frau.

Sein Nachfolger Walter Mühlhausen kennt die Ebert-Gedenkstätte von Anfang an. Der Historiker für Neue und Neueste Geschichte promovierte an der Universität Kassel und begann 1986 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Geschäftsführer bei der Stiftung. Er ist Autor der 2006 erschienenen ersten umfassenden Biografie Friedrich Eberts.

Viele Jahre war Walter Mühlhausen Lehrbeauftragter an der Universität Mannheim. Jetzt lehrt er als Privatdozent an der Technischen Universität Darmstadt, wo er sich auch habilitierte. Der „bekennende Hesse“ Mühlhausen ist Mitglied der Kommission für politische und parlamentarische Geschichte beim Hessischen Landtag und des wissenschaftlichen Beirats des Vereins für die Geschichte der Arbeiterbewegung in Hessen.  (br.)