Stadt & Leute
Zukunftsmusik in der Stadtbücherei
Stadtbücherei-Direktorin Regine Wolf-Hauschild zum Symposium „Visionen für die Zukunft“
Visionen! Die sind gefragt, wenn die 100 einmal überschritten ist. Zum runden Geburtstag haben Stadtbücherei-Direktorin Regine Wolf-Hauschild und ihr Team gemeinsam mit namhaften Experten, mit Kommunalpolitikern, Kunden und vielen anderen Partnern im Rahmen eines Symposiums Ende September Ideen zur Zukunft der Stadtbücherei entwickelt. Ein STADTBLATT-Gespräch über die Ergebnisse.
? Frau Wolf-Hauschild, gibt es im Jahr 2020 noch Bücher in der Stadtbücherei?
Wolf-Hauschild: Aber ja doch, es gibt ja auch heute Bücher, obwohl man bei den ersten PCs schon einmal das Buch totgesagt hatte. Das Buch ist praktisch, haptisch angenehm, sehr beweglich und wahrscheinlich im Jahr 2020 kostbarer als heute, zumindest wünsche ich mir das. Professor Götz Werner sagte in seinem Impulsreferat, dass Nachfrage aus einer Mangelsituation entsteht, und wenn wir das Buch verknappen, es nur noch als Kunstwerk sehen und Wissen in anderer Art – aber immer auch durch Bibliotheken – verbreitet wird, dann werden viele Menschen Bücher noch mehr schätzen als es heute der Fall ist.
? Die Generation 50 plus wird künftig unsere Gesellschaft wesentlich prägen. Es gibt immer mehr ältere und weniger jüngere Menschen. Wie wollen Sie auf diesen Trend reagieren?
Wolf-Hauschild:Grundsätzlich richtet sich unser Angebot an Erwachsene, ob sie nun 20, 50 oder 80 Jahre alt sind, inhaltlich müssen wir Interessen befriedigen, ob nun Kriminalromane gefragt sind oder es um den neuen Bestseller geht, oder ob unsere Leserinnen und Leser sich Lesestoff zur Lebensbewältigung holen. Das hat das Symposium ganz klar gezeigt und in der Arbeitsgruppe „Ältere“ ist uns ins Stammbuch geschrieben worden: 50 plus will keine Extrawurst! Aber die Nutzung muss leicht, angenehm und unterstützend sein – kompetente Beratung, gutes Leitsystem sind dazu Stichworte. Da können wir noch mehr tun und unsere Angebote weiterentwickeln.
? Welche Angebote kann und muss Ihr Haus Jugendlichen bis 18 Jahren im digitalen Zeitalter machen?
Wolf-Hauschild: Die Zielgruppe 13 bis 18 braucht uns als Bildungsstätte, sieht die Stadtbücherei aber auch als einen Ort zur Freizeitgestaltung, indem die Trends, die diese Altersgruppe interessieren, verfolgt werden, sie an der Ausgestaltung beteiligt werden und wo sie Räume finden, in denen sie sich treffen und miteinander arbeiten können, aber auch ihren Freizeitinteressen wie Computernutzung, quatschen, Musik hören, Spiele spielen möglichst in Lounge-Atmosphäre frönen können. Sie wünschen sich die Bücherei als sozialen Raum, der die beiden Gegenpole Bildungsstätte und Freizeiteinrichtung ideal verbindet. Das bedeutet auch neueste Trends in virtuell-technischer Hinsicht und geht so weit, dass es neben dem Personal, das möglichst jung, also nahe an der eigenen Altergruppe dran ist, virtuelle Bibliotheksangestellte gibt, die Rock-Konzerte geben. Alle Formen von Medien müssen verfügbar sein, höchst aktuell und die Bücher zum Lernen sollten möglichst mit Zusatzwissen angereichert sein und das, was man sucht, muss durch intelligente virtuelle Leitsysteme schnell und ohne Nachschlagen gefunden werden können.
? Wie sieht Ihre Vision der nahen Zukunft aus? Sagen wir vom Jahr 2010...
Wolf-Hauschild: Dazu haben wir im Symposium klare Aussagen zusammengetragen. Die Stadtbücherei muss ihren Weg weitergehen und das Haus als Ort der Kommunikation und Inspiration weiterentwickeln. Das Personal soll, unterstützt durch intelligente Systeme, seine Beratungstätigkeit eher ausbauen, in der Bibliothek werden die Informationen durch Menschen übersetzt und die gewünschte Vielfalt der Angebote macht die Bücherei zum Treffpunkt des Miteinanders von Medien und Menschen, von Generationen und Nationen. Die Bibliothek ist inszeniert und hat über den eigenen Ort hinaus ein Netz von Partnern und praktiziert einen hohen Grad von Partizipation ihrer Leserschaft, denn Lesen ist der Grundstock allen Tuns, wenn es um die Stadtbücherei Heidelberg geht. eu