Stadt & Leute
Bessere Chancen für Hauptschüler/innen
Gemeinderat beschließt Konzept zur Weiterentwicklung der Hauptschulen – Ab 2007/2008 vier Hauptschulstandorte
Überwältigendes Votum für das Konzept zur Weiterentwicklung der Heidelberger Hauptschulen: Bei nur einer Gegenstimme beschloss der Gemeinderat am 2. August, die Anzahl der Hauptschulen auf vier Standorte in den Stadtteilen Handschuhsheim (Heiligenbergschule), Pfaffengrund (Albert-Schweitzer-Schule), Kirchheim (Geschwister-Scholl-Schule) und Boxberg (Waldparkschule) zu reduzieren.
Das Konzept soll zum Schuljahr 2007/2008 umgesetzt werden. Die Standorte der Grundschulen bleiben erhalten.
„Es geht einzig darum, den Hauptschülern bessere Chancen zu geben“, hatte Oberbürgermeisterin Beate Weber bereits in der Bürgerfragestunde klargestellt. Die Eckpunkte des Hauptschul-Konzeptes erläuterte Sozialbürgermeister Dr. Joachim Gerner zum Einstieg in die engagiert geführte Debatte:
• Verbesserte Ausbildung und Chancen durch Ganztagsschulen. Zwei der vier Hauptschulen sind bereits genehmigte Ganztagsschulen, die anderen zwei Werkrealschulen, die auch zu Ganztagsschulen ausgebaut werden sollen.
• Notwendige Konzentration durch zurückgehende Schülerzahlen. Von 2001 bis 2006 ist die Schülerzahl an Hauptschulen in Heidelberg um 15 Prozent auf 902 zurückgegangen – bei insgesamt 18.700 Schüler/innen in Heidelberg. Bis zum Schuljahr 2012/2013 wird ein weiterer Rückgang auf 840 Hauptschüler prognostiziert.
• Gute Erreichbarkeit aller Standorte mit Bussen und Bahnen.
• Garantie von Parallelklassen an allen Standorten.
• Ausreichende Räumlichkeiten an allen Standorten.
• Optimale Klassengrößen. Alle Experten seien sich einig, so Gerner, dass die Klassen zur Förderung der Lernatmosphäre nicht zu klein sein dürfen. 21 bis 25 Schüler seien ein ideales Maß.
„Wir sind uns alle einig, dass es so wie zurzeit nicht gut ist“, betonte CDU-Stadträtin Kristina Essig. Auf vielen Sitzungen habe man sich Expertenrat eingeholt. „Bitte seien Sie so offen, es zu probieren“, appellierte sie an Schüler, Lehrer und Eltern.
Lore Schröder-Gerken, Stadträtin der „Heidelberger“ und selbst Lehrerin, erinnerte an die inzwischen elf Jahre dauernden Diskussionen zum Thema: „Und jedes Jahr bleiben mehr als 200 Hauptschüler/innen auf der Strecke, nur 23 finden eine Lehrstelle.“ Ziel müsse es sein, das Selbstbewusstsein der Hauptschüler/innen zu stärken.
Verständnis für die vorgetragenen Bedenken äußerte SPD-Stadträtin Anke Schuster. Aber das Konzept bedeute eine eindeutige qualitative Verbesserung der Hauptschulausbildung. Es sei gemeinsam mit den Hauptschulrektoren entwickelt worden. Nach dem Grundsatzbeschluss seien jetzt Lehrer, Schüler und Eltern gefragt, das Konzept zu konkretisieren.
Zustimmung auch von GAL-Stadträtin Susanne Bock, die sich jedoch eine frühzeitigere Einbindung der Eltern gewünscht hätte. Dass es mit dem Konzept nicht um Einsparungen geht, sondern um eine Qualitätssteigerung der Ausbildung, betonten FDP-Stadträtin Annette Trabold und Dr. Ursula Lorenz von den Freien Wählern. Dr. Arnulf Weiler-Lorentz, Stadtrat der „Bunten Linken“, kritisierte, das gesamte Konzept funktioniere nur nach dem Prinzip Hoffnung. Er stimmte als Einziger nicht zu.
Mit dem Grundsatzbeschluss wurden verschiedene Anträge verabschiedet, unter anderem: die Sicherstellung von Hauptschul-Klassengrößen mit maximal 25 Schülern, die Öffnung der Hauptschul-Bezirksgrenzen und die Umwandlung aller Hauptschulen zu gebundenen Ganztagesschulen. (hei)