Stadt & Leute

Die Stadt am Fluss verwirklichen

Stadtteilrahmenplan Altstadt, Teil 2, im Bezirksbeirat Altstadt vorgestellt

Nach einer intensiven Bürgerbeteiligung mit zwei Workshops Ende vergangenen Jahres hat am 25. Juli Oberbürgermeisterin Beate Weber Teil 2 des Stadtteilrahmenplans Altstadt mit dem Entwicklungskonzept und den Maßnahmenvorschlägen dem Bezirksbeirat und der Öffentlichkeit vorgestellt. Damit liegt jetzt für alle Stadtteile ein Entwicklungskonzept vor.

Urbanes Flair auf dem Marktplatz
Marktplatzatmosphäre: Urbanes Flair in einem lebendigen Stadtteil (Foto: Stadt Heidelberg)

Die Oberbürgermeisterin betonte, Hauptziel des Stadtteilrahmenplans sei es, Entwicklungsvorschläge für eine sozial, städtebaulich, wirtschaftlich und ökologisch zukunftsfähige Entwicklung der Altstadt zu machen. Besonders wichtig sei dabei, das reichhaltige historische Erbe zu bewahren, die Gestaltungsqualität des öffentlichen Raumes zu verbessern und sie als lebendiges und ökonomisch tragfähiges Zentrum Heidelbergs zu sichern. Die zentrale Herausforderung bestehe darin, auf die Entwicklungsdynamik zu reagieren, um sozioökonomische Veränderungen und Wachstum zu ermöglichen und gleichzeitig das überlieferte Stadtbild und sein Umfeld zu respektieren.

Der Stadtteilrahmenplan zielt darauf ab, unter Beteiligung der Öffentlichkeit eine frühzeitige Koordination der Planungsabsichten sowie klar definierte und gemeinsam erarbeitete Entwicklungsziele und Maßnahmen zu erreichen. Die Präsentation der wichtigsten Entwicklungsziele und Maßnahmenvorschläge aus dem etwa 170 Seiten umfassenden Bericht übernahmen das Amt für Stadtentwicklung und Statistik sowie das Stadtplanungsamt. Danach diskutierten Bezirksbeirat und Bürger/innen im Großen Rathaussaal lebhaft die angesprochenen Ziele und Maßnahmen.

In dem Stadtteil mit der höchsten Einwohner- und Arbeitsplatzdichte wohnen gegenwärtig rund 12.000 Personen, 14.800 haben dort ihren Arbeitsplatz. Die Altstadt weist eine sehr lebendige Mischung unterschiedlicher, teilweise vom universitären Einfluss geprägten, Milieus auf. Mit dem Abschluss des Sanierungsgebiets IV wird das Ziel einer fast flächendeckenden Revitalisierung der Altstadt erreicht sein. Was noch aussteht, ist unter anderem die Verwirklichung der „Stadt am Fluss“, die Aufwertung des Öffentlichen Raums sowie die verbesserte Verkehrserschließung durch den ÖPNV und die Stärkung der Altstadt als Einzelhandelsstandort. Der Wunsch vieler, die Altstadt noch an den Neckar zu rücken, soll nach dem Rahmenplan möglichst rasch angepackt werden, und wenn es auch nur in kleinen Schritten geschieht.

Wegen der zahlreichen Studierenden, die hier leben, wird die Altstadt auch in Zukunft ein junger Stadtteil sein. Die hohe Attraktivität führt jedoch zu einem starken Druck auf den Wohnungsmarkt. Deshalb gilt es, sich für Familienfreundlichkeit einzusetzen und preiswertes Wohnen – wo möglich – zu erhalten.

Die Konzentration verschiedener Funktionen, das historische Ambiente, der Dreiklang von Landschaft, Schloss und städtischem Leben machen den besonderen urbanen Charakter der Altstadt aus. Eine Vielzahl an Kultur- und Freizeiteinrichtungen mit überregionalem Einzugsbereich haben hier ihren Sitz. Die Bedeutung des historischen Kerns als Wohn-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort ist ungebrochen. Als Tourismusziel wird sie weiterhin von ihrem weltweiten Bekanntheitsgrad und ihrem nicht nur romantischen Image profitieren.

Man lebt gerne mitten im Geschehen. Dass dies nicht immer ganz konfliktfrei ist, ist bei der Fülle der unterschiedlichsten Nutzungen auf engem Raum unausweichlich. So lag dann auch in der sich anschließenden öffentlichen Diskussion ein Schwerpunkt beim Thema „Lärm“, verursacht durch Gaststättenbesucher. Damit die bereits getroffenen Maßnahmen überall ihre volle Wirkung zeigen können, wird auch künftig ein enger Dialog zwischen den Bewohner/innen, Gastronomie, Verwaltung, Polizei und Interessenvertreter/innen notwendig sein.

Die Oberbürgermeisterin sah die vorgetragenen Beschwerden als berechtigt an, betonte aber auch, dass trotz punktueller Nachteile, die das Wohnen in der Altstadt habe, auch die vielen Vorteile gesehen werden sollten. Nirgends sonst in Heidelberg sind die Wege so kurz, dass man (fast) alles zu Fuß erledigen kann. Was andere Stadtteile als Ziel anstreben, einen „Stadtteil der kurzen Wege“, wird in der Altstadt tagtäglich gelebt.

Im Verlauf der weiteren Diskussion gab es Anregungen unter anderem zum Kulturleitsystem, zum Beleuchtungskonzept und den Vorschlag, auf dem Friedrich-Ebert-Platz ein Denkmal für den in der Altstadt geborenen, ersten frei gewählten Reichspräsidenten der Weimarer Republik zu errichten.

Wie geht´s weiter?

Der Bezirksbeirat Altstadt empfahl dem Gemeinderat einstimmig dem Stadtteilrahmenplan zuzustimmen. Am 26. September wird der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss darüber beraten, am 12. Oktober steht der Beschluss des Gemeinderats an. Aufgabe dieser Gremien und der Verwaltung wird es danach sein – unter Berücksichtigung der finanziellen Möglichkeiten und unter Abwägung der Dringlichkeit von Projekten in der gesamten Stadt – die Umsetzung der Ideen zu prüfen und entsprechende Empfehlungen abzugeben.

Der komplette Stadtteilrahmenplan ist ab Mitte Oktober zu beziehen beim Amt für Stadtentwicklung und Statistik, Rathaus, Marktplatz 10, Zimmer 314, Tel.: 58-2150, Fax: 58-4812, E-Mail: stadtentwicklung@heidelberg.de, beim Bürgeramt Altstadt und im Technischen Bürgeramt, Prinz Carl, Kornmarkt 1. Die Vorträge für die Bezirksbeiratssitzung stehen im Internet unter: www.heidelberg.de, Planen, Bauen, Wohnen>Stadtentwicklung und Stadtplanung>Stadtteilrahmenplanung>Publikatio-nen>Altstadt.

Wesentliche Entwicklungsziele für die nächsten 10 Jahre

• Historisches Erbe ohne museale Erstarrung bewahren, Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste (vermutlich noch 2007).

• Vision „Stadt am Fluss“ verwirklichen, auch kleinteilig und schrittweise.

• Gestalt- und Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums (Plätze, Straßen, Freiflächen) erhöhen.

• Durch verbesserte Beleuchtung auch nachts mehr Orientierung- und Identifikationspunkte sowie Atmosphäre schaffen.

• Nutzungsvielfalt erhalten. Vorrangbereiche für Einkaufen, Wissenschaft, Wohnen, Freizeit und Naherholung beachten.

• Wohnnutzung in der Kernaltstadt stärken.

• Entwicklung zu einem familienfreundlichen Stadtteil.

• Nahversorgung verbessern und zeitlich flexible Betreuungsinfrastruktur für 0-10-Jährige.

• Altstadt als lebendiges und ökonomisch tragfähiges Zentrum sichern, Konkurrenzfähigkeit und Attraktivität des Handels erhöhen.

• Umorientierung zu einem sozial- und umweltverträglichen Tourismus fortsetzen.

• Rasche Straßenbahnerschließung.

• Königstuhl als wichtiges Naherholungsgebiet mit großer ökologischer Bedeutung sichern.

• Reduzierung des Gaststättenbesucher/innenlärms.