Stadt & Leute
„Konflikte oft nicht hausgemacht“
STADTBLATT-Gespräch mit dem neuen Bürgerbeauftragten Roland Blatz über seine Arbeit
Seit 1. Juni ist Roland Blatz neuer Bürgerbeauftragter der Stadt Heidelberg. Seine ehrenamtliche Aufgabe: Er soll als neutrale Person bei Konflikten zwischen Bürger/innen und der Stadtverwaltung vermitteln. Wie er sich seine Arbeit für die nächsten drei Jahre Amtszeit vorstellt, darüber sprach er mit dem STADTBLATT.
STADTBLATT: Sie haben ein nicht ganz einfaches Ehrenamt übernommen. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Roland Blatz: Im Stadtentwicklungsplan Heidelberg 2010 steht, Heidelberg soll Stadt des sozialen Ausgleichs sein. Dazu möchte ich beitragen. Das Amt wurde mir in einer Phase angetragen, in der ich überlegte, dass ich in meiner neuen Freizeit als Rentner eigentlich etwas für die Allgemeinheit tun könnte.
Ich habe mit Wohlwollen gesehen, dass sich die Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern geöffnet hat, beispielweise durch die Bürgerämter und die Seniorenzentren. Dennoch gibt es immer wieder Konflikte, zu deren Lösung ich beitragen möchte.
STADTBLATT: Sie waren lange Jahre Geschäftsführer des Caritasverbandes Heidelberg. Inwieweit hilft Ihnen diese Erfahrung im neuen Amt?
Roland Blatz: Als Geschäftsführer hatte ich oft Entscheidungen zu treffen, die nicht immer Freude bei denjenigen auslösten, die sie betrafen. Ich hatte mich mit Konfliktsituationen auseinanderzusetzen und ich erlebte, dass ich es nicht allen Seiten Recht machen konnte. Je besser ich aber meine Handlungen erklärte, desto mehr traf ich auf Verständnis.
STADTBLATT: Wo sehen Sie, auch aus ihrer beruflichen Erfahrung heraus, die Konfliktlinien zwischen Bürger/in und Stadt?
Roland Blatz: Die Konflikte sind oft nicht hausgemacht, die Stadt ist ja in vielen Fällen Erfüllungsgehilfe beim Umsetzen von Verordnungen und Gesetzen. Manche Gesetze sind unreif, Bescheide für den Bürger nicht lesbar. Städtische Mitarbeiter sind nicht frei in ihrer Entscheidung, sie müssen sich an Vorgaben halten. Gerade im sozialen Bereich gab es in letzter Zeit eine Flut von Gesetzesänderungen, die den Entscheidungsspielraum der Stadtverwaltung immer enger machten. Das ist sicher ein Konfliktfeld.
Sehr häufig entstehen die Probleme auch aus den unterschiedlichen Interessenslagen. Was mir passt, muss meinem Nachbarn noch lange nicht gefallen. Und schon kommt dieser als Beschwerdeführer auf das Amt zu, das in diesem Fall entschieden hat. Auch die großen Baustellen in der Stadt bringen Beeinträchtigungen für die Anwohner. Die hoffen, der Bürgerbeauftragte könne helfen, ihre Probleme zu lösen.
STADTBLATT: Haben Sie sich schon eine Strategie der Konfliktlösung zurecht gelegt?
Roland Blatz: Ich will erst einmal genau hinhören und gegebenenfalls auch genau hinsehen. Ich möchte aber auch den Bürger/innen, die mit zu hohen Erwartungen kommen, vermitteln, dass ich zwar mit den Verantwortlichen der zuständigen Ämter sprechen kann, sie aber kaum Änderungen erwarten dürfen. Generell kann ich sagen, dass ich in meiner noch kurzen Amtszeit bisher ein sehr großes Entgegenkommen der städtischen Ämter festgestellt habe.
STADTBLATT: Wie kann man sich an Sie wenden, wenn man ein Problem mit der Stadtverwaltung hat?
Roland Blatz: Für die meisten ist meine Sekretärin Frau Schmitt-Seifert erste telefonische Ansprechstation. Sie kennt die städtischen Ämter ausgezeichnet, sie klärt vieles vor und fordert die notwendigen Unterlagen an.
Das Büro des Bürgerbeauftragten ist dienstags von 9 bis 12 Uhr sowie mittwochs und donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr im Rathaus, Marktplatz 10, Zimmer 216, erreichbar (Termine nach Vereinbarung). Telefon: 06221 58-10260 oder-10270, E-Mail: buergerbeauftragter@heidelberg.de. (neu)