Stadt & Leute
Perspektiven für den Bahnhof
„Bahnhofskonferenz“ im Rathaus – Bahn: Weiterentwicklung nur in Verbindung mit Einkaufszentrum
Die Deutsche Bahn AG kann sich eine Entwicklung des Heidelberger Hauptbahnhofs nur mit einem Einkaufszentrum vorstellen – das ist die zentrale Botschaft, die Wolf-Dieter Siebert, Vorstandsvorsitzender der Bahn-Tochter DB Station & Service, der Stadt zur „Bahnhofskonferenz“ mitbrachte, die am vergangenen Mittwoch im Neuen Sitzungssaal des Heidelberger Rathauses stattfand.
Siebert legte ein Konzept „Bahnhofsentwicklung Heidelberg – Aufwertung von Bahnhof und Umfeld“ vor, das auf die Errichtung eines Einkaufszentrums in der Bahnstadt setzt. Nur mit einer Paketlösung werde ein Investor zu finden sein, der bereit sei, auch die notwendigen Investitionen im Bahnhof selbst und im unmittelbaren Umfeld zu tätigen. Gedacht ist hier unter anderem an eine aufgewertete Ladenstraße im Bahnhof, ein Parkhaus, ein Fahrradparkhaus und eine Verbesserung des Willy-Brandt-Platzes.
In der Frage, wer als Investor in Frage käme, sei die Bahn offen, aber: „Wir sind angesprochen worden vom Investor mfi, der ein Grundstück gegenüber vom Bahnhof (Rückseite) erwirbt. Da sagten wir: das passt in unser Konzept“, so Siebert. Die Essener mfi Management für Immobilien AG, die ihr Konzept vor einigen Wochen im „Europäischen Hof“ den Medien vorgestellte, möchte in der Bahnstadt die „Heidelberg Arcaden“ mit rund 25.000 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie 5.000 Quadratmetern für Gastronomie und Dienstleistungen errichten.
Zum Hintergrund erläuterte Siebert, dass sein Unternehmen rund 5.400 Bahnhöfe verwalte, davon 2.400 mit einem Empfangsgebäude. Hundert davon zählt die Bahn zur ersten Kategorie der „Top-Empfangsgebäude“, weitere 500 seien betrieblich notwendig. 1.800 Empfangsgebäude sollen verkauft werden. Der Heidelberger Bahnhof gehört mit rund 44.000 Reisenden pro Tag zur Kategorie der betrieblich notwendigen Empfangsgebäude.
Die DB Station und Service unterscheidet bei den Bahnhöfen zwischen der so genannten „Verkehrsstation“, die für die Abwicklung des Verkehrs notwendig ist, und dem Empfangsgebäude, das bei größeren Bahnhöfen Betriebs- und Service-Funktion (Reisecenter, Geschäfte, Gastronomie) hat. Während es für den Ausbau von Verkehrsstationen Zuschüsse gibt, sind Empfangsgebäude nicht zuschussfähig, so Siebert.
Henrik Thomsen, Leiter Projektentwicklung der DB AG Station & Service, skizzierte das von der Bahn vorgeschlagene Beteiligungsmodell: Die Kommune schafft das erforderliche Baurecht, ein Investor übernimmt Finanzierung und Entwicklung und die DB Station & Service steuert die Liegenschaften bei. Auf diese Weise wären ein Ausbau des Bahnhofs mit einer neuen Ladenstraße, Parkhäuser für Autos und Fahrräder, die Verbesserung der Vorplatzsituation, die Verlängerung der Bahnsteigbrücke in Richtung Bahnstadt und ein repräsentativer Südzugang möglich.
„Der Bahnhof wird wieder zur Visitenkarte Heidelbergs“, warb Wolf-Dieter Siebert für das Beteiligungsmodell. Als Beispiele für Bahnhöfe, die auf diesem Wege attraktiver geworden sind, nannte er Hildesheim, Würzburg und Wuppertal. Gleichzeitig ließ Siebert keinen Zweifel daran, dass er für eine Aufwertung ohne Einkaufszentrum keinen Spielraum sieht: „Wir ziehen uns auf das betrieblich Notwendige zurück.“
Oberbürgermeisterin Beate Weber, die zur Bahnhofskonferenz auch die Mitglieder des Gemeinderates und die Medien eingeladen hatte, hält eine Aufwertung von Bahnhof und Umfeld nach dem Modell der Bahn für denkbar. (rie)