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stadtblatt Jahresrückblick 2018 3 OB-INTERVIEW Mehr Bewohner bedeutet mehr Verkehr in der Stadt – wie wollen Sie das lösen? Würzner Wir haben fast so einen hohen Radfahrer-Anteil wie Kopen- hagen, das immer als die Vorzeige- stadt in puncto Radfahren genannt wird. Und wir stärken den Radver- kehr weiter. Der Radschnellweg von der Südstadt bis in die Bahnstadt wird hervorragend angenommen. Diese Trasse verlängern wir jetzt über die Bahngleise nach Bergheim und bald auch über den Neckar ins Neuenheimer Feld. Wir planen Radschnellwege aus Richtung Mannheim,Schwetzingen, zur Bergstraße und nach Leimen. Aber wir können nicht alles mit dem Radverkehr lösen. Heidelberg setzt auf klimaschonende Mobilität Sondern? Würzner Mit umweltfreundlichen Massenverkehrsmitteln, also vor al- lem mit der Straßenbahn. Deshalb bauen wir unser Straßenbahnnetz massiv aus. In diesem Jahr haben wir zwei Teilprojekte einweihen können. Insgesamt investieren wir dafür 160 Millionen Euro. Und si- cherlich brauchen wir auch eine Straßenbahn, die das Patrick-Hen- ry-Village erschließt. Zurück zur Innenstadt: Wann kommt die neue Elektro-Buslinie? Würzner Eigentlich wollten wir im Dezember schon zwischen Haupt- bahnhof und Altstadt fahren, jetzt wird es wohl Ende Januar. Es gibt Lieferschwierigkeiten bei den Bus- sen. Die deutschen Hersteller hin- ken weit hinterher. Dabei liegt in der Elektromobilität die Zukunft. Wir rüsten jetzt auch sukzessive den städtischen Fuhrpark um und ha- ben gerade die beiden ersten Brenn- stoff-Fahrzeuge erhalten. Das ist die Mobilität der Zukunft. Ich bin froh, dass wir gemeinsam mit Mannheim und Ludwigshafen den Masterplan „Nachhaltige Mobi- lität für die Stadt“ gemacht haben – da stecken noch mehr Maßnahmen drin. Ein anderer Masterplan dreht sich um das Neuenheimer Feld. Wie ist da Ihr Zwi- schenfazit? Würzner Durchwachsen. Beim Masterplanprozess selbst sind wir auf einem guten Weg. Die Welt be- neidet uns um dieses Campus-Are- al. Wir haben von vier renommier- ten Büros Vorschläge bekommen, wie sich das Gebiet entwickeln könnte. 2019 werden wir mit der Bürgerschaft und unseren Projekt- partnern Universität und Land die Konzepte weiter analysieren und bewerten. Das läuft gut. Aber die aktuelle Verkehrssituation ist katastrophal.Das kannman nicht anders sagen. Die Menschen ste- hen abends oft eine Stunde im Stau, selbst wenn sie den Bus nutzen. Das ist unzumutbar. Hier brauchen wir kurzfristige Verbesserungen. Wir haben dazu seitens der Stadtverwal- tung Vorschläge gemacht. Darüber werden wir im nächsten Jahr im Ge- meinderat sprechen. Ein Blick voraus: 2019 findet in Heidel- berg eine internationale Klimaschutz- konferenz statt – was kann Heidelberg da präsentieren? Würzner Wir sind eine Stadt, die Klimaschutz wirklich lebt. Wir wol- len bis 2050 klimaneutral sein. Die Bahnstadt ist der weltweit größte klimaneutrale Stadtteil.Wir fördern umweltbewusstes Verhalten in Kin- dergärten und Schulen. Und wir bie- ten finanzielle Anreize für energeti- sche Gebäudesanierungen oder den Kauf von Elektroautos. Ich freue mich, dass wir der Welt zei- gen können, wie engagiert Heidel- berg und seine Bürgerinnen und Bür- ger beimKlimaschutz sind. Eine engagierte Bürger- schaft, ob im Sport, in der Kultur oder im Sozialbereich Und auf was freuen Sie sich 2019 noch? Würzner Auf einige große Projekte wie den Baustart für das Konferenz- zentrum oder den Sanierungsbe- ginn unserer Stadthalle. Vor allem aber freue ich mich auf die vielen kleineren Projekte und auf die Be- gegnungen mit den Initiativen in allen Stadtteilen.Wir haben in allen Bereichen eine sehr engagierte Bür- gerschaft, ob im Sport, in der Kultur oder im Sozialbereich. Sie stellen fantastische Dinge auf die Beine, die wir als Stadt allein niemals leisten können, wenn ich zum Beispiel an die Jugendarbeit der Vereine denke oder an die gelebte Nachbarschafts- hilfe. Dafür kann ich mich als Oberbürger- meister nicht oft genug bedanken. Dieses Engagement ist das Funda- ment unserer Gesellschaft. Das ist ein enormer Schatz in unserer Zeit, den wir immer pflegen müssen. Ein Jahresrückblick des Oberbürger- meisters ist auch als Gespräch mit dem Journalisten Ralph Kühnl im Internet zu sehen. www.heidelberg.de „Alleine auf den früheren Kaser- nengeländen in der Südstadt ent- stehen rund 1.500 Wohnungen – davon 70 Prozent im preiswerten Segment.“ ( Foto Rothe) „Wir wollen bis 2050 klimaneutral sein. Wir haben mit der Bahnstadt den weltweit größten klima- neutralen Stadtteil gebaut.“ ( Foto Stadt HD)

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